Vorblühen für den Saisonstart
Gärtnereien bereiten sich auf Frühjahrsgeschäft vor

28.01.2022 | Stand 22.09.2023, 23:31 Uhr
Primeln (links) und Hornveilchen(unten) werden bereits jetzt für den Verkauf ab Mitte März herangezogen. Kästen mit Kräutern liegen im Trend. −Foto: Bein,dpa

Ingolstadt/München - Im heimischen Garten ist es Ende Januar noch zu frostig, um an Blumenbeete, Zierpflanzen und Gemüse zu denken. Für Gärtnereien und Gartencenter läuft die Arbeit für das wichtige Frühjahrsgeschäft allerdings bereits auf Hochtouren.

"Stiefmütterchen, Primeln und Vergissmeinnicht haben wir schon im Oktober eingesetzt. Aussaaten für Balkonpflanzen wie Geranien folgen jetzt im Februar", sagt Christoph Trögl, Inhaber der Gärtnerei Trögl in Ingolstadt. Zum Start der Blumen-Hauptsaison ab Mitte April sei dann alles bereit im 1750 gegründeten Familienbetrieb. 271 Jahre später führt ihn jetzt der aktuelle Chef noch immer in Familienbesitz.

Stefanie Zitzelsberger, Juniorchefin von Garten Zitzelsberger in Gerolfing, hat ebenfalls bereits alle Hände voll zu tun: "Im Geschäft selbst ist es noch ruhig, hinter den Kulissen sieht es anders aus." Lieferungen auspacken, Ware etikettieren, Dekoartikel aufbauen, Pflanzen heranziehen. Alles muss stimmen in den zwei Läden in Gerolfing und am Westfriedhof in Ingolstadt, wenn das Wetter besser wird. "Unsere Verkaufssaison startet, sobald es die Temperaturen zulassen. Meistens ab Mitte März mit den Friedhofspflanzen", so Zitzelsberger.

Branche zeigt sich Corona-Resistent

Bis dahin gilt es noch Großbestellungen zu tätigen, verrät die Juniorchefin: "Wir spüren die Corona-Pandemie auch. Hauptsächlich bei den Lieferzeiten. Was du jetzt nicht bestellst, bekommst du fürs Weihnachtsgeschäft nicht mehr." Frühjahrsdekoration und Erden, die momentan ausgepackt werden, musste sie im vergangenen Sommer bestellen. Sechs Monate später tröpfeln die Lieferungen langsam herein. Ein Problem, von dem Marina Berchtenbreiter vom Bayerischen Gärtnerei-Verband in München dieser Tage öfter hört. "Viele Hersteller können einige Waren sehr schwer oder gar nicht mehr liefern, erzählen uns unsere Mitglieder." Diese Lieferverzögerung betrage dabei Monate statt Wochen. "Bei Dekoartikeln und Kerzen ist das verschmerzbar. Schwierig wird es für die Gärtnereien, wenn Töpfe ausbleiben", sagt die Verbandsreferentin. Und genau in diesem Segment seien die Lieferprobleme am größten.

Das Kerngeschäft mit den Hobbygärtnern und Balkonblumen-Freunden beweist sich hingegen als äußerst krisenfest. Zeitweise waren ihre zwei Läden in der Pandemie geschlossen, die Ausfälle wirtschafteten sie nach der Öffnung aber wieder herein, berichtet Zitzelsberger. Christoph Trögl hörte in den vergangenen zwei Jahren im Kundengespräch Ähnliches: "Man merkte im Frühjahr und Sommer, dass bei uns viel los ist. Die Leute bleiben in der Pandemie zu Hause und richten sich Garten und Balkon schön her."

Viele aus ihrer Branche hätten ein bisschen davon profitiert, dass die Menschen mehr zu Hause waren, stimmt auch Berchtenbreiter vom Gärtnerei-Verband zu. "Beet- und Balkonblumen verkauften sich sehr gut. Die erhöhte Nachfrage nach Kräutern und Gemüse zum selber Anbauen war ebenfalls klar erkennbar in den Betrieben." Weniger gut traf es Eventfloristen und Gemüseanbauer, die für Gastronomen produzieren. "Deren Geschäft kam zeitweise fast komplett zum Erliegen. Unsere Branche ist von Corona daher sehr unterschiedlich betroffen."

Trend geht zum Eigenanbau zu Hause

Als Pandemie-Gewinner sehen sich Zitzelsberger und Trögl nicht. Im Gegensatz zu vielen anderen, seien sie jedoch im Kerngeschäft nicht negativ beeinflusst worden. "Vom Wirtschaftlichen her bin ich optimistisch, nur was Veranstaltungen angeht, bleibe ich heuer vorsichtig", sagt Trögl. Ausstellungen, Konzerte, Tag der offenen Tür: Man hat sich über die Jahre einiges einfallen lassen, um den Kunden etwas zu bieten. Der Aufwand für solche Aktionen sei angesichts unbeständiger Corona-Vorgaben zu groß. Sie fallen deshalb 2022 voraussichtlich aus.

Nicht mehr wegzudenken ist hingegen der Biotrend in der Gartenbranche. "Bioerde oder Töpfe ohne Kunststoff. Die Kunden fragen vermehrt danach", erzählt Zitzelsberger aus ihrer Gärtnerei. In der Gärtnerei Trögl setze man mittlerweile auf Pflanzenstärkung und Pflanzenhomöopathie, was von einer neuen Generation an Kunden sehr positiv aufgenommen werde.

Besonders junge Kunden fragen bei Trögl vermehrt nach Kräutern für die heimische Küche und den Anbau im Garten. "Ein kleiner Kräutergarten für den Balkon liegt voll im Trend. Die Jüngeren Essen und Kochen immer bewusster, das merken auch wir ganz am Anfang dieser Lebensmittelkette", sagt er.

DK

Andreas Renner