Harakiri auf britische Art

Ein Kommentar von Politik-Redakteur Christian Tamm

13.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:26 Uhr

In Großbritannien greift Panik um sich. Für den Fall eines ungeregelten Brexits sollen die Zölle auf Importe für ein Jahr quasi wegfallen. Was damit bezweckt werden soll, ist klar: Die britische Regierung weiß, dass die Bevölkerung bei einem "No Deal" unter Preissteigerungen leiden würde.

Auch wären Lieferketten bedroht, Engpässe die Folge. Dass das britische Unterhaus gestern Abend gegen einen "No Deal" gestimmt hat, bedeutet im Übrigen nicht, dass dieser vom Tisch ist. Es ist also richtig, dass sich sowohl die EU als auch London für alle Eventualitäten rüsten.

Die Ankündigung der Briten zeigt aber, dass man in London noch immer nicht begriffen hat, welche Katastrophe auf die Insel zurollt - und dass Brüssel die Zügel in der Hand hält. Denn solange die EU nicht mitzieht, müssen die Briten ihrerseits nach einem ungeregelten Brexit sehr wohl Ausfuhrgebühren an die Europäer zahlen. Und Brüssel machte bereits klar, diese auch erheben zu wollen. Somit gingen nicht nur dem britischen Staat horrende Zoll-Einnahmen durch die Lappen. Die ohnehin wankende Wirtschaft des Königreichs erhielte eine zusätzliche schwere Bürde auferlegt. Damit springt London also aus Angst vor dem Tod ins eigene Schwert.

Man muss sich wirklich die Frage stellen, warum Theresa May und ihr Kabinett dem Spuk nicht ein Ende gesetzt haben, als es noch möglich war. Für die vom Europäischen Gerichtshof einst offerierte einseitige Rücknahme des Austrittsgesuchs ist es wohl zu spät. Und auf Mitleid aus Brüssel braucht man in London nicht zu hoffen.