Ingolstadt
Der e-tron geht ans Netz

Audi startet in Brüssel die Produktion seines ersten reinen Elektroautos

03.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:45 Uhr
In Tarnfolie auf Werbe-Tour: Der Audi e-tron ist das erste Elektroauto der Marke mit den vier Ringen. −Foto: Audi

Ingolstadt/Brüssel (DK) Aufbruch in ein neues Zeitalter: Gestern startete Audi am Standort in Brüssel die Produktion des e-tron. Es ist das erste rein elektrische Fahrzeug des Ingolstädter Autobauers. Offiziell vorgestellt wird das Fahrzeug aber erst in zwei Wochen in San Francisco.

Es war ein langer Weg: Frühe Gehversuche mit E-Autos wurden bei Audi schnell wieder eingestampft. Da gab es den 2010 auf dem Genfer Autosalon vorgestellten A1 e-tron: Ein kleiner Stromer, der mithilfe eines sogenannten Range-Extenders (in Form eines Wankel-Motors) eine brauchbare Reichweite schaffen sollte. Realität wurde das Auto nie: Angeblich zog damals VW-Patriarch Ferdinand Piëch den Stecker.

2013 durften Journalisten in einem rein strombetriebenen R8 e-tron ein paar flotte Runden auf dem Flughafen Berlin-Tempelhof drehen - in Serie ging der Elektro-Renner aber nie. Angeblich wurde er zum Preis von rund 400000 Euro auf Kundenwunsch gebaut. Wie oft er wirklich verkauft wurde? Nicht bekannt.

Mit dem e-tron wird Audis erstes Serien-Elektroauto nun endlich Realität. Bereits seit Sommer 2016 laufen die Vorbereitungen im Brüsseler Werk. Karosseriebau, Lackiererei und Montage mussten großflächig umgebaut werden. Laut Audi erhielten die Mitarbeiter in Brüssel insgesamt rund 200000 Stunden Training. Zudem wurde eine eigene Batteriefertigung errichtet. Wobei Batteriefertigung hier das sogenannte "Packaging" meint: Die eigentlichen Batteriezellen stammen aus Asien. In Brüssel werden die 36 Zellmodule von der Größe einer Schuhschachtel zu der gut 700 Kilogramm schweren Batterie "gepackt", die im Fahrzeugboden des e-tron sitzt.

Hoch aufwendig und mit viel Know-How verbunden, ist vor allem das Thermomanagement des Fahrzeugs. Es existieren vier Kreisläufe, die sich auf unterschiedliche Weise zusammenschalten lassen, um Innenraum und Aggregate zu heizen und zu kühlen. So muss beispielsweise die Batterie stets in einem Temperaturfenster zwischen 25 und 35 Grad Celsius gehalten werden - nur dann lässt sich von ihr die volle Leistung abrufen.

Als die Entscheidung fiel, ein Fahrzeug mit der aktuell in der Branche wohl zukunftsträchtigsten Technologie in Brüssel und nicht in Ingolstadt zu bauen, kam das beim Audi-Betriebsrat zunächst nicht gut an. Noch dazu, wo auch das zweite E-SUV - der e-tron Sportback - ab 2019 ebenfalls in Brüssel gebaut werden soll. Inzwischen hat sich die Lage etwas entspannt: Ab 2021 sollen auch in Ingolstadt mindestens zwei E-Modelle gebaut werden.

Der Antrieb für den e-tron wird im ungarischen Györ gefertigt - dort, wo auch die Verbrennungsmotoren für die Marke mit den vier Ringen gebaut werden. E-Motoren, Getriebe und Leistungselektronik werden in zwei E-Achsen zusammengefasst und nach Brüssel geliefert.

Die Preise für den e-tron beginnen bei rund 80000 Euro - mit ein wenig Ausstattung sind allerdings mehr als 100000 Euro schon eher realistisch. Audi verspricht mit einer Ladung des 95-kWh-Akkus eine Reichweite von 400 Kilometern. Eine neue Ära soll der e-tron für Audi aber nicht nur als Elektroauto einläuten: Auch das Geschäftskonzept soll sich mit seiner Markteinführung wandeln. Beim e-tron sollen die Kunden erstmals gegen Gebühr bestimmte Funktionen - etwa Fahrerassistenzsysteme - gegen Gebühr freischalten können. Bei den Händlern stehen wird der e-tron wohl erst im nächsten Jahr.