Von wegen City-Flitzer. Wenn aus China jetzt bald der neue Smart zu uns kommt, wird aus dem Winzling für den Stadtverkehr ein solides Kompakt-SUV. Diese Eindrücke hinterlässt er bei einer Testfahrt.
Der Smart nimmt einen neuen Anlauf. Weil Mercedes mit dem Bonsai-Benz jahrzehntelang nur Verluste machte, haben sich die Schwaben mit dem chinesischen Auto-Giganten Geely zusammengetan. Die Kooperation trägt nun Früchte: Ab Januar soll der #1 die Smart-Welt auf den Kopf stellen. Der Startpreis von 41.490 Euro ist zwar fast doppelt so hoch wie bisher, doch dafür gibt es auch wesentlich mehr Auto.
Aus dem kleinen City-Flitzer, der mit seinen 2,50 Metern sogar quer in Längslücken parken durfte, ist ein ausgewachsenes SUV für die Kompaktklasse geworden. Mit einer Länge von 4,27 Metern tritt der Smart jetzt gegen Autos wie den Opel Mokka, den VW T-Roc, den Mini Countryman oder den Mercedes GLA an. Und weil sich Smart schon vor drei Jahren vom Verbrenner verabschiedet hat, gibt es den Erstling aus China ausschließlich als E-Mobil.
Cooles Design, fortschrittliches Innenleben
An das Format muss man sich erst einmal gewöhnen. Aber die puristisch-moderne Form ist stimmig und lässt ausgerechnet den EQA aus dem Mutterkonzern etwas verstaubt aussehen. Und vor allem innen macht der #1 einen gewaltigen Sprung. Beim alten Smart regierte oft der Rotstrich. So reichte es gerade für ein Plastik-Ambiente, das ihn ein bisschen wie ein Kaugummi-Automat auf Rädern erscheinen ließ. Doch nun ist innen alles viel schmuckvoller, und ein fortschrittliches Infotainmentsystem befindet sich auch an Bord.
Die digitalen Instrumente hinter dem Lenkrad sind zwar recht klein, doch flimmert darüber ein großes Head-up-Display. Zudem thront über dem Mitteltunnel ein Bildschirm, der größer ist als in der Mercedes C-Klasse. Und die Software funktioniert mindestens genauso gut wie bei der Konkurrenz, ist aber ein bisschen verspielter. Zum Beispiel übernimmt ein virtueller Fuchs die Rolle des Beifahrers.
Mehr Platz und Ausstattung
Völlig neu ist ebenso das Raumgefühl. Zwar gab es auch in der alten Smart-Welt einen Viertürer. Doch die möglichst geringen Außenmaße kosteten die Insassen jegliche Knie- und Schulterfreiheit. Im Neuen Smart sitzt man dank der platzsparenden Skateboard-Architektur besser denn je. So haben selbst die Hinterbänkler genügend Platz für lange Beine. Der Kofferraum fasst 273 Liter. Und wie bei kaum einem E-Auto in dieser Klasse lassen sich die Rücksitze einzeln verschieben, so dass der Stauraum auf bis zu 411 Liter wächst.
Mit dem Aufstieg geht auch eine aufgewertete Ausstattung einher. Zu dieser gehören nun nicht nur eine elektrische Heckklappe, eine automatische Abstandsregelung und ein Panoramadach. Sondern am Fahrzeug ist auch eine 360-Grad-Kamera angebracht, die zusammen mit der Einparkautomatik das Rangieren erleichtert.
Elektrisch in neue Sphären
Der Antrieb lässt am Bekenntnis zur Dekarbonisierung keine Zweifel. Denn an der Hinterachse steckt selbstverständlich eine E-Maschine. Mit 200 kW/372 PS und 343 Nm ermöglicht sie einen Sprintwert von 6,7 Sekunden und beschleunigt den Smart auf bis zu 180 km/h. Da sind die alten Smarts leicht abgehängt - genau wie elektrische Konkurrenten vom Schlage eines EQA oder Mokka.
Und während man bislang allenfalls beim City-Slalom und beim Parken seinen Spaß haben konnte, lockt nun auch die Landstraße. Wie es sich für ein Auto seiner Größe gehört, fühlt sich der #1 hier erwachsen und souverän an. Und für das ganz besondere Fahrerlebnis baut Brabus dem China-Smart Allrad und einen zweiten Motor ein, mit dem er dann auf 315 kW/428 PS kommt.
Vom Kurzstrecken-Auto zum Dauerläufer
Die Energie liefert ein Akku, der mit 66 kWh eine Reichweite von bis zu 440 Kilometern ermöglicht. Das sind rund dreimal so viel wie beim alten Modell und macht den Smart vom Kurzstreckenauto zum Dauerläufer. Geladen wird an der Wallbox mit überdurchschnittlichen 22 kW und an der öffentlichen Säule mit bis zu 150 kW. Damit ist der leere #1 im besten Fall in weniger als 30 Minuten wieder zu 80 Prozent voll.
Fazit: Alles gut, aber nichts mehr typisch Smart
Er sieht klasse aus, macht innen mehr her als die meisten Wettbewerber, hat tolle Fahrleistungen und eine leistungsfähige Batterie. So schafft es der #1 in seinem Segment aus dem Stand in die Spitzengruppe. Doch bei aller Begeisterung hat die Sache für eingefleischte Smart-Fans einen Haken: Bis auf das Markenlogo ist an diesem Auto nichts mehr wie früher. Das gilt für das Format genau wie für den Preis, der sich fast verdoppelt.
Datenblatt: Smart #1
Motor und Antrieb | Elektromotor |
Max. Leistung: | 200 kW/272 PS |
Max. Drehmoment: | 343 Nm |
Antrieb: | Heckantrieb |
Getriebe: | Eingang-Automatik |
Maße und Gewichte | |
Länge: | 4270 mm |
Breite: | 1822 mm |
Höhe: | 1636 mm |
Radstand: | 2750 mm |
Leergewicht: | 1820 kg |
Zuladung: | 450 kg |
Kofferraumvolumen: | 273-411 Liter |
Fahrdaten: | |
Höchstgeschwindigkeit: | 180 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: | 6,7 s |
Durchschnittsverbrauch: | 17,0 kW/100 km |
Reichweite: | 440 km |
Batteriekapazität: | 66 kWh |
Kraftstoff: | Strom |
Schadstoffklasse: | k.A. |
Effizienzklasse: | A+ |
Kosten: | |
Basispreis der Modellreihe: | 41.490 Euro |
Kfz-Steuer: | 0 Euro/Jahr |
Wichtige Serienausstattung: | |
Sicherheit: | Sieben Airbags, LED-Scheinwerfer, Abstandstempomat, Spurhalte-Automatik |
Komfort: | Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Digitales Infotainment, Sitzheizung, Pamoramadach |
Alle Daten laut Hersteller
© dpa-infocom, dpa:221206-99-799214/8
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