Ausgangssperre & Co.
Von Axtkauf bis Rauchen: Ausreden, die keinen triftigen Grund darstellen

26.12.2020 | Stand 23.09.2023, 16:10 Uhr
Die Bereitschaftspolizei unterstützt die örtliche Polizei bis 24 Uhr bei der Kontrolle der Ausgangssperre. Am Mittwochabend hatten sie allerdings wenig zu tun - lediglich ein Mann hielt sich nicht an die geltenden Regeln. −Foto: Blaimer

Mit den Corona-Zahlen wächst auch die Zahl der neuen Regeln stetig an. Gar nicht so einfach, den Überblick über Ausgangssperre und Co. zu behalten.

Seit 16. Dezember gilt in ganz Bayern von 21 bis 5 Uhr eine nächtliche Ausgangssperre. Die Polizeien in der Region verstärken ihre Kontrollen und appellieren an die Bürger, die derzeit geltenden Regeln zu befolgen.

Bisherige Bilanzen der Präsidien zeigen: Überwiegend hält sich die Bevölkerung daran. Auch an Heiligabend meldeten die Polizeidienststellen in Bayern kaum Verstöße gegen die Corona-Regeln. Doch die Beamten treffen immer wieder auch auf Uneinsichtige oder äußerst kreative Ausreden. Von Axt- und Zigarettenkauf bis Gourmet-Ausflug über die Grenze war bislang alles mit dabei. So kurios die Erklärungen teilweise erscheinen - sie bringen hohe Bußgelder mit sich: 500 Euro aufwärts. Eine Übersicht.

 

Raucher haben im Lockdown mitunter einen schweren Stand

 

Einigen Rauchern ist im Lockdown daheim der Zigaretten-Nachschub ausgegangen. Weil die Sucht nach 21 Uhr dann zu groß wurde und die Erkenntnis reifte, dass es trotz Ausgangssperre neue Schachteln braucht, ging es auf Automaten-Tour. So geschehen in Amberg, wo eine Frau und ein Mann ihrem Verlangen nachgaben. Beide erwartet nun ein Bußgeld von jeweils 500 Euro.

Dass ein Zigarettenkauf im Lockdown nicht immer nur ein Loch in den Geldbeutel reißt, beweist auch ein Fall aus Bayerisch Eisenstein (Landkreis Regen): Hier hat die Grenzpolizei drei Personen aufgegriffen, die ihre Kippen günstig in Tschechien erworben haben. Doch der Schnäppchenkauf hatte Folgen: In Verbotszeiten des "kleinen Grenzverkehrs" mussten sich die Sparfüchse sofort in zehntägige Quarantäne begeben. Einem 44-Jährigen aus dem Landkreis Regen ereilte am Mittwoch ein ähnliches Schicksal.

Ähnliches passierte in Furth im Wald (Landkreis Cham) am 20. Dezember. Im Laufe des Tages hat die Polizei dort am Grenzübergang zu Tschechien insgesamt neun Personen erwischt, die nur zum Zigarettenkauf im Nachbarland waren.

Auch das Rauchen einer Zigarette nach 21 Uhr zählt nicht als triftiger Grund, die eigene Wohnung zu verlassen. Das musste ein 32-jähriger Pockinger (Landkreis Passau) am Montag gegen 23 Uhr feststellen. Die Polizei hat ihn nun angezeigt.

 

Die Crux mit den Fahrten zum Automaten

 

Auch andere Automaten waren trotz Ausgangssperre Ziel von nächtlichen Ausflügen: Geldautomaten. So geschehen in Simbach am Inn (Landkreis Rottal-Inn). Dort hat die Polizei am 20. Dezember zwei Personen am Kirchplatz aufgegriffen. Sie wollten nur Geld holen, hieß es. Doch das war um 22 Uhr - und stellt keinen triftigen Grund dar. Dieser Verstoß gegen die Ausgangssperre kostet mindestens 500 Euro pro Person.

 

Heimgehen vom "Saufen" kein triftiger Grund

 

Da hätte ein Regensburger seinen Rausch besser drinnen ausgeschlafen, statt nach der Sause noch heimzugehen: Die Begründung "war beim Saufen", die er der Polizei servierte, ließen die Beamten jedenfalls nicht als triftigen Grund gelten. Der unerlaubte Spaziergang bringt nun eine Ordnungswidrigkeitsanzeige mit sich.

 

Illegale Fußball-Party: Zwei Kumpels auf Dachboden versteckt

 

Um einem Bußgeld zu entgehen, hatte ein 21-Jähriger aus Sankt Oswald-Riedlhütte (Landkreis Freyung-Grafenau) seine zwei Kumpels vor den Beamten versteckt: Als nach einem Spiel des FC Bayern am 19. Dezember noch mit Alkohol auf den Sieg gegen Leverkusen angestoßen wurde, klingelte plötzlich die Polizei. Die zwei Freunde des 21-Jährigen versteckten sich derweil auf dem Dachboden. Als die Beamten weiter nachfragten, gab der junge Mann das Versteck seiner zwei Kollegen schließlich preis. Auch sie erwartet nun ein Bußgeld.

 

Zu acht Fußball spielen? Schlechte Ausrede

 

Nicht nur gemeinsames Fußball gucken kann zu Problemen führen: In einer Tiefgarage in Burghausen (Landkreis Altötting) löste die Polizei vor Kurzem ein spätnachmittägliches Treffen von acht Personen auf. Die Ausrede der Personen, dass sie in der Tiefgarage Fußball spielten, nützte ihnen nichts, denn das sei nach den gültigen Ausgangsbeschränkungen "nicht zulässig", so die Polizei. Und außerdem kamen die Beamten schnell dahinter: Die Gruppe hatte gar nicht Fußball gespielt - dabei handelte es sich nur um eine schlechte Ausrede.

 

Kauf einer mittelalterlichen Axt kein Grund für Landkreis-Tour

 

Das hat die Polizei Zwiesel (Landkreis Regen) wohl auch noch nie gehört: Unter Drogeneinfluss wollte eine 29-Jährige aus St. Englmar zusammen mit einer Beifahrerin aus dem Landkreis Straubing-Bogen am Nachmittag des 17. Dezember in den Kreis Freyung-Grafenau fahren. Angeblich, um eine mittelalterliche Axt zu kaufen. Eine Adresse hatten die beiden Ausflüglerinnen aber nicht parat. Laut Polizei zählen weder Kauf noch Abholung bei Privatpersonen zu den triftigen Gründen, die Wohnung zu verlassen - geschweige denn quer durch Landkreise zu touren.

 

Schlemmen in Deutschland mit Folgen

 

Auch wenn Restaurants seit Wochen nur "To-go"-Varianten anbieten, scheinen sie auf manche Braunauer (Oberösterreich) immer noch einen kulinarischen Reiz auszuüben: Ein 32- und ein 34-Jähriger sind am 20. Dezember über die Grenze nach Simbach am Inn (Landkreis Rottal-Inn) gefahren, um dort Essen zu gehen. Essengehen ist allerdings kein triftiger Grund, der aktuell eine Einreise nach Deutschland rechtfertigt. Entsprechend erstatteten die Beamten Anzeige. Wegen Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz und die Einreise-Quarantäneverordnung drohen ihnen nun Bußgelder im vierstelligen Bereich.

 

Probefahrten zählen nicht zu Serviceangebot einer Werkstatt

 

Werkstätten bleiben offen, Autohändler allerdings befinden sich in der Verkaufs-Zwangspause. Ein Händler aus Eggenfelden (Landkreis Rottal-Inn) ließ trotzdem einen Kunden nach einem Verkaufsgespräch Probe fahren - wurde dabei aber von der Polizei ertappt. Ihn erwartet nun ein Bußgeldverfahren.

 

Zielloses Umherfahren ist auch verboten

 

Eine Spritztour mit dem Motorrad wurde an Heilig Abend einem 17-Jährigen in Cham zum Verhängnis. Er fuhr laut Polizei ziellos umher, was gegen die Ausgangsbeschränkungen verstoße. Den 17-Jährigen erwartet nun eine Anzeige.

 

Auch ein Streit auf der Straße ist kein triftiger Grund

 

Auch ein streitendes Pockinger Pärchen (Landkreis Passau) erwartet ein saftiges Bußgeld. Die beiden Streithähne, eine 41-Jährige und ihr 37-jähriger Partner, hatten sich trotz Ausgangssperre um 21.50 Uhr im Landkreis Regen aufgehalten. Den Grund dafür konnten sie laut Polizei nicht stringent darlegen. Die Folge: eine Anzeige.

 

Voller Tank, aber das Auto muss erst mal stehen bleiben

 

Auch Tanktourismus fällt unter die Reisewarnung der Bundesregierung. Das musste so mancher erfahren, der sich seit Verbot des "kleinen Grenzverkehrs" unerlaubt ein paar Euro in Österreich oder Tschechien an der Zapfsäule sparen wollte: Genauer gesagt traf es einen 33-jährigen Passauer und seine 37-jährige Beifahrerin in Simbach am Inn (Landkreis Rottal-Inn). Der Polizei sagten sie, sie seien nur schnell in Braunau beim Tanken gewesen und würden jetzt noch ein paar Einkäufe in Simbach tätigen. Die Stippvisite über die Grenze hatte für die beiden eine zehntägige Quarantäne zur Folge.

Gleiches gilt für Tanktouristen nach Tschechien. Am Wochenende 12./13. Dezember hat die Polizei in der Oberpfalz insgesamt acht von ihnen erwischt. Allesamt mussten sich direkt in Quarantäne begeben. Für besonders uneinsichtige Grenzgänger hagelte es auch Anzeigen.

 

Einkauf in Deutschland kein Einreisegrund

 

Auch Österreicher dürften aktuell nicht nach Deutschland zum Einkaufen fahren. Am Wochenende vom Freitag, 11. Dezember, bis Sonntag, 13. Dezember, stellte die Polizei in Simbach am Inn (Landkreis Rottal-Inn) eine Reihe von Verstößen gegen die Einreisequarantäneverordnung fest. Allesamt waren Österreicher, die nur kurz zum Einkaufen in Deutschland waren und wieder zurückwollten. Das ist laut Einreise-Quarantäneverordnung aber nicht erlaubt.

 

Treffen von acht Haushalten verboten - auch in Autos

 

Auch Auto-Treffs sind aktuell nicht erlaubt. Das mussten acht junge Leute am 21. Dezember in Plattling (Landkreis Deggendorf) erfahren. Im Industriegebiet löste die Polizei den parkenden Auto-Treff kurz nach 20 Uhr auf. Die acht - alle aus verschiedenen Haushalten - müssen nun laut Polizei mit "empfindlichen Geldbußen" rechnen.

 

Sebastian Meirandres