Ingolstadt
Nur jede fünfte Firma investiert

Mittelständler in der Region 10 scheuen Ausgaben für Digitalisierung

16.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:59 Uhr

Ingolstadt (DK) Der Mittelstand in der Region investiert zu wenig und oft an falscher Stelle in Digitalisierung.

Das ist das zentrale Ergebnis einer Berechnung der HypoVereinsbank, die auf Zahlen der KfW basiert. Demnach hat jeder fünfte Unternehmer in der Region 10 im Jahr 2016 Geld für Digitalisierung in die Hand genommen - und das häufig nur für die Erneuerung der IT. Dabei müssten die Firmen jetzt investieren, um am globalen Markt bestehen zu können. Das zeigt auch ein aktuelles Beispiel.

Dass bei den Mittelständlern in der Region die Digitalisierung nicht ganz oben auf der Prioritätenliste steht, belegen auch die Zahlen: 18000 Euro investierten die Firmen in der Region im Durchschnitt 2016 in Digitalisierung. Das ist gerade mal ein Zwölftel der Neuinvestitionen in Bauten und Anlagen. "Die Digitalisierungsausgaben stecken hier noch in den Kinderschuhen", so Florian Behm, Leiter Firmenkunden Oberbayern Nord bei der HypoVereinsbank am Freitag bei der Vorstellung der Studienergebnisse.

Es zeigt sich auch, dass diese Investitionen oft nicht genutzt werden, um tiefgreifende Veränderungen zu fördern. Auf der Liste der Digitalisierungsvorhaben stand die Änderung von IT-Stukturen ganz oben - beispielsweise die Anschaffung von Computern. Nur 19 Prozent der Unternehmer hatten vor, in die Digitalisierung von Produkten oder Dienstleistungen zu investieren.

Das hängt auch mit der regionalen Aufstellung der Branchen zusammen. Der Anteil des produzierenden und verarbeitenden Gewerbes dominiert die unternehmerische Wertschöpfung in der Region 10. Nur 8 Prozent stammen laut der Studie aus Branchen, die bei der Digitalisierung als recht fortgeschritten gelten. "Beim Rest besteht sehr viel Nachholbedarf", sagt auch die Pressesprecherin der HypoVereinsbank, Birgit Zabel, die dieses Phänomen bayernweit beobachtet. Es wären einige sehr gute Jahre für die Wirtschaft in der Region gewesen, doch "jetzt darf man sich nicht zu gemütlich ausruhen", so Zabel. Das Kapital müsste nach den guten Jahren schließlich da sein, sagte Behm.

Die Banken haben schließlich ein Eigeninteresse daran, dass sich ihre Unternehmerkunden stabil aufstellen. Angesichts des globaler werdenden Wettbewerbs müssten die Geldhäuser Impulse liefern, um auch in Zukunft noch gut laufende Unternehmen zu betreuen, so Behm.

Als Beispiel nennt er eine Zeitarbeitsfirma, die durch Regulierungen und Arbeitskräftemangel unter Druck geriet. Nach einer Fehlinvestition in eine Online-Job-Börse veränderte die Firma das Geschäftsmodell hin zu gezielter Ansprache unzufriedener Mitarbeiter über Soziale Medien. Außerdem bot man neben der "Arbeitskraft Mensch", wie es Behm ausdrückt, den Firmen auch Unterstützung durch Roboter an. Das funktionierte. Deshalb zieht Behm das Fazit, dass die Bank die Kunden mit Wissen, Netzwerken und nicht zuletzt Krediten unterstützen muss. "Die Kunden müssen nicht nur mehr, sondern auch anders investieren. "

Sophie Schmidt