Daten löschen - oder retten

Toolhouse aus Pfaffenhofen entwickelt passgenaue Software für Unternehmen

04.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:22 Uhr
Ludwig Leinzinger, Teilhaber und Geschäftsführer des Software-Anbieters Toolhouse in Pfaffenhofen. −Foto: Richter

Ingolstadt - Der Grundstein wurde im Jahr 1994 in einem Keller in Schwabing gelegt: "Mit zwei Computern, zwei Telefonen und zwei Schreibtischen vom Sperrmüll haben wir angefangen", erzählt Ludwig Leinzinger, Geschäftsführer des Pfaffenhofener Software-Anbieters Toolhouse.

 

Leinzinger und sein Mitgründer und Teilhaber Volker Denkhaus hatten eine Anfrage aus Florida, ob sie sich vorstellen könnten, Testsoftware in Deutschland zu vertreiben. Konnten die beiden und legten los. Obwohl er eigentlich gelernter Speditionskaufmann sei, habe er sehr schnell den Vertrieb für sich entdeckt, so Leinzinger.

Als die Geschäfte nach zwei Jahren richtig gut liefen, beschloss das Unternehmen aus Florida, den Vertrieb in Eigenregie zu führen - und Toolhouse war raus. Doch Leinzinger und Denkhaus hatten sich bereits ein eigenes Netzwerk aufgebaut und vertrieben fortan die Produkte verschiedener kleiner Hersteller aus Deutschland. Als die beiden mit immer mehr individuellen Wünschen konfrontiert wurden, haben sie einen neuen Weg eingeschlagen: "Wir haben uns einen Programmierer gesucht und im Jahr 2000 auf der IT-Messe Systems in München unser Programm ,Toolstar' vorgestellt". Ein Programm zur Fehlersuche in PCs, Servern und Notebooks.

Löschen, testen, Daten retten - das sind auch nach 25 Jahren noch die Arbeitsfelder des Unternehmens, das längst aus dem Schwabinger Keller in die Pfaffenhofener Innenstadt gezogen ist und derzeit 14 Mitarbeiter beschäftigt. In den vergangenen Jahren sei das Löschen von Daten immer wichtiger geworden, sagt Leinzinger. Nicht zuletzt durch die Datenschutz-Grundverordnung (DSVGO), die zwar eigentlich schon seit Jahren gilt, allerdings erst im Mai 2018 im Bewusstsein vieler Firmen und Bürger so richtig angekommen ist. "Als Unternehmen muss ich belegen können, dass meine Daten unwiderruflich gelöscht werden", sagt der Geschäftsführer. Daher brauche man nach dem Vorgang ein Protokoll in der Hand. Das liefere Toolhouse.

Da die Hardware immer spezifischer und das Thema Automatisierung immer wichtiger wird, holen sich viele Firmen Hilfe von außen. "Wir stehen im engen Kontakt mit unseren Kunden, sind bei firmeninternen Neuerungen dadurch immer auf dem neuesten Stand und aktualisieren unsere Software täglich", sagt Leinzinger. Zu diesen Kunden gehören zum Beispiel Siemens, der Flughafen München, "aber zum Beispiel auch ein Ein-Mann-Betrieb, der sich um von Viren befallene Rechner kümmert".

"Uns ist der enge Kontakt zu den Kunden wichtig - nur so funktioniert die Zusammenarbeit gut", betont der 60-Jährige. "Das Löschen und Testen ist zudem unser Alleinstellungsmerkmal. " Die Kunden kaufen eine Jahreslizenz. Mithilfe eines Codes können sie diese von der Homepage des Unternehmens herunterziehen. Was früher mühselig per USB-Stick verschickt werden musste, gelingt nun in sekundenschnelle. Ab 140 Euro kostet eine solche Lizenz im Moment.

 

Viele Kunden schätzen nach seinen Angaben die In-House-Lösung. Sprich die Unternehmen erhalten die für sie angepasste Software und führen den Vorgang bei sich durch, ohne dass jemand Zugriff auf die Daten bekommt, ohne dass ein Rechner das Haus verlassen muss. Bei der Datenlöschung sei es übrigens nicht damit getan, die fraglichen Dateien in den Papierkorb zu packen und diesen zu löschen. Auch die Festplatte manuell zu zerstören, würde häufig nicht ausreichen, so Leinzinger.

Während die Nachfrage nach Datenrettung bei Toolhouse immer nahezu konstant geblieben ist, werden die Bereiche Löschen und Testen immer häufiger nachgefragt. Dem Unternehmen kommt auch eine neue EU-Regelung zugute, die ab kommendem Jahr gelten soll. Elektrogeräte werden gleich so gebaut, dass man sie leichter reparieren und am Ende ihrer Lebenszeit auch recyclen kann. Kern der neuen Vorschriften ist die Pflicht für Hersteller, Ersatzteile für sieben bis zehn Jahre nach dem Verkauf anzubieten und innerhalb von 15 Arbeitstagen zu liefern.

Damit soll weniger Elektroschrott produziert und die Umwelt geschützt werden. Für die Hersteller bedeutet diese neue Regelung, dass sie ihre kaputten Produkte testen müssen: Wie sind Speicherstatus, Geschwindigkeit und Batteriestatus zum Beispiel?

Die Aufgaben werden vielfältiger - aber gute Mitarbeiter zu finden, ist für den Software-Anbieter nicht einfach. "Auch wir spüren den Facharbeitermangel", sagt Leinzinger. "Wir haben allerdings ein gutes Netzwerk, und unsere meisten Mitarbeiter sind schon viele Jahre bei uns. " Sorgen um die Nachfolge braucht er sich derweil nicht zu machen. Sein Sohn Sandro ist nach seiner Ausbildung ins Unternehmen eingestiegen und inzwischen Teilhaber. "Er bringt viele neue Ideen mit. "

Was das Unternehmen für die nächsten 25 Jahre plant? "Wir werden in diese Richtung weitergehen, die Produkte verbessern und darauf schauen, was die Kunden wollen", so der Geschäftsführer. Ein weiteres Ziel sei, internationaler zu werden. Mit der Banca d'Italia hat Toolhouse kürzlich einen großen Kunden an Land gezogen. "Wir können weltweit verkaufen, das läuft richtig gut an. "

DK

Sandra Mönius