Ingolstadt
Media-Saturn droht Führungskrise

Auslaufende Verträge dreier Geschäftsführer

15.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:41 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Der Ingolstädter Elektronikriese Media-Saturn droht in eine Führungskrise zu schlittern. Die Verträge von drei Geschäftsführern laufen demnächst aus – werden aber wegen des Gesellschafterstreits nicht verlängert. Nun muss schnell eine Lösung her.

In der Ingolstädter Media-Saturn-Zentrale tickt die Uhr: Am 31. Dezember dieses Jahres laufen die Geschäftsführer-Verträge von Ralph Spangenberg (Personalchef) und Sergio Klaus-Peter Voigt (Einkaufschef) aus – am 31. März 2016 endet der Vertrag von Finanzchef Oliver Seidl. Um die Verträge zu verlängern oder eventuelle Nachfolger zu engagieren, müssten sich Minderheitsgesellschafter Erich Kellerhals und Mehrheitseigner Metro an einen Tisch setzen und gemeinsam einen Beschluss fassen. Das allerdings ist derzeit nahezu ausgeschlossen, weil beide Parteien völlig zerstritten sind. Sollten die Manager das Unternehmen tatsächlich verlassen müssen, wäre die Geschäftsführung von aktuell sechs auf drei Personen halbiert – ob es wirklich so weit kommt, muss man abwarten.

Die Convergenta – die Firma, über die Kellerhals seine Media-Saturn-Anteile hält – will die drei betroffenen Geschäftsführer jedenfalls nicht mehr mit im Boot haben. „Alle drei haben bislang einen guten Job gemacht“, sagt Ralph Becker, Geschäftsführer der Convergenta. „Für die Herausforderungen der Zukunft sehen wir sie jedoch nicht geeignet.“ Im Klartext: Man müsse sich bei Media-Saturn neu aufstellen. Gerade IT-Themen seien in der Geschäftsführung aktuell zu wenig vertreten. Kellerhals schreibt auf seiner Homepage: „Die Vorstände kommen auch aus der alten Welt – ohne Multichannel und Online.“

Außerdem seien laut Convergenta die Mitarbeiter bei Media-Saturn unzufrieden. Es gehe etwa die Angst um, dass Aufgabenfelder zumindest teilweise zur Metro AG ausgelagert würden – beispielsweise beim Einkauf. Eine Media-Saturn-Sprecherin wies das zurück: „Das ist nicht nur Quatsch, sondern es wäre auch komplett unsinnig. Im Gegenteil: In Russland beispielsweise hat Media Markt in zwei Metro Cash & Carry Märkten nicht nur die Belieferung mit Unterhaltungselektronik übernommen, sondern betreibt auch noch die Fläche.“ Auch die Stimmung sei gut, und die Mitarbeiter seien motiviert.

Bei der Metro in Düsseldorf verteidigt man die aktuelle Media-Saturn-Führungsmannschaft: „Alle Geschäftsführer sind auf ihrem jeweiligen Fachgebiet erfahrene Experten mit exzellenten Managementfähigkeiten“, erklärt ein Metro-Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung. „Unter der Leitung von Pieter Haas und der gesamten Geschäftsführung hat Media-Saturn in den vergangenen Monaten die Wende hin zum Wachstumspfad eingeleitet, was die Zahlen der vergangenen Quartale klar belegen.“ Aus diesem Grund halte man es „für absolut nicht nachvollziehbar, warum die Convergenta dieses starke Team zerstören will“.

Metro würde mit den Managern gerne verlängern – zumindest temporär. Doch wenn Kellerhals dies blockiert, sind der Metro die Hände gebunden. In Düsseldorf tüftelt man bereits fieberhaft an einem Ausweg. „Wir wollen so schnell wie möglich eine Lösung finden“, so der Metro-Sprecher. Wie die genau aussieht, ist allerdings noch nicht klar. Eine denkbare Option wäre, die ausgeschiedenen Manager eine Ebene unter der Geschäftsführung wieder in ähnlicher Funktion einzustellen. Darauf hätte Kellerhals keinen Einfluss. Die Frage ist allerdings, ob sich die betroffenen Manager mit so einer Lösung abfinden wollen.

Derartige Szenarien spielt man im Metro-Hauptquartier allerdings nur für Voigt und Spangenberg durch – Oliver Seidl kann laut dem Konzern sowieso nicht hinausgedrängt werden. Denn er sei bei Media-Saturn unbefristet in seiner Funktion als Geschäftsführer-Organ beschäftigt – am 31. März laufe lediglich sein Dienstvertrag aus. Somit könne er – zu den gleichen Konditionen wie bisher – weiter beschäftigt werden.

Nach Informationen unserer Zeitung gab es Anfang Oktober eine Art Brandbrief der Media-Saturn-Geschäftsführung an Erich Kellerhals. Darin beklagen die Geschäftsführer, dass durch die Medienberichte über den Dauerstreit das Ansehen der Media-Saturn-Gruppe geschädigt werde. Außerdem wird an Kellerhals appelliert, die Geschäftsführung ohne Störfeuer arbeiten zu lassen. Der Brief ist wohl hauptsächlich ein Signal an die Mitarbeiter, die den Brief zugemailt bekamen.

Egal wie nun das Problem der auslaufenden Verträge gelöst wird – das Media-Saturn-Führungskonstrukt ist bereits jetzt schon ungewöhnlich. Seit dem Rücktritt von Horst Norberg im Mai vergangenen Jahres gibt es bereits keinen „echten“ Chef mehr, sprich einen Vorsitzenden der Geschäftsführung. Der von der Metro entsandte Pieter Haas leitet zwar derzeit die Geschäfte, ist aber eigentlich „nur“ stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung. Und auch Haas versuchte Kellerhals bereits per Gerichtsentscheid loszuwerden – bislang vergeblich. Die Suche per Headhunter nach einem neuen Vorsitzenden wurde vor Längerem eingestellt – wegen der Uneinigkeit beider Parteien.