Ingolstadt
Vergebene Chancen

Commerzbank-Studie: Mittelstand in Bayern nutzt Potenzial seiner erhobenen Daten nicht

27.07.2018 | Stand 23.09.2023, 4:14 Uhr

−Foto: Commerzbank

Ingolstadt (DK) Daten sind der Rohstoff des 21. Jahrhunderts.

Nicht nur viele Bürger, sondern auch zahlreiche Unternehmen aber sind im Umgang damit unsicher oder wollen sich mit dem Thema überhaupt nicht beschäftigen.

In ihrer neuen Mittelstandsstudie "Big Data, Smart Data - Lost Data" befasst sich die Commerzbank mit der Nutzung dieser Daten - und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: "Unsere Studie zeigt, dass viele Unternehmen im Mittelstand kein Erkenntnis-, sondern ein Nutzungsproblem haben", berichtete Christian Feil, Niederlassungsleiter der Commerzbank in Regensburg und verantwortlich für das Firmenkundengeschäft in der Region. Das liege insbesondere an internen Strukturen, an Prozessen, aber auch an der Führungskultur.

Als Big Data werden übrigens sehr große Datenmengen aus unterschiedlichen Quellen bezeichnet, Smart Data nennt man die daraus gewonnenen Daten, die dem Unternehmen einen Nutzen bringen sollen. Laut der Umfrage bei 325 Unternehmen in Bayern messen 44 Prozent der Firmenchefs den Daten bereits eine zentrale Bedeutung zu, nur 4 Prozent halten die Zunahme digitaler Daten für ihr Unternehmen für nicht relevant.

Was allerdings die Auswahl der erhobenen Daten angeht, zeigen sich die Firmen eher traditionell: Sie erfassen besonders häufig Daten, die intern verfügbar sind - wie zum Beispiel zu Finanzen, zu Absatzschwerpunkten oder zu Lagerbeständen. Dagegen wurden externe Daten über die Kundenzufriedenheit und zur Produktnutzung laut der Studie deutlich weniger gesammelt. "Doch das sind aus meiner Sicht die deutlich relevanteren Daten", sagte Feil. "Denn Produkte, die am Kunden vorbei entwickelt wurden, sind entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens. "

Auf die Frage, welche Vorteile sich Unternehmer aus der systematischen Nutzung digitaler Daten erhoffen, hieß es: sowohl eine höhere Entscheidungssicherheit als auch eine bessere Ressourcenplanung. "Es kommt am Ende nicht darauf an, welche Daten ein Unternehmen über seine Zielgruppe sammelt, sondern auf die Relevanz der Daten", betonte Feil. Und da hinken die deutschen wie auch die bayerischen Mittelständler den Möglichkeiten noch deutlich hinterher.

Laut der Studie zeigt sich allerdings, dass die Datennutzung vor allem dann zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell wird, wenn bei der Auswertung Spezialisten mit an Bord sind - egal ob interne oder externe.

Immerhin 41 Prozent der befragten Firmenchefs gaben zudem an, dass eine umfassendere Analyse und Nutzung der Daten an der fehlenden Qualifikation der Mitarbeiter scheitere, aber auch an der fehlenden Veränderungsbereitschaft bei ihren Führungskräften. Das alles bremst den digitalen Wandel. "Doch es ist wichtig, den Mut zu haben, Neues auszuprobieren und daraus zusätzlichen Nutzen zu ziehen", so Commerzbank-Experte Feil.
 

Sandra Mönius