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Verband Kerntechnik kritisiert Atompläne: „Nicht mal schnell einen Schalter umlegen“

06.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:59 Uhr

Das Atomkraftwerk Isar 2 im Landkreis Landshut ist eines von zwei AKW, das als Notreserve bis Ende April zur Verfügung stehen soll. −Foto: Peter Kneffel/dpa

Von Regina Ehm-Klier

Es gibt weiterhin viel Kritik an der Entscheidung, zwei deutsche Atomkraftwerke, darunter Isar 2 im Landkreis Landshut, nur für den Notfall ans Stromnetz gehen zu lassen. Der Verband Kerntechnik Deutschland (KernD) steht dieser Maßnahme skeptisch gegenüber.



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Wie KernD-Sprecher Nicolas Wendler gegenüber der Mediengruppe Bayern erklärt, könnte Isar 2 in zwei Streckbetriebe gehen, sodass eine Stromproduktion seiner Ansicht nach bis August denkbar wäre. Damit stünden fünf Terawattstunden allein aus diesem Kernkraftwerk zur Verfügung.

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Das Problem ist: Die Kernkraftwerke sollen nach den aktuellen Plänen nur als Reserve vorgehalten werden und bräuchten im Bedarfsfall noch viel Zeit für den Vorlauf für eine Wiedererteilung der Betriebsgenehmigung, die verschiedene Bundesämter durchlaufen und letztlich auch im Bundestag beschlossen werden müsste, der das Vorhaben am Ende bremsen könnte.

Wendler: Möglichkeiten für Weiterbetrieb da

Wendlers Urteil über den Harbeck-Vorschlag: „Ein Versuch, ins Wasser zu gehen, ohne dabei nass zu werden.“ Technisch sei ein Weiterbetrieb voraussichtlich machbar, auch das Personal könne über finanzielle Anreize über die aktuell geplante Laufzeit, das ist der 31. Dezember 2022, rekrutiert bzw. gehalten werden. Als reine Notmaßnahme eigenen sich Kernkraftwerke allerdings nicht, „da kann man nicht schnell einen Schalter umlegen“, erklärt er.

KernD hatte bereits im Juli eine politische Entscheidung über die Zukunft der Kernkraftwerke in der Krise eingefordert: Die Betreiber haben laut einer Mitteilung von Ende Juli die Anlagen bereits auf „hoher Last“ gefahren. „Nun ist der ‚Tank bald leer‘ und nur noch mit Nachladung frischer Brennelemente kann in der voraussichtlich noch länger andauernden Krisensituation nennenswerte Hilfe geleistet werden“, hieß es damals, die Politik solle „endlich handeln“.

Vorlaufzeit für neue Brennelemente

Das unterstreicht auch jetzt noch KernD-Sprecher Nicolas Wendler. Um neue Brennelemente zu bestellen und zu wechseln müsse ein halbes Jahr bis ein Jahr einkalkuliert werden.
Der Verband KernD geht eigenen Angaben zufolge aus dem Deutschen Atomforum hervor, zu den Mitgliedern zählen Organisatoren aus allen Sektoren und Anwendungsfeldern der Kerntechnik.

− red