Im Zeitalter der Hysterie

Stephan Bauer gastiert in der Ingolstädter Eventhalle

10.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:44 Uhr

Origineller Humor: Stephan Bauer in der Eventhalle. Foto: Leitner

Von Karl Leitner

Ingolstadt – Da kann man den Titel der in der Eventhalle derzeit laufenden Veranstaltungsreihe „Zum Lachen in den Keller“ noch so wörtlich nehmen: Es hilft alles nichts, man kringelt sich fast nach jedem Satz, prustet los, und das schallende Gelächter ist vermutlich auch oben vor dem Eingang noch bestens vernehmbar.

Stephan Bauer ist mal wieder in Ingolstadt und beschäftigt sich mit seinem Lieblingsthema, dem Zusammenleben zwischen Mann und Frau, dem von Grund auf gestörten Verhältnis der Geschlechter, der Abschaffung der Männlichkeit, dem Klimawandel im Schlafzimmer, den Wechseljahren und der Midlife Crisis. Am Ende kommt er zu dem Ergebnis: „Es lebe der Unterschied!“ Erstens weil „gleichberechtigt“ ja noch lange nicht „gleich“ bedeuten müsse, zweitens weil das Leben sonst langweilig wäre und drittens er als Comedian nichts mehr zu tun hätte.

Bauers Thema wird von vielen durchleuchtet, mal mehr, mal weniger lustig, mal auf originelle Weise, mal abgegriffen und langweilig. Bei ihm freilich gibt es kaum einen Satz ohne Pointe. Jede noch so kleine Bemerkung sitzt und trifft. Ab einem gewissen Zeitpunkt würde man bei ihm über alles lachen. Und tut das auch. Was Bauer mit seinem knochentrockenen Humor gnadenlos ausnutzt. Ja, der Mann ist trotz des – auch von ihm selbst – oftmals ausgelutschten Themas höchst originell. Permanent kommt er mit Sprüchen um die Ecke, die man noch nicht kennt. „Ohne meine Frau wäre ich glücklich verheiratet“, brummelt er lakonisch vor sich hin. „James Bond soll ja bald von einer Frau gespielt werden. Dann kommt die Explosion bereits beim Einparken.“ „Frauen nehmen jeden Scheiß mit. Deshalb stelle ich mich jetzt bei Ikea immer in die Dekoabteilung.“ Und schließlich: „Das Landleben ist toll. Dort gibt’s keine Scheidungen, nur Jagdunfälle.“ Kalauer kann er auch. Er weigere sich, die Gartenmöbel zu streichen. Der Grund dafür: Lackdose-Intoleranz.

Bauer bedient das Klischee, richtig, aber gerade das erhöht den Spaßfaktor. Natürlich weiß jeder im Saal, dass die Sache mit den Beziehungen zwischen zwei Menschen keine Schwarz-Weiß-Veranstaltung ist, aber das ist in diesem Fall völlig egal. Bauer ist Comedian, und darin ist er echt gut. Wobei der Hintergrund durchaus auch ernst sein kann. Das Leben im Zeitalter permanenter Hysterie gefällt ihm gar nicht, auch nicht die von den Erwachsenen herbeigeführte Orientierungslosigkeit und Wohlstandsverwahrlosung der Nachkommenschaft nicht. Stattdessen plädiert er für mehr Gelassenheit, Verantwortungsbewusstsein und vor allem Humor.

Der kommt wahrlich nicht zu kurz bei diesem Programm, das sich „Ehepaare kommen in den Himmel, in der Hölle waren sie schon“ nennt und suggeriert, der Mann sei das wahre Opfer und das Ankläffen der holden Weiblichkeit nur noch die finale Zuckung vor seiner endgültigen Abschaffung. Klischee oder doch nicht? Richtig oder zu kurz gedacht? – Das entscheide mal jeder Kabarettgänger schön für sich selber. Hier geht’s nicht um ein ernsthaftes Abwägen und Diskutieren von Argumenten, sondern um einen höchst vergnüglichen, sprachlich spannenden, inhaltlich originellen Comedy-Abend.

DK