Genf
Audi hebt ab

Fliegt mit dem Pop.up Next im nächsten Jahr das erste "Auto" mit vier Ringen?

07.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:43 Uhr

−Foto: Sebastian Oppenheimer

Genf (DK) Airbus und die Audi-Tochter Italdesign zeigen auf dem Autosalon in Genf den Pop.up Next - eine Weiterentwicklung, des im vergangenen Jahr gezeigten Konzepts. Wer den Pop.up als Flugauto bezeichnet, wird dem Ganzen allerdings nicht gerechnet. Es handelt sich um ein modulares Konzept, das mehrere Arten der Fortbewegung beherrscht.

Im Zentrum steht eine Kapsel für zwei Personen. Es gibt weder Lenkrad noch Steuerknüppel, unterhalb der Windschutzscheibe sitzt ein riesiger, gebogener Monitor. Die Pop.up-Kapsel kann an eine Drohne angekoppelt werden - und so die Passagiere fliegend befördern. Oder die Kapsel wird auf ein Fahrwerk gesetzt und kann auf diese Weise auf der Straße fahren. Alles funktioniert - zumindest theoretisch - rein elektrisch und vollautonom.



Neuerdings prangen nun die Audi-Ringe auf dem Fahrmodul des Pop.up, auch das Elektro-Design der Ingolstädter wurde in das Konzept übernommen. Auch am Heck der Kapsel selbst und in deren Innenraum finden sich nun die vier Ringe. Wer genau hinschaut, wird deutliche Ähnlichkeiten zu dem im September auf der IAA in Frankfurt gezeigtem Audi-Showcar Aicon feststellen. „Audi will zeigen, dass die Marke auch fliegen will“, sagt Luca Bouno, von der Audi-Tochter Italdesign, der am Pop.up-Projekt beteiligt ist. Das Projekt ist eine Forschungspartnerschaft zwischen Airbus und Italdesign.

Auch die Technik wurde im Vergleich zum letzten Jahr weiterentwickelt. „Wir haben den Leichtbau überarbeitet und die Kupplung von Drohne und Kapsel verbessert“, erklärt Florian Schwensfeier von Audi, der an dem Pop.up-Projekt mitentwickelt. Die Verbindung von Drohne und Kapsel sei ein besonders kritischer Punkt, erklärt der Audi-Experte. Bislang ist der Pop.up noch nicht geflogen. Im nächsten Jahr soll die Drohne zum ersten mal mitsamt angedockter Kapsel abheben.



Acht Elektromotoren mit jeweils 20 kW treiben das Drohnen-Modul an, das Gewicht liegt bei 400 Kilo. Die Kapsel wiegt 200 Kilo, das Chassis ebenfalls 200 Kilo. Die Fluggeschwindigkeit des Drohnenmoduls liegt bei 120 km/h, mit angedockter Kapsel sind nur noch bis zu 60 km/h möglich. Das Fahrmodul mit Kapsel soll bis zu 100 km/h fahren können.

Das Konzept eigne sich nicht nur zum Personentransport, erklärt Schwensfeier. Man könne auch Frachtcontainer andocken. Eine andere Möglichkeit wäre eine Art Rettungs-Transportkapsel für Unfallopfer. Und noch eine Besonderheit hat die Kapsel: Sie würde auch in den Hyperloop passen, erklärt Schwensfeier. Wie in einer Rohrpost würde die Pop.up-Kapsel dann durch eine Röhre geschossen und man hätte damit neben Fliegen und Fahren eine dritte Möglichkeit der Fortbewegung. „Das modulare Konzept ist einzigartig“, sagt Schwensfeier. „Die Brüche in der Transportkette, die wir heute noch kennen, werden dadurch nivelliert.“

Der Pop.up wählt automatisch immer die ökonomischste Fortbewegungsart. Ist die Batterie leer, rollt wie von Geisterhand ein neues, voll geladenes Chassis heran, mit dem man dann seine Fahrt fortsetzen kann. Gibt es einen Stau, kommt die Drohne, hebt die Kapsel in Luft und bringt ihre Passagiere schwebend ans Ziel. „Mit dem Pop.up hat man praktisch sein Wohnzimmer immer dabei“, sagt Schwensfeier.

Auch innen wird technisch einiges geboten. Es gibt keine Knöpfe und Schalter mehr, stattdessen erkennt der Pop.up seine Gäste per Gesichtserkennung. Das Infotainment wird per Eye-Tracking gesteuert.

Noch sind die Reichweiten des Konzepts eher gering: Es soll rund 50 Kilometer fahren, und genauso weit fliegen können. Eine große Herausforderung ist aktuell, die Fluggeräusche zu reduzieren. Das Konzept werde nur akzeptiert, wenn es weitgehend „lärmneutral“ unterwegs sei, erklärt Schwensfeier. Aktuell arbeitet ein festes Team von zehn Personen an der Weiterentwicklung des Pop.up-Konzepts.