Aus Liebe zum Holz

11.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:16 Uhr
Der Schreinermeister Uli Hofbeck – hier in seiner Werkstatt in Lay im Landkreis Roth – ist ein Freund von zeitlosem Design, weil handgefertigte Möbel aus schönen Hölzern lange halten und oft über Generationen in der Familie bleiben. −Foto: Laurenti

Schreiner fertigen Möbel vom Bett bis zur Einbauküche – ganz nach Wunsch und passgenau. Die Kundschaft ist qualitätsbewusst und aufgeschlossen, der Beruf kreativ und abwechslungsreich.

Wer lässt denn heute noch Möbel vom Schreiner machen, wenn Einrichtungshäuser sie für jeden Geschmack und in jeder Preisklasse fertig anbieten? Wenn man vom Beistelltischchen bis zur Wohnwand alles auch im Internet bestellen kann? – Es sind mehr Leute, als man denkt, und es sind keineswegs nur solche, die sehr viel Geld haben. Rund zwei Drittel von insgesamt etwa 7125 Schreinern in Bayern haben sich auf den Innenausbau spezialisiert und fertigen in ihren Werkstätten auch Tische und Stühle, Betten, Einbauküchen, Garderoben, Schränke, Kommoden und vieles mehr.

Einer von ihnen ist Uli Hofbeck aus dem Hilpoltsteiner Ortsteil Lay in Mittelfranken. In der Überzeugung, dass das traditionsreiche Handwerk Bestand hat, hat er sich mit 27 Jahren selbstständig gemacht und seine anfangs noch kleine Werkstatt in einer alten Scheune inzwischen zu einem Zwei-Mann-Betrieb ausgebaut. Wie würde er seine Kundschaft beschreiben? „Jung und alt“, sagt er, „qualitätsbewusst, aufgeschlossen und offen für ausgefallene Ideen“.

Wie alle angehenden Schreiner absolvierte Hofbeck zunächst ein Berufsgrundschuljahr und eine zweijährige Lehre in einer Schreinerei. Schon in seinem Ausbildungsbetrieb lag der Schwerpunkt auf dem Möbelbau, auf der Meisterschule in Garmisch-Partenkirchen verfolgte er diese Richtung weiter. Als Geselle suchte er sich dann erst einmal eine Stelle in Südtirol, „weil das Schreinerhandwerk dort noch gelebt wird“. Diese Zeit sei für ihn wie eine zweite Lehre gewesen, sagt er heute, vor allem, was den Umgang mit Massivholz angeht.

Bei Klausen im Eisacktal hat er auch erlebt, dass schon junge Paare ein Bett beim Schreiner bestellen, „weil man ein gutes Bett ein Leben lang hat“. Auch bei uns bieten viele Schreiner Komplettsysteme an, also Bett, Lattenrost und Matratze – alles perfekt aufeinander abgestimmt, und am feinsten aus Zirbenholz.

Hierzulande sind die Kunden, die sich ein solches Bett gönnen, meist nicht mehr ganz so jung. Gerne beim Schreiner gekauft werden auch Küchen. Im Niedrigpreissegment könne der Schreiner bei Einbauküchen nicht mithalten, sagt Hofbeck, aber bei einer hochwertigen Küche könne er individuell auf Wünsche eingehen. Die Luxusvariante wäre eine Küche aus Massivholz, heute werden aber oft auch nur die Fronten aus Massivholz oder Furnier gewählt.

Und welches Holz liegt bei Möbeln gerade im Trend? Nach dieser Frage stellt Uli Hofbeck erst einmal klar, dass Trends etwas Kurzfristiges sind. „Wenn ich schon etwas vom Schreiner machen lasse, dann soll es für mich zeitlos sein. „Ich muss mir überlegen, was mir nicht nur heute, sondern dauerhaft gefällt. Ein Eichentisch zum Beispiel, der hält 100 Jahre und länger“. Erfahrungsgemäß bleiben Möbel vom Schreiner oft über Generationen in der Familie. Für Hofbeck ist das auch ein Beweis dafür, dass Wertarbeit geschätzt wird. In seiner Werkstatt ist Eiche das Holz, das für den Wohnbereich derzeit am meisten nachgefragt wird. Wie inzwischen zwei Drittel seiner Möbel behandelt der Schreinermeister auch Eiche am liebsten nur mit einem speziellen Holzöl.

Eines gilt für alles, was in der Werkstatt gefertigt wird, ob Möbel, eine neue Haustür oder ein neues Fenster. „Der Schreiner misst immer selber“. Es folgen Beratungsgespräche über Form und Material (eventuell auch zusammen mit dem Architekten), Planung, Kostenvoranschlag, Auftrag und nach der Fertigstellung Lieferung und Montage. Ein guter Umgang mit Menschen ist nach Ansicht von Uli Hofbeck eine Eigenschaft, die man als Möbelschreiner mitbringen sollte, „denn du gehst ja zu den Familien rein“. Es sei deshalb gut, schon eine gewisse Reife zu haben, wenn man eine Ausbildung zum Schreiner oder zur Schreinerin beginnt. Frauen sind auch im Schreinerhandwerk eine Minderheit.

Uli Hofbeck hält große Stücke auf sie. „Die waren sehr stark, sehr detailverliebt“ sagt er über die Schreinerinnen, die er auf der Meisterschule in Garmisch kennengelernt hat. Einige von ihnen haben anschließend Architektur oder Innenarchitektur studiert. „Eine Schreinerlehre ist da eine gute Basis“, sagt Hofbeck. Ein gutes Raumvorstellungsvermögen sei auf jeden Fall hilfreich in dem Beruf. „Und man muss Spaß daran haben, körperlich und geistig zu arbeiten“. Wie viele seiner Kollegen ist Hofbeck Schreiner aus Leidenschaft und „aus Liebe zum Holz“. Er hat seine Entscheidung, Tischler zu werden nie bereut, „weil der Beruf kreativ und abwechslungsreich ist und man dabei ganz verschiedene Leute kennenlernt“.

Auch in einer Schreinerwerkstatt ist Vieles Routinearbeit. Aber dann gibt es zwischendurch auch wieder Aufträge, die man nur selten hat – so wie bei Uli Hofbeck zum Beispiel eine „maßgeschneiderte“ Hantelbank für eine Ruderin der Olympiamannschaft oder eine Sitzbank für eine Fensternische mit den stolzen Ausmaßen von 3,50 Meter mal 2,20 Meter. Der Tischler zimmert aber auch schon mal aus zwei alten „Bettstadln“ ein Einzelbett, das auch als Bank genutzt werden kann, oder möbelt in Zusammenarbeit mit einem Polsterer das alte Sofa von den Großeltern wieder auf. Und natürlich kann ein Möbelschreiner auch Fenster, Haustüren und Zimmertüren bauen – er hat es ja gelernt.