Im Aufwind

10.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:16 Uhr

Am Anfang ist die Kurve ganz steil nach oben gegangenen. Mit einem Emissionspreis von 16,75 Euro ist die Aktie der Schrobenhausener Bauer AG am 4. Juli 2006 an die Börse gegangen. Anschließend hat die Aktie des Bauunternehmens aber einen ebenso schnellen wie kurzfristigen Höhenflug hingelegt.

Auf bis zu fast 70 Euro stieg der Preis, ehe ein jäher Absturz folgte. Zwischenzeitlich wurden die Aktien, die zu 52,81 Prozent in Streubesitz sind und zu 48,19 Prozent der Familie Bauer gehören, laut Finanzportal boerse. de in Frankfurt für weniger als zehn Euro gehandelt.

Damit bildet die Aktie unter den Wertpapieren der Unternehmen aus der Region eine große Ausnahme. Denn bei den anderen Firmen ist der Wert in den vergangenen Jahren teilweise deutlich gestiegen. Bauer-Pressesprecher Christopher Wolf erklärt den Kursverlauf unter anderem mit der Finanzkrise. "Im Jahr 2008 hatte die Bauer-Gruppe ein Rekordergebnis nach Steuern von rund 107 Millionen Euro erreicht. Die Welt war in einem enormen Bauboom, unsere Produktionskapazitäten waren bis aufs Letzte ausgelastet", sagte er unserer Zeitung. Die weltweit sinkenden Baubudgets aufgrund der Krise hätten Bauer getroffen. Hinzugekommen sei im Maschinenbau ein stärkerer Wettbewerb vor allem durch chinesische Hersteller. In den nächsten Jahren folgten schwache Ergebnisse und Restrukturierungsmaßnahmen. Inzwischen habe sich die Wettbewerbssituation aber normalisiert, sagt Wolf.

Mittelfristig ist daher auch wieder eine Anhebung der Dividende geplant, die in den vergangenen Jahren zwischen 0 und 15 Cent pro Aktie lag. Ziel sei es, 20 bis 25 Prozent des Ergebnisses nach Steuern pro Aktie auszuschütten. "In den letzten Jahren stand für uns die Stärkung des Eigenkapitals im Vordergrund, sodass wir diese Zielsetzung nicht erreicht haben", sagte der Bauer-Sprecher. Mittelfristig solle dies aber wieder so gehandhabt werden.

Mehr Glück hatten Anleger in den vergangenen Jahren unter anderem beim größten Arbeitgeber der Region. Die Aktie des Autobauers Audi, die nach Unternehmensangaben in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart gehandelt wird, musste 2008 zwar ebenfalls einen Einbruch hinnehmen, hat diesen aber seitdem mehr als wettgemacht. Von 312 Euro ist die Aktie auf teilweise mehr als 800 Euro gestiegen.

Dies spiegle das deutlich ausgebaute Modellangebot, die Erschließung internationaler Märkte und die strategische Positionierung als progressive Premiummarke wider, sagte ein Audi-Sprecher auf Anfrage. So hat der Konzern sowohl den Umsatz als auch die Zahl der Auslieferungen in den vergangenen beiden Jahrzehnten mehr als verdoppelt. Davon profitiert vor allem die Audi-Mutter Volkswagen, die 99,64 Prozent der Anteile hält. Der Rest ist in Streubesitz. Aufgrund des Dieselskandals geriet die Aktie ab 2015 erneut unter Druck, in den vergangenen Monaten pendelte sie zwischen 700 und 800 Euro.

Über kontinuierliche Kurssteigerungen durften sich in den vergangenen Jahren auch Airbus-Aktionäre freuen. Von unter 9 Euro ist der Kurs in den vergangenen Jahren auf zuletzt zeitweise mehr als 100 Euro geklettert. Mit der Kurssteigerung einhergegangen ist auch eine stetige Steigerung der Dividende. Während die Anleger 2009 noch komplett auf eine Auszahlung verzichten mussten, kamen seitdem jedes Jahr mindestens zehn Cent je Aktie hinzu. 2017 lag die Dividende bei 1,50 Euro. Fast drei Viertel der Airbus-Aktien ist in Streubesitz.

Noch höher ist der Anteil frei gehandelter Papiere mit rund 81 Prozent bei der Neuburger VIB Vermögen AG, die vorwiegend in Süddeutschland Immobilien besitzt und verwaltet, darunter beispielsweise das Donau-City-Center in Ingolstadt, mehrere Baumärkte und Logistikzentren. Zudem ist das Unternehmen an einer Reihe anderer Aktiengesellschaften beteiligt, darunter auch die in der Region beheimateten BBI Bürgerliches Brauhaus Immobilien AG und BHB Brauholding Bayern-Mitte AG.

Die Dividende der VIB ist seit 2010 von 25 auf 60 Cent je Aktie gestiegen. "Wir gehen davon aus, dass wir auch künftig eine der Geschäftsentwicklung und der Kursentwicklung entsprechende Dividende ausschütten können", erklärte die VIB-Verantwortliche für Investor-Relations, Petra Riechert. Seit die Aktie am 28. November 2005 erstmals an der Börse gehandelt wurde, hat sich ihr Wert vervielfacht. Von knapp 6 Euro und einem zwischenzeitlichen Einbruch auf unter 3 Euro während der Finanzkrise stieg der Preis laut boerse. de auf zuletzt mehr als 20 Euro. Seit 2007 ist die BBI Bürgerliches Brauhaus Immobilien AG, die sich auf die Verwaltung von Gewerbeimmobilien spezialisiert hat und zu der unter anderem mehrere Herrnbräu-Gaststätten gehören, Teil der VIB-Konzerngruppe. Die VIB hält nach eigenen Angaben 94,9 Prozent der Anteile, der Rest ist in Streubesitz.

Die BBI wiederum ist Großaktionärin der Ingolstädter BHB Brauholding-Bayern Mitte AG, deren Aktienkurs in Frankfurt seit dem Börsengang im Juli 2010 relativ konstant ist und zwischen 2,18 Euro (2013) und 3,15 Euro (2017) pendelt. 34,2 Prozent der Aktien sind in Besitz der BBI Bürgerliches Brauhaus Immobilien AG, 13,1 Prozent in den Händen des Managements und 52,7 Prozent sind in Streubesitz.

Vorstand Franz Katzenbogen sieht mehrere Gründe für die Entwicklung des Kurses. Er nennt neben einem guten Geschäftsverlauf auch die Verbreiterung der Aktionärsbasis und die Liquidität der Aktie. Die Dividende liegt seit 2012 konstant bei sechs Cent je Aktie, und Katzenbogen strebt auch künftig Kontinuität an, wie er sagt. Er schränkt aber ein: "Die Höhe ist vom Jahresergebnis abhängig. Eine Senkung ist nicht geplant. Die Beschlussfassung über die Höhe der Dividende erfolgt in der Hauptversammlung. " Unter dem BHB-Dach sind mehrere Biermarken gebündelt, darunter Herrnbräu und Ingobräu. Gehandelt wird die Aktie in München und Frankfurt.

Trotz der positiven Entwicklung der meisten regionalen Aktien warnen Experten vor zu viel Lokalpatriotismus bei der Geldanlage. In welche Aktien ein Anleger investiere hänge von der Zusammenstellung des individuellen Portfolios und der jeweiligen Risikobereitschaft ab, sagte der Sprecher der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt, Martin Kleindl. Dabei werde aber ein "globales Anlageuniversum bevorzugt, um auch von interessanten Investments aus anderen Regionen profitieren zu können. Auf Einzeltitel, ob lokal oder global, wird in der Vermögensallokation für den Privatkunden bewusst aufgrund der Risikostreuung verzichtet. " Generell sei für jeden Kunden ein ausführliches Anlageberatungsgespräch nötig, aber eine Diversifikation zahle sich gerade im aktuellen Marktumfeld mit teilweise deutlichen Kursverlusten seit Jahresbeginn aus.