Hinein ins Vergnügen

Immer mehr Menschen legen sich einen Pool zu - Das sorgt für volle Auftragsbücher bei den Herstellern

07.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:48 Uhr
Action angesagt ist im Swimmingpool von Karl Hofmann aus Rennertshofen, wenn seine Enkel zu Besuch sind. −Foto: S. Hofmann

Ingolstadt - Rein in Bikini oder Badehose und ab in den Garten: Swimmingpools in den verschiedensten Ausführungen - von größeren Planschbecken über Whirlpools bis hin zu im Boden eingelassenen Luxus-Varianten - erleben gerade einen Boom.

Wegen der Corona-Ansteckungsgefahr verzichten viele Menschen in diesem Sommer lieber aufs Freibad, hinzu kommen die Vorab-Anmelde-Regularien der Bäder, die manchem zu umständlich sind. Auch Urlaubsreisen sind in diesem Sommer für viele tabu. Umso mehr möchte man sich mal was was gönnen.

So wie Michael Enzinger. Der Ingolstädter Schulleiter wollte sich "einfach was Gutes tun". So fuhr er vor sechs Wochen, am Ende einer anstrengenden Woche, am Freitagmittag spontan zum Baumarkt und kaufte sich einen aufblasbaren Whirlpool samt Wärmetauscher-Heizung. "Der lässt sich bis zu 40 Grad erwärmen. Da sitzen wir dann zu Viert oder zu Fünft drin; bei sechs Leuten wird's dann schon a bissl eng", meint er lachend. Dass solche Pools gerade heiß begehrt sind, hat auch er bei seinem Kauf im Baumarkt gemerkt: "Ich hab' an dem Tag den letzten bekommen. "

Auf Nachfrage bei Hornbach in Ingolstadt bestätigt ein Verkäufer der Gartenabteilung: "Pools verkaufen sich gerade richtig gut. Ich habe momentan nur noch kleine da, also mit einem Durchmesser von 1,80 Meter. " Die größeren Modelle ab 3,50 Meter Durchmesser, meist mit Leiter und Pumpe ausgestattet, die ab 200 Euro kosten, seien restlos ausverkauft. "Die Lieferanten haben Schwierigkeiten, der großen Nachfrage nachzukommen", sagt der Verkäufer. Die meisten seiner Kunden seien Familien mit Kindern, "mit einem Pool wird es daheim nicht langweilig. Denn wegen der Corona-Krise bleiben die Leute lieber zu Hause. " Probleme damit, den Pool aufzustellen, hätten die Kunden in der Regel nicht. Aber im Fall der Fälle helfe ein Handwerker-Service.

Gut gefüllt sind derzeit auch die Auftragsbücher der Poolbauer und -hersteller. "Das sind stressige Zeiten - dank Corona", berichtet etwa Josef Binder aus Ingolstadt-Unterbrunnenreuth, dessen Firma seit 20 Jahren Schwimmbäder aller Art und die dazugehörge Technik verkauft und einbaut. Mit dem Pool alleine ist es nämlich oft nicht getan. Auch eine ansprechende Beleuchtung, Massagedüsen und eine wetterfeste Abdeckung, um die Wärme zu erhalten, gehörten für viele Kunden mit dazu. Preislich beginnen Binders Pools etwa ab 5000 Euro. "Nach oben hin gibt es eigentlich keine Grenze", sagt er. Für eine größere Variante müsse man samt Baggerarbeiten etwa 30000 Euro rechnen. Aber das sei nur ein grober Wert. Manche Kunden würden bei einzelnen Schritten der Bauarbeiten auch selbst mithelfen, um Kosten zu sparen.

Bereits seit neun Jahren ist Karl Hofmann aus Rennertshofen (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) stolzer Poolbesitzer. "Wir haben deshalb stets regen Besuch. Bei uns sind eigentlich immer Kinder und Verwandtschaft da", erzählt er. Sein Schwimmbad ist oval, acht mal vier Meter groß, 1,60 Meter tief und im Boden eingelassen. Die Entscheidung für den Pool fiel ihm zufolge damals aus zwei Gründen: Zum einen zum Schwimmen aus Therapiezwecken nach einem Unfall, zum anderen "hatten wir dort vorher einen Fischteich, der ständig zugewuchert ist. Wir wollten den Platz verschönern. " Da hätte sich ein Pool angeboten. Hofmann hat das nie bereut: "Wenn das Wetter passt, sind wir jeden Tag drin. "

So ist es auch bei Familie Schneider aus Wolnzach-Geroldshausen (Landkreis Pfaffenhofen). Ihren vor sechs Jahren gebauten Naturpool hat sie inzwischen auf ein mit Salzwasser gefülltes Schwimmbecken in der Größe 11,50 Meter mal 5,50 Meter umgestellt. Denn einen Naturpool sauber zu halten, mache sehr viel Arbeit, erklärt Josef Schneider. "Im Wasser unseres jetzigen Pools sind nun 46 Säcke Salz enthalten. " Zusätzliche Chemikalien brauche er damit nicht, eine Technikanlage und ein Roboter hielten das Becken sauber. So müsse die Familie das Wasser über den Winter auch nicht ablassen.

Warum sie sich einen Swimmingpool zugelegt haben, kann Josef Schneider gar nicht so richtig sagen. "Wir wollten das irgendwie schon immer. Gerade für unsere Kinder war das früher optimal. " Und das sei es nach wie vor , betont er - auch wenn die Tochter nun bereits 14 und der Sohn 17 Jahre alt seien. "Wir gehen fast jeden Tag hinein. Da der Pool beheizbar ist, muss das Wetter auch gar nicht so schön sein. Da macht's auch nichts aus, wenn es mal kalt ist. " Schneider, der in der Baubranche tätig ist, hat ebenfalls festgestellt: "Die Leute, die gerade neu bauen, planen immer häufiger gleich einen Pool mit ein. Das höre ich immer wieder. "

DK