Köln
Rassismus-Vorwurf gegen Hornbach-Werbespot

Petition will Entschuldigung von Baumarkt erreichen

30.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:19 Uhr

Ein Werbespot von Hornbach sorgt derzeit für großen Ärger im Netz. In dem kurzen Film schuften weiße, alte Männer im Garten. Nach getaner Arbeit geben sie ihre verschwitzte Kleidung an zwei Kittelträger, die den Stoff einsammeln und luftdicht verpacken. In der nächsten Szene kauft eine junge, asiatisch aussehende Frau so eine Packung aus einem Automaten, reißt sie auf und inhaliert den Schweiß verzückt. "So riecht das Frühjahr" ist der Titel. Rassistisch? Nö, sagt Hornbach.

Etliche Internet-Nutzer sehen das anders. Eine Online-Petition mit mittlerweile über 27.000 Unterschriften fordert den Stop der Kampagne. Zudem will die Petition erreichen, dass der PR-Chef von Hornbach die Verantwortung übernimmt und ermittelt wird, wie es zu dieser sexistischen und rassistischen Darstellung kommen konnte. Außerdem fordern die Unterstützer der Petition eine öffentliche Entschuldigung der Hornbach Holding AG an Asiatinnen, die in den Ländern leben, wo der Spot ausgestrahlt wurde.

Gestartet  hat die Petition gegen den Baumarkt nach eigener Angabe der Kölner Doktorand Sung Un Gang. Er stammt aus Südkorea, lebt aber seit 2010 in Köln. Sung Un Gang kritisiert, wie die Asiatin in dem Werbefilm dargestellt wird. Die Frau werde instrumentalisiert, damit sich die weißen Kunden des Baumarkts besser fühlen. Denn die Portagonisten des Films, mit denen sich die Zuschauer und mögliche Hornbach-Käufer identifizieren sollen, sind klar die europäisch aussehenden Männer, die im Garten arbeiten. Denn ihre Arbeit und ihr Schweiß erfahren letztendlich Wertschätzung von der erregten Asiatin. Diese erfüllt in ihrer Rolle lediglich ein Klischee. Sie wird als exotisches Sexobjekt wahrgenommen, das seltsame erotische Vorlieben pflegt. So fördere die Werbung nur weitere rassistische Diskriminierung und sexuelle Gewalt gegen Asiaten und Asiatinnen, so Sung Un Gang. 

Hornbach hat die Kritik erst zurück gewiesen. Die Werbung sei nicht rassistisch, sondern zeige, wie die Lebensqualität in Großstädten abnehme. Der Frühjahrsduft komme nur noch aus Automaten, sei von dort aber für Menschen jeglicher Ethnizität verfügbar. 

Mit dieser Erklärung gaben sich etliche Menschen mit Migrationshintergrund nicht zufrieden.  Der Hashtag #Ich_wurde_geHORNBACHt startete auf Twitter. Menschen mit asiatischen Wurzeln legen dort ihre Erfahrungen mit Diskriminierung und sexueller Gewalt in Deutschland offen.

Zurückgenommen hat Hornbach den Spot dennoch nicht. Das Unternehmen nahm auf Twitter Stellung zu den Protesten. Man habe niemanden verletzten wollen. Am Montag sollte ein Dialog folgen, zu dem Hornbach einlädt. 

Diese angebliche Dialogbereitschaft wird allerdings von etlichen Betroffenen zurückgewiesen. Sie sehen sich davon nur weiter verhöhnt. Denn eine Entschuldigung bleibt von dem Unternehmen weiter aus.

Anzeigen möglichst kontrovers zu gestalten, scheint derzeit im Kalkül von etlichen Werbetreibenden zu liegen. Auch die Fahrradhelmkampagne des Bundesverkehrsministeriums erreichte allein wegen Sexismus-Vorwürfen eine große Reichweite.