Kompakter Stromer
Cupra Born im Test: Sportlicher Auftritt ohne Getöse

10.11.2021 | Stand 08.06.2024, 2:07 Uhr |

Sie sind aus Klimasicht vernünftig und meistens auch praktisch. Doch so richtig viel Temperament haben die Stromer in der Kompaktklasse bislang nicht. Das will Cupra mit dem Born jetzt ändern. Die neue Leidenschaft lässt allerdings etwas vermissen.

Als letzte Volumenmarke des VW-Konzerns greift nun Seat in den Modularen Elektrifizierungsbaukasten des Mutterhauses und steckt daraus für die Tochtermarke Cupra den Born zusammen. Als leidenschaftliche Alternative zum VW ID3, dem Skoda Enyaq und dem Audi Q4 Etron kommt er in diesem Herbst zu Preisen ab zunächst 37.200 Euro in den Handel.

Abgeflachte Silhouette und lederfreies Ambiente

Die neue Leidenschaft in der MEB-Familie drückt sich insbesondere im Design aus. Schließlich ist der Born nicht nur kürzer als die meisten seiner Plattform-Geschwister, sondern vor allem deutlich flacher. Das kostet zwar Kopf- und Kniefreiheit vor allem im Fond und schränkt die Übersicht ein, sieht aber einfach schnittiger und sportlicher aus. Während ID3, Enyaq und Q4 nahe am SUV gebaut sind, geht der Born deshalb fast noch als traditioneller «Hot Hatch» durch. Immerhin passen in den Kofferraum noch konkurrenzfähige 385 Liter.

Auch im Innenraum gehen die Spanier aufs Ganze: Dunkle Farben schaffen eine coole Club-Atmosphäre. Dazu gibt es ein lederfreies und teilweise aus recyceltem Meeresmüll gefertigtes Interieur sowie ein weitgehend digitalisiertes Bediensystem, das mehr auf Sensorflächen setzt als auf Schalter. Und die hohe Mittelkonsole braucht zwar in Zeiten ohne Getriebe niemand mehr, doch dient sie dem Fahrer als willkommene Stütze bei intensiven Kurvenfahrten - und Platz für die Kleinigkeiten des Alltags bietet sie obendrein.

Sportlich, aber nicht sinnlich

Ein Schalter fällt im Born besonders auf, weil er bei den Konzerngeschwistern fehlt: Der Boost-Button am Lenkrad, der so etwas wie den elektrischen Turbo zündet. Denn für 30 Sekunden steigt dann die Leistung des Topmodells von 150 auf 170 kW. Zwar gipfelt die Drehmomentkurve weiterhin bei 310 Nm, doch helfen solche kleinen Gimmicks, um das E-Auto zu emotionalisieren.

Dennoch wirkt auch das bislang sportlichste Auto aus dem MEB beim Fahren vergleichsweise steril und unterkühlt. Ja, der Cupra ist ein guter Sprinter und schafft den Standardsprint auf Tempo 100 dann in 6,6 statt 7,3 Sekunden. Auch die Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h stört allenfalls in der Theorie, weil kein E-Fahrer mit Rücksicht auf die Reichweite dauerhaft so schnell unterwegs ist. Und mit der schweren Batterie tief am Boden hat der Stromer eine souveräne Straßenlage.

Doch erstens kann auch das adaptive Fahrwerk das üppige Gewicht nicht vollends kompensieren, so dass der Cupra in scharfen Kurven weit nach außen drängt. Zweitens ist die Sitzposition auf den Batterien trotz der angedeuteten Sportsessel für eine Asphaltfräse zu hoch. Und drittens bleiben viele Sinne unberührt, wenn es nirgends brummt oder vibriert. Und so angenehm das bei einem Alltagsauto sein mag, so manchem könnte dies auf der Überholspur fehlen. Nicht umsonst treiben die Spanier bei ihren Verbrennern einen immensen Aufwand für den guten Sound.

Breite Auswahl bei Akku und Antrieb

Das Angebot ist für eine neue Nischenmarke wie Cupra dank des Baukastens überraschend breitgefächert. Denn anders als bei den Verbrennern gibt es eben nicht nur ein Top-Modell. Sondern neben dem Motor mit 150 kW/204 PS mit und ohne den Booster plant Cupra noch mit einer zweiten Maschine mit 110 kW/150 PS. Und auch bei den Akkus bieten die Spanier etwas Auswahl. Los geht es mit einem 58 kWh-Block, der eine Normreichweite von 424 Kilometern ermöglicht. Später sollen zwei weitere Batterie-Varianten mit 45 oder 77 kWh angeboten werden, mit denen entweder der Preis fällt oder sich die Reichweite auf über 500 Kilometer klettert. Geladen wird im besten Fall mit 125 kW, so dass unter idealen Bedingungen in sieben Minuten der Strom für 100 Kilometer fließt und der Ladestand in 35 Minuten von fünf auf 80 Prozent ansteigt.

Fazit: Leidenschaft an der Ladesäule

Bislang waren Elektroautos diesseits der Oberklasse vergleichsweise emotionslos. Doch mit dem Born bringt Cupra ein wenig Leidenschaft an die Ladesäule, ohne dabei - dem VW-Baukasten sei Dank - allzu viele Kompromisse bei der Alltagstauglichkeit zu machen. Nur ein paar Sinne kommen dabei zu kurz. Denn auch als Sportler wirkt der Stromer naturgemäß etwas steriler als ein Verbrenner.

Datenblatt: Cupra Born

Motor und Antrieb:Elektromotor
Max. Leistung:170 kW/231 PS
Max. Drehmoment:310 Nm
Antrieb:Heckantrieb
Getriebe:1-Gang-Automatik
Maße und Gewichte
Länge:4322 mm
Breite:1890 mm
Höhe:1540 mm
Radstand:2766 mm
Leergewicht:1736 kg
Zuladung:524 kg
Kofferraumvolumen:385 Liter
Fahrdaten:
Höchstgeschwindigkeit:160 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h:6,6 s
Durchschnittsverbrauch:k.A.
Reichweite:ca. 420 km
CO2-Emission:0 g/km
Batteriekapazität:58 kWh
Schadstoffklasse:k.A.
Energieeffizienzklasse:A+
Kosten:
Basispreis des Curpa Born:37.720 Euro
Typklassen:k.A.
Kfz-Steuer:0 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung:
Sicherheit:Sieben Airbags, adaptiver Tempomat, LED-Scheinwerfer
Komfort:Klimaautomatik, Sitz- und Lenkradheizung, Sprachsteuerung

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

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