Vom Verteidiger zum Goalgetter
Akif Abasikeles agiert bei Kreisliga-Primus FC Fatih in neuer Rolle – und führt inzwischen die Torjägerliste an

23.12.2023 | Stand 23.12.2023, 18:00 Uhr

Mit Durchsetzungsvermögen und Torriecher: Akif Abasikeles (linkes Foto, links), hier im Kopfballduell mit dem Sandersdorfer Michael Detling, hat in der bisherigen Kreisliga-Saison 17 Tore für Tabellenführer FC Fatih Ingolstadt erzielt. Jubelposen (rechtes Foto) sind da natürlich längst Routine. Fotos: Inkognito

Wenn jemand für 17 Tore nur 15 Ligaspiele braucht, ist eigentlich klar: Hier muss es sich um einen klassischen Mittelstürmer handeln. Technisch stark, dazu natürlich mit reichlich Durchsetzungsvermögen und einem ausgeprägten Torriecher ausgestattet. Beobachter werden Akif Abasikeles vom Kreisligisten FC Fatih Ingolstadt sicher auch diese Eigenschaften zuschreiben. Der türkischstämmige Vollblutfußballer, in Hof an der Saale geboren, seit seinem zweiten Lebensjahr aber in Ingolstadt, kommentiert seine Quote indes eher nüchtern: „Ich würde nicht sagen, dass ich der perfekte Stürmer bin. Ich habe vielleicht einen gewissen Instinkt – das war es dann aber auch schon.“

Fragt man Fatih Topcu, den Cheftrainer des Tabellenführers der Kreisliga 1 Donau/Isar, dann wird schnell klar, warum Abasikeles einer der auffälligsten Spieler der Liga und sicher auch ein Stück weit darüber hinaus ist. „Seine Mentalität, sein Ehrgeiz seine Torgeilheit – das ist einfach Wahnsinn“, gerät sein Coach schnell ins Schwärmen. Die beiden kennen sich seit vielen Jahren, sind mit ihrem Ex-Verein FC Grün-Weiß Ingolstadt und mit dem FC Fatih gemeinsam auch schon je einmal bayerischer Hallenmeister geworden. „Akif braucht nicht viele Chancen. Wenn er im Strafraum an den Ball kommt, gibt es zu 90 Prozent ein Tor“, beschreibt Topcu seinen Weggefährten.

Dabei ist Abasikeles eher zufällig zu seiner neuen Rolle als Stürmer gekommen. Nach den Anfängen beim FC Grün-Weiß, über die Jugendvereine MTV Ingolstadt, TSV Ingolstadt-Nord und SV Manching, bis zu seinen Stationen im Herrenbereich (Manching, Grün-Weiß, Fatih) hat der 25-Jährige nahezu durchgängig als Innenverteidiger oder defensiver Mittelfeldspieler agiert. In der laufenden Saison hatte der FC Fatih nach dem Abstieg aus der Bezirksliga zunächst aber einige Probleme. „Wir haben uns mit dem Toreschießen sehr schwergetan. Nach fünf, sechs Spielen hatten wir einfach das Gefühl, dass wir uns etwas überlegen müssen“, erzählt Chefcoach Topcu. Die Lösung lag denkbar nahe, schließlich ist Abasikeles sein spielender Co-Trainer. „Wir haben dann gemeinsam beschlossen, dass wir es mit Akif im Angriff probieren wollen“, erzählt Topcu. Offensichtlich hatten beide einen guten Riecher.

Dabei war die Umstellung auf die neue Aufgabe für Abasikeles kein großes Ding. Berührungsängste gab es jedenfalls nicht. „Warum?“, fragt er mit einem Grinsen. „Zum einen habe ich auch schon mal aushilfsweise vorne gespielt, außerdem denke ich ohnehin, dass ich auf fast allen Positionen eingesetzt werden kann.“

Die Basis für dieses Selbstverständnis hat Abasikeles schon in seiner Jugend gelegt. „Ich bin im Piusviertel aufgewachsen, auf dem Bolzplatz beim FC Grün-Weiß hat alles angefangen“, erzählt er. Auf solch kleinen Plätzen sind auf engem Raum Technik und Durchsetzungsvermögen gefragt, Fähigkeiten, die ihm heute noch helfen. „Was du als Kind lernst, das bleibt“, sagt er. So wurde er zum Hallenfußballer (unter anderem auch bei Futsal-Bundesligist FC Penzberg), hier bildete er seine Fußball-Mentalität aus. „Ich weiß, dass ich auf dem Platz sehr temperamentvoll bin, aber auch mental stark. Wenn Adrenalin im Spiel ist, will ich nur noch gewinnen“, sagt er.

Die Mischung aus guter Ballbehandlung und Nervenstärke hilft ihm natürlich gerade auch als Torjäger. Dabei scheint es ihm relativ egal zu sein, wie er seine Tore erzielt. „Oft versuchen wir mit Bällen aus dem Halbfeld hinter die Viererkette des Gegners und in die Schnittstelle zwischen die beiden Innenverteidiger zu kommen. Mir fällt es dann meist nicht so schwer, mich dort durchzusetzen“, erzählt Abasikeles, der seine Entscheidungen vor dem Tor dann „meist aus dem Bauch heraus“ trifft. „Ich überlege jedenfalls nicht viel“, sagt er. Außerdem übernimmt er auch gerne Verantwortung. Drei Elfmetertore bessern seine Statistik zusätzlich auf.

Bleibt natürlich die Frage, warum er mit erst 25 Jahren nicht versucht, noch einmal höherklassig zu spielen. Immerhin hat er aus der Zeit beim SV Manching auch schon 24 Landesligaeinsätze (Saison 2017/18) in seiner Vita stehen. „Schwierig“, sagt Abasikeles, „wenn ich ein entsprechendes Angebot bekäme, müsste ich sehr genau überlegen.“ Hintergrund ist, dass er in seinem Job als Anlagenmechaniker im Heizungs- und Sanitärbereich voll gefordert ist, in den Wintermonaten mitunter erst um 21 Uhr nach Hause kommt. Da ist dann nur wenig Platz für größere fußballerische Ambitionen.

Das muss wohl auch nicht unbedingt sein, schließlich fühlt er sich beim FC Fatih Ingolstadt gerade richtig wohl. „Der Verein hat einen tollen Vorstand, es ist alles prima organisiert und wir haben Ambitionen“, erzählt er. „Das einzige was fehlt, ist ein eigenes Trainingsgelände, ein eigener Platz, ansonsten läuft wirklich alles rund.“ Folglich wird Abasikeles seine Fußballkarriere vorerst auch beim FC Fatih fortsetzen, an der Rückkehr in die Bezirksliga arbeiten – und vermutlich auch noch das eine oder andere Tor dazu beisteuern.

DK