Audi vor dem Neustart

Ein Kommentar von Stefan König

24.07.2018 | Stand 23.09.2023, 4:12 Uhr

VW treibt den Neustart bei seiner Tochter Audi mit großen Schritten voran. Seit Dienstag dürfte nun auch offiziell feststehen, dass es für Rupert Stadler ungeachtet des Ausgangs der Ermittlungen gegen ihn keinen Weg zurück an die Spitze der vier Ringe geben wird.

Bei seiner nächsten Sitzung könnte vielmehr der Audi-Aufsichtsrat den Weg für den BMW-Manager Markus Duesmann freimachen. Das zumindest berichten gut unterrichtete Kreise. Der gestern bestätigte Wechsel des scheidenden BMW-Manns in den VW-Konzernvorstand dürfte nur das Vorspiel zum großen Aufschlag sein. Der nächste Halt für den 49-jährigen Ingenieur befindet sich dann in Ingolstadt an der Ettinger Straße. Der von vielen zurecht geforderte Neustart bei Audi steht also kurz bevor.

Natürlich gilt für Stadler nach wie vor die Unschuldsvermutung. Doch selbst wenn dem Topmanager nichts nachgewiesen werden kann, ist die Zeit für ihn an der Spitze abgelaufen. Das ist auf der einen Seite bedauernswert, weil der beurlaubte Audi-Chef viel für das Unternehmen und die Region geleistet hat. Unter dem bodenständigen Tittinger ist Audi in die Riege der Premiumhersteller aufgestiegen.

Auf der anderen Seite ist es für einen unbelasteten Neustart unumgänglich, die wichtigste Stelle im Unternehmen neu zu besetzen. Es ist kein Geheimnis, dass VW-Chef Herbert Diess bereits lange vor der Verhaftung Stadlers derartige Gedankenspiele vollzogen hat. Die Ablösung des langjährigen Audi-Pressechefs Toni Melfi durch den BMW-Manager (und ehemaligen Audianer) Dirk Arnold könnte bereits ein Zug in diesem Spiel gewesen sein.

Diess will und muss Audi von den Folgen des Diesel-Skandals befreien. Das funktioniert nicht mit Aussitzen, sondern nur mit einem radikalen Umbau an den verantwortlichen Stellen im Unternehmen. Gut möglich, dass im Vorstand der VW-Tochter weitere Rochaden folgen. Mit der Personalie Duesmann könnte sich für die Ingolstädter der langersehnte Befreiungsschlag ankündigen.
 

Stefan König