"Ohne uns ist's still"

Ein lauter Hilferuf an die Politik - Münchner Kulturszene fordert Unterstützung und Perspektive

07.07.2020 | Stand 02.12.2020, 11:01 Uhr
Mit Abstand: 100 Kulturveranstalter haben sich in der Münchner Muffathalle getroffen. Vor Corona konnten in der Location bis zu 1500 Gäste Konzerte besuchen und feiern. −Foto: Schwaiger, Das Kraftbild

München - Es hatte fast etwas von einem Klassentreffen.

Der Verband der Münchener Kulturveranstalter e. V. (VDMK) lud am Dienstag unter dem Motto "Ohne uns ist's still" in die Muffathalle ein, und gekommen waren lokale Größen wie Michael Löffler von Target Concerts, Frank Bergmeyer von Propeller Music und Backstage-Boss Hans-Georg Stocker. Zu Beginn gibt es ein Erinnerungsfoto in der bis zu 1500 Besucher fassenden Location. 100 Veranstalter und Verbandsmitglieder positionieren sich mit Abstand und Maske, um die desolate Wirkung von so wenig Publikum in einer so großen Halle zu verdeutlichen.

Im Verlauf der Pressekonferenz wird mehrfach auf die Unrentabilität unter solchen Bedingungen aufmerksam gemacht. Vorher ein wenig Plauderei unter den "Klassenkameraden". Da unterhält sich Frank Bergmeyer mit Georg Klötzing vom Circus Krone oder Shamma Laiquddin von Shamma Concerts mit anderen betroffenen Kollegen, die wie alle unter der krisenbedingten Unsicherheit und den Auflagen zu leiden haben. Dann wird es ernst. Und auch wenn Veranstalter David Süß, der auch als Vorstand im VDMK sowie als ehrenamtlicher Stadtrat der Grün-Rosa Fraktion tätig ist, zu Beginn zumindest etliche Entscheidungen des Freistaats lobt, steht im Fokus die dringende Bitte um Hilfe. "Im Augenblick sind wir abgeschnitten", so Süß, der klare Ansagen und Planungssicherheit fordert. Schließlich "sind wir in der Stadt für die Freude zuständig. "

Weitere Punkte der insgesamt acht Forderungen sind die Bereitstellung von finanziellen Mitteln und Entgegenkommen bei Mietkonditionen. Auch die Kooperation mit der Clubszene brennt dem Verband auf den Nägeln, da man hier die Gefahr unkontrollierbarer, illegaler Parties sieht. Ein Blick an die Isar oder den Gärtnerplatz zeigt, dass diese Angst nicht unbegründet ist. Muffatwerk-Geschäftsführer Dietmar Lupfer kriegt die Kurve wieder zu den Konzerten "Dieses Jahr waren wir so gut gebucht wie noch nie", sagt er, fügt aber resigniert hinzu: "Ich gehe davon aus, dass heuer keine Veranstaltungen mehr stattfinden. "

Der Grundtenor ist das Fehlen der Perspektive. Aber auch, dass die Erfahrung der Branchenvertreter bei der Entwicklung von Konzepten und Lösungen - zum Beispiel die Hygiene betreffend - gar nicht mit einbezogen werden. "Wir wissen da mehr als der Freistaat", meint Süß und erwähnt Möglichkeiten wie geschlossene Personenkreise oder sichere Registrierung bei Veranstaltungen. Wiederholt wird auch der Unterschied der Veranstaltungsbranche beispielsweise zur Luftfahrtindustrie angesprochen. Kaum einer kann hier die gigantischen Staatshilfen für die Lufthansa nachvollziehen.

Patrick Oginski vom Verband und südpolmusic gegen Ende: "Es ist nie zu spät der Kulturszene ein Gesicht zu geben! " Auch wenn es momentan meist unter einer Maske versteckt ist, aber trotzdem von der Politik wahrgenommen werden sollte. Die Kultur wartet dringend auf Hilfen und laut Marion Schöne vom Olympiapark auf "Rahmenbedingungen für mündige Bürger". Hoffentlich findet das nächste Klassentreffen unter günstigeren Vorzeichen statt.

DK