"Mittel sollen richtigen Unternehmen helfen"

Corona: Abgeordneter Brandl informiert sich über Kreditvergabepraxis bei Sparkasse in Ingolstadt

15.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:32 Uhr
Gespräch mit sicherem Abstand: Bundestagsabgeordneter und CSU-Politiker Reinhard Brandl (links) und Reinhard Dirr, Mitglied des Vorstands der Sparkasse Ingolstadt Eichstätt. −Foto: Tamm

Ingolstadt - Die Corona-Krise stellt auch die Banken der Republik vor große Herausforderungen.

Denn die eilig in Berlin beschlossenen Hilfspakete und finanziellen Maßnahmen müssen auch bei den Unternehmen ankommen. Oft war zuletzt der Vorwurf zu hören, viele Banken würden hier bremsen und nicht schnell genug die nötigen Kredite vergeben. Gestern besuchte der Ingolstädter Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl (CSU) - er ist Mitglied im zuständigen Haushaltsausschuss - die Sparkasse Ingolstadt Eichstätt und suchte das Gespräch.

Zu Beginn dieser Krise sei es vor allem noch darum gegangen, Urlauber wieder zurückzuholen. "Doch inzwischen kommen immer öfter Unternehmer auf mich zu, die nicht wissen, ob sie überhaupt noch mal aufsperren können", beschrieb Brandl die Situation im historischen Casino der Sparkasse.

Armin Pfahler, Leiter des Firmenkundencenters der Sparkasse Ingolstadt Eichstätt, antwortete Brandl, dass es das "ureigenste Interesse der Banken ist, den Geschäftskunden in der Krise zu helfen". Man habe nur die Kunden in der Region und wolle diese deshalb gut unterstützen, so Pfahler. Die Sparkassen hätten den Kunden - gleich ob privat oder aber gewerblich - schon vor den staatlichen Maßnahmen etwa mittels Stundungen weitergeholfen. Reinhard Dirr, Mitglied im Vorstand des Instituts, betonte dazu, dass es "uns schon schmerzt, wenn wir in der Krise als Flaschenhals betrachtet werden".

Pfahler machte deutlich, dass man zuletzt viele Gespräche mit Unternehmen aus der Region über die Förder- und Kreditmöglichkeiten geführt habe. Konkrete Anfragen habe es bisher im Geschäftskundenbereich 118 gegeben, von denen nur 6 abgelehnt worden seien - vor allem aus wirtschaftlichen Gründen, etwa bei einer bereits vorhandenen Schieflage.

Ein Thema im Haushaltsausschuss seien laut CSU-Mann Brandl auch die neuen Schnellkredite der Förderbank KfW für kleinere und mittelständische Firmen gewesen. Diese Kredite laufen über die Hausbank, wo meist auch die Prüfung erfolgt. Ein im Ausschuss diskutiertes Dilemma war demnach, dass Unternehmen Hilfen bekommen, dann jedoch Gewinnausschüttungen vornehmen könnten. "Die Mittel sollen den richtigen Unternehmen helfen. Wir wollten aber schnell dafür sorgen, dass das Geld kommt, ohne zu hohe Hürden zu schaffen", so Brandl. Man wisse aber, dass nachgebessert werden könne.

Tatsächlich gibt es für den Erhalt eines Schnellkredits einige Hürden und viele zu erfüllende Voraussetzungen. Nach Aussage der Ingolstädter Sparkassen-Banker sind sie "tendenziell unattraktiv". Ein Beispiel: Während der Kreditlaufzeit von bis zu zehn Jahren dürfen keine Gewinne oder Dividenden ausgeschüttet werden. Zudem werden nur Selbstständige und Unternehmer mit mehr als zehn Angestellten gefördert. Und bis zu 50 Mitarbeitern beträgt der Rahmen maximal 500000 Euro. Im Jahr 2019 oder in der Summe von 2017 bis 2019 muss man zudem Gewinn erzielt haben.

Was die Beratung dazu noch erschwert: In der Richtlinie steht ebenfalls, dass "marktübliche Entnahmen" für Geschäftsinhaber sehr wohl erlaubt seien. Hier stelle sich die Frage, was das genau bedeutet und wer das überwache, warf Firmenkundenbetreuer Johannes von Koch ein. Und Reiner Dintenfelder, Leiter des Kredit-Geschäfts bei der Sparkasse, bezweifelt, dass mit den Schnellkrediten den wirklich kleinen Unternehmern, etwa Ladenbesitzern, geholfen werde. Das beginne schon damit, dass sie oft weniger Mitarbeiter hätten.

DK