Mehr Glaubwürdigkeit

Von Marco Schneider

27.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:10 Uhr

Nach einer gut vierjährigen Vorarbeit, in der dann auch noch der größte bislang bekannt gewordene Finanzskandal der katholischen Kirche in Deutschland ans Tageslicht kam, hat das kleine bayerische Bistum Eichstätt gestern endlich seine erste Jahresbilanz offengelegt.

Die großen Überraschungen blieben aus. Es war nicht damit zu rechnen, dass die überschaubare Diözese mit Milliardensummen glänzt und sich bei einem zumindest nicht offiziell vorhandenen Ranking unter den 27 deutschen Bistümern auf einen der vorderen Plätze schiebt.

Hier Vergleiche anzustellen, wie das schon gelegentlich getan wurde, ist einerseits schwierig, weil noch immer nicht alle Diözesen nach den Vorgaben des Handelsgesetzbuchs testieren. Andererseits sind die Bistümer auch unterschiedlich strukturiert: Dadurch lassen sich beispielsweise die Bilanzsummen des deutlich größeren Erzbistums München-Freising (3,37 Milliarden Euro), des großen Bistums Augsburg (730,9 Millionen Euro) und die von Eichstätt (609,3 Millionen Euro) nicht so einfach vergleichen.

Dennoch bergen die Bilanzen einige aufschlussreiche Zahlen. Am Beispiel Eichstätt etwa die Kunstgegenstände im Wert von gut drei Millionen Euro oder die Immobilienwerte (natürlich ohne jene berüchtigten Grundstücke in den USA) von etwa 113 Millionen Euro. Und die Bilanz, die in einem 85-seitigen, sehr hochwertig gedruckten Geheft erschienen ist, erklärt auch, was die Diözese bislang nur sehr rudimentär getan hat: Nämlich für was die katholische Kirche überhaupt so viel Geld braucht. Rücklagen und Anlagen in Gesamthöhe von über 340 Millionen Euro sollen für "schlechte Zeiten" vorsorgen.

Mit diesem Schritt in Richtung Transparenz, der gestern nun auch in Eichstätt vollzogen wurde, ist die Kirche gut beraten. Ihn müssen alle Bistümer mitgehen. Denn der Umgang mit Geld in der katholischen Kirche ist in der heutigen Zeit nach außen nicht mehr zu vermitteln. Der Schritt ist zudem ein wichtiger Beitrag zu mehr Glaubwürdigkeit. Der Weg ist eingeschlagen. Er muss aber weitergegangen werden: konsequent und auf allen Ebenen.