Ingolstadt surrt
INVG testet vollelektrischen Gelenkbus von MAN

Dauerhafter Einsatz für die Linien 10 und 11 geplant

15.07.2021 | Stand 23.09.2023, 19:47 Uhr
Timo Schoch
Die Testfahrt durch Ingolstadt im rein elektrischen Bus von MAN führte die Gäste vom Rathaus zum Audi-Werksgelände. −Foto: Schoch

Ingolstadt - Verantwortliche der INVG und der Tochtergesellschaft Stadtbus Ingolstadt haben am Donnerstag einen vollelektrischen Bus bei einer Fahrt durch Ingolstadt getestet. Bereits in rund zwei Jahren sollen solche Busse für die Linien 10 und 11 eingesetzt werden.

Nach 45 Minuten ist die Fahrt zu Ende. "Jetzt haben wir ganz vergessen, die Fahrkarten zu kontrollieren", scherzt Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD), als der Bus vor dem Rathaus zum Stehen kommt. Die Testfahrt führte über die sogenannte Nord-Süd-Achse bis zur Audi Piazza und zurück. Es war eine Premiere und ein Schritt in die Zukunft der INVG und der Tochtergesellschaft Stadtbus Ingolstadt.

Maximilian Reichl sitzt am Steuer des elektrischen Busses. Er lässt das Fahrzeug an. Statt des rauen Dieseltackerns ist nur ein Surren zu hören. Keine Vibrationen. Stille - allerdings nur fast. Denn von draußen dringen die Geräusche der Stadt dumpf ins Innere des Busses zu den Fahrgästen. "Ingolstadt setzt beim ÖPNV auf höchste technische und umweltfreundliche Standards", sagt im Inneren des Busses OB Scharpf. "Der neue elektrische Bus passt hier perfekt, ohne Emissionen und mit bestem Komfort. So stelle ich mir die Zukunft des ÖPNV in Ingolstadt vor."

Und diese Zukunft könnte schon recht bald Realität werden. "Mit über 50 Prozent an Diesel-Hybrid-Bussen haben wir bereits eine der modernsten Fuhrparks in Deutschland", sagt INVG-Geschäftsführer Robert Frank. Und trotzdem soll nachgerüstet werden - in einem Zeitraum von bis zu zwei Jahren. Im Aufsichtsrat soll das Thema im September auf die Tagesordnung kommen. Und Frank hat dabei auch schon ein konkretes Einsatzgebiet im Auge: die Linien 10 und 11. Also die Linien, die durch die Innenstadt führen, mit 15 Minuten den engsten Takt im Fahrplan der INVG haben und im Verhältnis die größte Anzahl der Personen befördern.

Die Testfahrt führte deshalb gestern auch entlang der Linie 11, vom Rathausplatz zum Audi-Werksgelände. Während sich der Bus durch die Innenstadt quetscht, erzählt Heinz Kiess, Leiter Produktmarketing Bus bei MAN, die Vorzüge des Busses, der seit April dieses Jahres produziert wird. Die 640 kWh-Batterien für den Gelenkbus seien in etwa vier bis fünf Stunden voll geladen. "Die Batterien sind auf dem Dach angebracht", sagt Kiess. Im Inneren sieht alles wie ein gewöhnlicher Bus aus. Keine zusätzlichen Rampen, Verbauungen oder Erhöhungen. Auch für den Fahrer selbst ist alles wie gewohnt. Die Knöpfe sind frei konfigurierbar, sodass es für den Fahrer nicht zu großen Umstellungen kommt. Nur der Drehzahlmesser fehlt. Dafür signalisiert ein Zeiger, wie hoch der aktuelle Energieverbrauch ist. Der eigentliche Clou befindet sich also versteckt auf und im Bus selbst. "Bei einem vollelektrischen Bus hat man das komplette Drehmoment fast schon aus dem Stand heraus", sagt Stadtbus-Betriebsleiter Korbinian Raßhofer zu den größten Unterschieden zu den herkömmlichen Dieselbussen. Eine Motorsteuerung übernimmt dafür die Leistungsentfaltung - auch zur Sicherheit der Fahrgäste. Ein allzu ruppiges Anfahren wird damit ausgeschlossen.

Im Alltag dürfte die Reichweite der rein elektrisch fahrenden Busse zwischen 250 und 300 Kilometer liegen, bis sie wieder an das Stromnetz müssen, schätzt Kiess. Alles sei abhängig von der Topografie, dem Verkehr, der Fahrweise und der Außentemperatur. Im ersten Schritt sollen dann auch viele Audi-Mitarbeiter in den E-Bussen fahren, wenn diese zum Einsatz für die Linie 10 und 11 kommen. "Dieser Ansatz passt hervorragend zur Strategie der Audi AG. Für uns ist die Zukunft der Mobilität elektrisch", sagt der Werkleiter am Audi-Standort Ingolstadt, Achim Heinfling. So ist sich Bürgermeisterin Petra Kleine (Grüne) nach der Fahrt sicher: "Die Testfahrt war ein voller Erfolg und macht Lust auf mehr Elektromobilität, gerade in der Innenstadt." Dazu wird es wohl bald regelmäßig kommen - auch wenn die Fahrgäste dann ein Ticket lösen müssen.

DK

Timo Schoch