Ingolstadt
Es knirscht hinter den Kulissen

Vorstandsumbau könnte am Montag beschlossen werden - Wolfgang Porsche will anderen Kandidaten

24.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:36 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Bei Audi steht die Neubesetzung von vier Vorstandsposten an. In einer Sondersitzung am Montag soll das Paket beschlossen werden. Doch ein Teil des Aufsichtrats hat dem Vernehmen nach Vorbehalte gegen die Auswahl und droht mit seinem Veto. Es ist von einem Kräftemessen die Rede.

Seit Monaten wird der Audi-Vorstand mit Rupert Stadler an der Spitze gezielt attackiert. Mal sind es vermeintliche Dossiers, die die Qualifikation des Vorstands infrage stellen, ein anderes Mal sind es wieder Auszüge aus dem internen Untersuchungsbericht zum Abgas-Skandal, die öffentlich gemacht werden. Ruhige Zeiten wird es in Ingolstadt so schnell nicht wieder geben.

Bereits im Juli war durchgesickert, dass vier Vorstände keine Zukunft bei dem Autohersteller haben. Auch unsere Zeitung hat mehrfach berichtet, dass Thomas Sigi (Personal), Axel Strotbek (Finanzen), Hubert Waltl (Produktion) und Dietmar Voggenreiter (Vertrieb) nur noch auf ihre Ablösung warten. Anfang dieser Woche berichteten nun gut informierte Kreise über eine Liste mit möglichen Nachfolgern. Aufsichtsratchef Matthias Müller, Audi-Boss Rupert Stadler und der Betriebsratsvorsitzende Peter Mosch sollen sich über das neue Quartett einig sein. "Das Paket passt und ist in die Zukunft gerichtet", sagt ein Insider.

Für die als Finanz- und Vertriebsvorstand gehandelten Alexander Seitz und Bram Schot wäre Ingolstadt Neuland. Seitz arbeitet im Moment für Volkswagen in China, Schot ist bei VW-Nutzfahrzeuge im Topmanagement beschäftigt. Mit VW-Generalsekretär Wendelin Göbel (Personal) und Peter Kössler als neuem Produktionsvorstand könnten dagegen schon in Kürze zwei langjährige Audianer in die höchste Führungsriege aufsteigen. Beide genießen im Konzern einen tadellosen Ruf und werden nicht zuletzt wegen ihrer Bodenständigkeit geschätzt. "Sie kennen den Konzern und die Firma bestens, schauen über den Tellerrand hinaus und setzen auf das Miteinander. Ihre Qualitäten haben beide immer wieder bewiesen", sagt einer, der viele Jahre mit ihnen gearbeitet hat. Göbel kennt das VW-Imperium als Generalsekretär von Martin Winterkorn und nun Konzernchef Matthias Müller wohl wie kein Zweiter. Kössler leitete von 2007 bis 2015 das Ingolstädter Werk, ehe er nach Ungarn wechselte. Seine Laufbahn startete er 1986 als Trainee bei den vier Ringen.

 

Doch gerade wegen der Personalie Kössler herrscht nun nach Informationen unserer Zeitung Gesprächsbedarf. Wolfgang Porsche, der als Vertreter der Familie im Audi-Aufsichtsrat sitzt, will laut Insidern einen anderen Kandidaten durchsetzen. Grund: Kössler, zurzeit Chef der Motorentochter Audi Hungaria in Györ, sitzt für die Arbeitnehmervertreter im Audi-Aufsichtsrat. Daran stößt sich dem Vernehmen nach die Familie Porsche. Pikant: Die Familie Piëch als zweiter großer Anteilseigner steht laut mehrerer Quellen hinter der geplanten Rochade. Alle Vermittlungsversuche im Hintergrund haben bis jetzt nichts bewirkt. Deshalb ist für Montag eine außerordentliche Sitzung des Audi-Aufsichtsrats angesetzt. "Eine längere Hängepartie können wir uns nicht leisten", heißt es. Der Aufsichtsrat müsse Entscheidungen fällen, sagte eine andere Person mit Kenntnis der Überlegungen. "Man braucht einen handlungsfähigen Vorstand."

Eine Bestätigung oder einen Kommentar zu dem Machtkampf hinter den Kulissen gibt es vom Unternehmen nicht. Klar ist, das erfuhr unserer Zeitung aus unterschiedlichen Quellen im Unternehmen, dass die Arbeitnehmerseite an dem beschlossenen Paket nichts mehr ändern will. Man sei gewillt, die Personalien mit allen Mitteln durchzusetzen, heißt es.

Kein Thema ist am Montag der Posten des Vorstandsvorsitzenden. Der wegen des Diesel-Skandals unter Druck stehende Rupert Stadler soll bleiben - er hat dem Vernehmen nach weiterhin die Rückendeckung der Familien Porsche und Piech.