Wo Kinder Kinder spielen

Das Junge Theater Bonn gastierte mit der „Schule der magischen Tiere“ im Deutschen Theater München

19.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:31 Uhr

Auf Augenhöhe: Benni und Schildkröte Henrietta freunden sich an. Foto: Kölsch

Von Anja Witzke

München – Der Kinostart der „Schule der magischen Tiere 2“ steht kurz bevor. Und mit Band 13 („Bravo, bravissimo!“) ist für den 22. Oktober bereits die Fortsetzung der Kinderbuchreihe von Bestsellerautorin Margit Auer angekündigt. Kein Wunder also, dass das Deutsche Theater voll ist, als das Junge Theater Bonn von Freitag bis Sonntag in München mit seiner Fassung der „Schule der magischen Tiere“ gastierte.

Tristan Berger hat Band 1 für die Bühne bearbeitet, in dem Miss Cornfield neu an die Wintersteinschule kommt – und ihre Klasse mit den magischen Tieren aus Mister Morrisons Zoohandlung beglückt. Kenner wissen es: Ida bekommt ihren Fuchs Rabat, Benni seine Schildkröte Henriette und Jo den coolen Pinguin Juri. Magische Tiere, die den Kindern künftig mit Rat und Tat zur Seite stehen – als Freunde fürs Leben. Doch hier wird auch die eitle Helene schon mit einem Tier bedacht: Kater Karajan ist mindestens ebenso kratzbürstig wie sie. Um diese vier Kinder dreht sich Tristan Bergers Bühnenfassung. Alle vier kämpfen mit Problemen – ob sie nun einsam sind, sich wenig zutrauen, Probleme mit den Eltern haben oder Angst um ihre Position im Klassengefüge –, aber mit einem Gefährten an der Seite und als verschworene Gemeinschaft geht einfach alles besser. Und dann muss auch noch das Geheimnis um Direktor Siegmanns geklaute Kohlrabis und den Stinkbombenattentäter gelüftet werden.

Nick Westbrook hat das Stück für Publikum ab sieben Jahren in Szene gesetzt. Die magischen Tiere sind Puppen, die teilweise von den Darstellern selbst, teilweise von anderen Schauspielern bewegt werden.

Was den besonderen Reiz dieser Produktion ausmacht: Das Junge Theater Bonn lässt die Rollen von Kindern und Jugendlichen spielen, die dazu sorgfältig ausgewählt, professionell angeleitet und kontinuierlich betreut und gefördert werden. Was den Inszenierungen eine spezielle Authentizität verleiht.

Frida Hefczyk (Ida), Benedict Zalfen (Benni), Judith Hiller (Helene) und Jakob Impekoven (Jo) sind zwischen 13 und 15 Jahren alt und spielen ihre Rollen mit erstaunlicher Souveränität. Dagegen agieren die erwachsenen Schauspieler in ihren Rollen wie Jan Herrmann als Direktor Siegmann, Bernhard Niemeyer als Mister Morrison und Andrea Brunetti als Miss Cornfield viel zu überzogen klamaukig. Machen das allerdings wieder wett, wenn sie die magischen Tiere sprechen und spielen: Dann gibt Andrea Brunetti eine weise Schildkröte, Bernhard Niemeyer einen vorwitzigen Fuchs und Jan Herrmann einen herrlich affektierten Kater. Der heimliche Star der Inszenierung!

Ann-Sophie Paar hat eine multifunktionale Bühne gebaut, die sich leicht vom Klassenzimmer in Morrisons Omnibus verwandeln lässt – und mit wenigen Handgriffen zum Kinderzimmer oder Dachboden wird.

Lichtprojektionen lassen magische Botschaften erscheinen – und wie sehr das Publikum bei der Sache ist, lässt sich schon daran erkennen, dass viele Kinder im Saal den Schwur von Miss Cornfields Klasse auswendig mitsprechen: „Niemals, niemals sprechen wir mit anderen über das magische Tier. Die magische Zoohandlung ist streng geheim, so soll es für immer und ewig sein.“ Nach zwei Stunden gibt es dafür großen Applaus.

DK