Ingolstadt
Zum Träumen schön

Tschaikowskys "Nussknacker" als Ballettgastspiel am Stadttheater Ingolstadt

04.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:18 Uhr

Ingolstadt (DK) Opulent, mit farbenprächtigen Kostümen, verschwenderisch schön ausgestattet, dazu zeitlos schöne Musik: Er gehört zur Vorweihnachtszeit wie Lichterglanz, Stollen und die allgegenwärtigen Weihnachtsmärkte. Und doch ist Pjotr Iljitsch Tschaikowskis Ballett "Der Nussknacker" immer wieder schön anzuschauen. Ganz besonders, wenn er so romantisch, märchenhaft, ausdrucksstark und technisch vollendet dargeboten wird wie von der mehr als 30-köpfigen Ballett-Companie der Tatarischen Staatsoper Kasan.

Verschneiter Wald, Eiskristalle und eine ferne Burg im Winterschlaf bilden die frösteln machende Kulisse. Umso anheimelnder die Atmosphäre im Wohnzimmer des Ratsherrn Stahlbaum, wo Puppenmacher Drosselmeier (Gleb Korablev) seine Geschenke an die Kinder verteilt - anmutig die zierlichen Spitzentänzerinnen, temperamentvoll die Burschen mit ihren Säbeln. Nicht zu vergessen die aufmarschierenden Zinnsoldaten und mechanischen Puppen, die Drosselmeier mit seinem Zauberstab zum Leben erweckt und tanzen lässt. Natürlich mit entsprechend hölzern-mechanischen Bewegungen, die täuschend echt gelingen.

Nur ein Geschenk bleibt übrig - die hässliche Gestalt des Nussknackers mit seinem überdimensionierten Kopf. Marie (mädchenhaft im schwingenden weißen Kleid: Nabiullina Dina), die kleine Tochter des Hauses, schleicht sich zurück ins nächtliche Wohnzimmer und schläft mit dem Nussknacker im Arm ein. In ihrem Traum wird er lebendig. Gemeinsam erleben die beiden zahlreiche Abenteuer im Reich der Schneekönigin und der Zuckerfee, beginnend mit der Schlacht der Pfefferkuchensoldaten gegen des Mäusekönigs (Maxim Potseluiko) Mäuseheer. Das wirkte mit rot funkelnden Augen bedrohlich, wenn die Mäuseriche nicht so putzig mit den weißen behandschuhten Händen wedeln würden. Tödlich getroffen sinkt der Nussknacker (Askar Samigullin) zu Boden, wird aber von Marie und dem Puppenmacher wieder zum Leben erweckt und in einen Prinzen verwandelt.

Graziös-elegant der bekannte Walzer der Schneeflocken, die Marie und den Nussknacker umwirbeln, ehe die beiden mit einem Boot weiterreisen und im Zauberschloss auf geheimnisvolle, mit Pirouetten und Arabesken beeindruckende, geschmeidige Bauchtänzerinnen, ein rassiges Flamenco-Tanzpaar, folkloristische russische Tänzer sowie ein quicklebendiges Chinesenpaar treffen.

Zum Träumen schön der romantische, vollendet harmonisch getanzte Pas de deux der scheinbar schwerelosen Prinzessin Marie (Amanda Moraes Gomes) mit ihrem Prinzen (Mikhail Timaev), die mit kräftigem Szenenapplaus belohnt werden.

Es knistert im Spannungsfeld der raumgreifenden, akrobatischen Sprünge der männlichen Solisten und der schwebend-duftigen Leichtigkeit der Tänzerinnen, die in den eleganten Pirouetten der Prinzessin ihren Höhepunkt findet. Beeindruckend synchron das Corps de ballet, immer noch überzeugend die verspielte Choreografie von Vassilij Vainonen aus dem Jahr 1934.

Bravorufe und unzählige Vorhänge belohnen das Ensemble unter Leitung von Vladimir Yakovlev für eine zauberhafte Aufführung im Stadttheater.

Andrea Hammerl