Kommentar
Zum Umgang mit kostenfreien Retouren: Gewagt, aber den Versuch wert

21.02.2022 | Stand 21.02.2022, 22:00 Uhr

Symbolbild: dpa

Von Christian Tamm

Der Online-Handel hat vieles leichter gemacht. Wer das leugnet, macht sich unehrlich. Er hat aber auch Schattenseiten – allen voran die immense Zahl von Retouren, die mit unnötigen Emissionen und in den schlimmsten Fällen vernichteten Waren einhergeht. Außerdem entstehen den Online-Händlern dadurch hohe Kosten. In der Eindämmung dieser Retouren liegt also Potenzial für alle Beteiligten.

Doch sowohl weite Teile des Handels als auch die Politik scheuen den zu erwartenden Aufwand. Es müssten zu viele Ausnahmen gemacht werden und man könnte gar Fehlanreize setzen, meint das Umweltministerium. Zugegeben, der Spagat wäre gewagt: Ein verbindlicher Gebührenkatalog müsste genügend unternehmerische Freiheiten lassen, für eine Lenkungswirkung zugleich deutliche Signale setzen und quasi nebenbei die Rechte der Verbraucher im Blick behalten.

Abgesehen davon bleibt die Frage, wie all das im internatonalen Marktumfeld gelingen soll. Und doch könnte die Mühe lohnen. Von allein werden die meisten Kunden ihr Verhalten wohl nicht ändern. Und die Händler? Solange Rücksendungen flächendeckend gratis sind, werden erhobene Gebühren zum Wettbewerbsnachteil. Wer sich zuerst bewegt, verliert – und zwar Kundschaft.

Das vielleicht gewichtigste Argument – hier sei nicht der Klimaschutz angeführt – sind unsere Innenstädte. Zumindest teils kostenpflichtige Retouren könnten wieder mehr Leute zum Kauf in der eigenen City animieren. Eingriffe in die Wirtschaft sollten die Ausnahme sein. Aber eine gesetzliche Retourengebühr vereint unter dem Strich derart viele positive Aspekte, dass es schon verwundert, wie wenig Interesse die Politik an diesem Thema erkennen lässt.