"Prävention rechnet sich"

<?Uni SchriftFarbe="Vollfarbe CMYK1,000000 0,000000 0,000000 0,000000 -1 1,000000" Kapitaelchen="100ru" SchriftGroesse="10,5dp" SchriftStil="0" SchriftArt="ITC Franklin Gothic Demi" Spationierung="1ru"> GESUNDHEIT<?_Uni> Dank Vorbeugung länger am Arbeitsleben teilhaben und fit in Rente gehen: Gewerkschafterin Verena Di Pasquale war als Versichertenvertreterin Gastgeberin eines Diskussionsabends in Ingolstadt.

18.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:39 Uhr
Bei dem Diskussions- undInformationsabend der Deutschen Rentenversicherung Bayern Südwaren Helga Seel (von links),Geschäftsführerin derBundesarbeitsgemeinschaft fürRehabilitation, Ivor Parvanov und Verena Di Pasquale, alternierende Vorstandsvorsitzende der DRVBayern Süd, und Gerhard Witthöft, Mitglied der Geschäftsführung,Ansprechpartner für die Besucher, die viele Fragen hatten. −Foto: Brandl

Frau Di Pasquale, wie groß war denn das Interesse der IngolstädterRentenversicherten am ThemaPrävention am Arbeitsplatz?


Verena di pasquale: Der Zuspruch an diesem Abend war tatsächlich groß, wir haben rund 100 Teilnehmer gezählt. Auch die Diskussion war rege. Es gab auf jeden Fall viel Informationsbedarf und auch Interesse am Austausch. Zahlreiche Besucher nutzten außerdem das Angebot, zuvor persönliche Fragen zu Rente und Rehabilitation mit Fachberatern zu klären. Deshalb wollen wir von der Selbstverwaltung der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Bayern Süd aus diesem Informationsabend auch eine Regelveranstaltung machen.

Thema Rente: Waren die älteren

Arbeitnehmer unter den

Teilnehmern in der Mehrzahl?
di pasquale: Das Publikum in Ingolstadt war vom Alter her gemischt. Etliche hatten auch schon an Präventionsprogrammen teilgenommen. Man kann aber gar nicht zu früh damit anfangen, sich um den Erhalt seiner Gesundheit zu kümmern.

In der Ankündigung der

Veranstaltung ist auch die jüngste

gesellschaftliche Debatte über eine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters angesprochen worden. Wurde die Diskussion fortgesetzt?
di pasquale: Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit stand letztendlich doch nicht im Mittelpunkt. Tatsächlich hatten die Teilnehmer hauptsächlich Fragen zur gesundheitlichen Prävention. Wer grundsätzlich Interesse an den angebotenen Maßnahmen hat, sollte sich zuerst an seinen Hausarzt oder seinen Betriebsarzt wenden (siehe auch die Informationen links). Die Ärztinnen und Ärzte spielen eine wichtige Rolle in diesem Prozess. Sie können Impulse setzen und sind Multiplikatoren der Prävention. Das Ziel aller gemeinsamen Bemühungen ist, dass die Beschäftigten noch lange im Arbeitsleben stehen können.

Was sollten Arbeitgeber über

Prävention wissen?
di pasquale: Sie sollten ihren Gestaltungsspielraum bewusst nutzen. Die meisten größeren Unternehmen kennen die Vorteile der Prävention schon längst, und die Maßnahmen werden dort von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern meist auch gut angenommen. In kleinen und mittleren Unternehmen ist das oft noch anders. Da müssen die Arbeitgeber erst noch erkennen, dass sich Prävention rechnet, weil sich Krankheitszeiten verkürzen und die Arbeitnehmer nicht vorzeitig wegen gesundheitlicher Probleme aus dem Erwerbsleben ausscheiden müssen. Die Angebote müssen deshalb noch attraktiver werden. Während es der gesetzlichen Rentenversicherung um die Verhaltensprävention geht, also darum, was der Mitarbeiter selbst für seine physische und psychische Gesundheit tun kann, steht vonseiten des DGB die Verhältnisprävention im Mittelpunkt, das Verändern des Arbeitsumfelds im Unternehmen, um längerfristigen Erkrankungen und Arbeitsausfällen vorzubeugen.

Sind während der Diskussion

besondere Problemfälle

angesprochen worden?
di pasquale: Ja, bei einer Frau ging es um Probleme beim Wiedereinstieg in den Beruf. Unterbrechungen aus familiären Gründen führen bei Frauen ja oft dazu, dass sie später eine Rente bekommen, die nicht zum Leben ausreicht. Wer über 50 ist und sieben oder acht Jahre die kranke Mutter bis zu deren Tod gepflegt hat, findet in Deutschland nur schwer ins Arbeitsleben zurück. Da sind auf der einen Seite längere Beschäftigungsgarantien nötig. Auf der anderen Seite muss aber auch dringend die soziale Infrastruktur für die Pflege ausgebaut werden. Da gibt es wirklich einen großen Nachholbedarf. Das bayerische Landespflegegeld reicht da nicht aus. Wenn sich in der häuslichen Pflege grundsätzlich etwas ändern würde, müssten auch nicht so viele Frauen aus dem Beruf aussteigen.

Bei den Renten klafft immer noch eine große Lücke zwischen

Männern und Frauen. Wie lässt

sich das ändern?
Di pasquale: Frauen müssen sich auch heute noch oft die Frage stellen, ob ihre Rente im Alter ausreichen wird. Dabei geht es allerdings um mehr, als nur um Rentenpolitik. Auf der Arbeitsmarktseite muss sichergestellt werden, dass Frauen gut verdienen und aufgrund dessen auch genügend in die Rentenversicherung einzahlen können - trotz Unterbrechungen wegen Kindererziehungszeiten oder Pflege von Angehörigen. Kinderbetreuung und Arbeit müssen sich außerdem leichter vereinbaren lassen, das ist vor allem für alleinerziehende Frauen wichtig. Denn gerade die sind besonders armutsgefährdet.

Die Fragen stellte Birgit Sprogies.