Auf der Suche nach Mutmachern
ERC Ingolstadt hofft trotz bitterer Auftaktniederlage gegen Köln auf Wende im Pre-Play-off-Duell

11.03.2024 | Stand 12.03.2024, 16:15 Uhr

Half in der Not: Goalie Devin Williams erbrachte nach Ansicht vieler Fans noch die stärkste Leistung aufseiten der Panther im ersten Play-off-Duell gegen Köln. Foto: Traub

Eine enttäuschende Leistung, aufgebrachte Fans – aber entschlossene Spieler: Um den Kampf um das Viertelfinalticket aufrechtzuerhalten und das frühzeitige Saisonende noch abzuwenden, muss der ERC Ingolstadt nach der 1:5-Niederlage zum Auftakt der „Best-of-Three“-Serie gegen die Kölner Haie das zweite Spiel an diesem Mittwoch (19.30 Uhr/ Magenta Sport und DF1) in der Lanxess-Arena gewinnen. Doch die Panther sind zuversichtlich, dass die Wende gelingt.



Freud und Leid lagen am Sonntag beim ERC Ingolstadt ganz dicht beieinander. Wenige Stunden, nachdem das Frauenteam in der DFEL das Finale erreicht hatte, wurden die Männer mit Pfiffen vom Eis geschickt. 60 Minuten lang hatte der Vizemeister zuvor gegen die Kölner Haie enttäuscht, sich kaum Torchancen erarbeitet und defensiv unzählige Fehler produziert. Besonders im zweiten Drittel wurden die Ingolstädter von den Haien um den überragenden Justin Schütz vorgeführt. Sogar der Gegner war überrascht, „dass wir so dominieren“, wie Goalie Tobias Ancicka meinte. „Selbst das Gegentor war ja eher ein Zufallsprodukt.“

Der Treffer von Patrik Virta in der 38. Minute hatte vor allem keine Wirkung mehr, denn da hatten die Panther bereits fünf Tore kassiert. „Es lag nicht am fehlenden Willen“, meinte Trainer Mark French. „Wir sind vielmehr vollkommen von unserem Spielplan abgekommen.“ Das begann bereits nach wenigen Minuten, als seine Panther die Balance zwischen physischem Spiel und Disziplin vermissen ließen und gleich drei Strafzeiten kassierten. In der neutralen Zone agierten sie viel zu langsam, in der Offensive fanden sie keinen Weg durch die groß gewachsenen Kölner Abwehrspieler und erlaubten sich immer wieder haarsträubende Puckverluste, die die Haie eiskalt nutzten. „Wir schießen die Scheibe tief, aber wir haben maximal einen Mann in der Nähe des Pucks. Dadurch hat Köln mit ein, zwei kleinen Pässen die Chance, umzudrehen und mit Speed wieder durch die neutrale Zone zu kommen“, erklärte Stürmer Daniel Pietta.

Nicht aus Fehlern gelernt



Besonders verwunderte, dass die Ingolstädter aus ihren Fehlern nicht gelernt hatten: Schon in der Hauptrunde hatten sie gegen die Haie insgesamt 17 Gegentore kassiert, erst eine Woche zuvor gegen die Rheinländer nach einem guten Spielstart schnell den Faden und am Ende mit 3:5 verloren. „Wir wussten ganz genau: Alle Tore, die sie in den vier Hauptrundenspielen geschossen hatten, resultierten zum Großteil aus unseren Turnovern“, meinte Pietta. „Das wollten wir eigentlich diesmal vermeiden – aber das hat nicht geklappt.“

Den Fans stieß vor allem die Art der Niederlage sauer auf. Von einer „Katastrophe“, einem „Offenbarungseid“ und „Arbeitsverweigerung“ war in den Sozialen Medien zu lesen, beschämend, unwürdig, mutlos und ohne Herz sei der Auftritt gewesen. „Man kann immer verlieren, aber man muss mit Anstand verlieren“, konstatierte die ERC-Fanbeauftrage Petra Vogl im Gespräch mit unserer Zeitung. „Natürlich ist den Fans bewusst, dass wir nicht jedes Mal ins Finale kommen können. Aber ich vermisse die Leidenschaft und den unbedingten Willen zu siegen. Man muss immer sehen, dass eine Mannschaft kämpft.“

Die Stimmung unter den Fans, die ihre Spieler nach dem vierten Gegentor noch mit „Wir wollen euch kämpfen sehen“-Rufen aufzurütteln versuchten, ist entsprechend schlecht. „Die Enttäuschung sitzt immer noch tief. Es ist bitter, weil man keine Erklärungen findet, warum es nicht funktioniert“, sagt Vogl. „Zu Saisonbeginn sah man noch Leidenschaft, aber die ist völlig abhandengekommen. Man hat das Gefühl, es steht keine Mannschaft auf dem Eis. Da muss sich grundsätzlich etwas an der Einstellung verändern.“

Hoffnung auf die Wende



Wie schnell sich der Wind allerdings drehen kann, hat man bei den Kölnern gesehen, die noch am vergangenen Freitag eine 1:6-Heimniederlage zum Hauptrundenabschluss gegen die Adler Mannheim kassiert und damit bei den eigenen Fans, die Trainer Uwe Krupp anzählten, ordentlich Kredit verspielt hatten. Doch in der Schanz setzten die Haie ein Zeichen und bestanden mit einer konzentrierten Leistung den Charaktertest. „Köln hat sich auch an der Ehre gepackt gefühlt. Sie waren von der ersten Minute an aggressiver, wollten das unbedingt“, sagt Vogl. Die Panther-Fans wünschen sich nun auch von ihrem Team am Mittwoch eine derartige Reaktion, auch French erwartet „eine Antwort unserer Jungs im zweiten Spiel“.

Kapitän Fabio Wagner, der bei einem Sieg am Mittwoch in Köln am darauffolgenden Tag sein 500. DEL-Spiel bestreiten würde, will den „Reset-Button“ drücken, Pietta den Frust und die Enttäuschung in Energie umwandeln, French nach zehn Minuten nicht wieder das Momentum verlieren. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagte Wagner. „Aber wir glauben an uns, halten zusammen – und werden am Mittwoch alles reinhauen.“