Mördersuche im Kotterhof

26.05.2006 | Stand 03.12.2020, 7:51 Uhr

Böhmfeld (DK) Das Licht geht aus. Man hört einen Schuss. Und einen Schrei. Und dann liegt Constance de Sylvio (Martina Ruiz de Larrinaga) in ihrer herrlichen rot-pink-fedrigen Pracht tot auf dem Boden des herrschaftlichen Wohnraums derer zu Attingbroughs. Nein, Mitleid mag keiner so recht aufbringen. Denn schließlich war Constance ein gerissenes Püppchen. "Scheck oder Skandal", hieß es bei ihr. Sie erpresste die High Society gern, wenn sich die Herren – ihrer überdrüssig – wieder reumütig ihren langweiligen Verlobten oder Ehefrauen zuwandten. Aber was auf den ersten Blick für die Polizei nach einem "einfachen klaren Fall" aussah, entpuppte sich schnell als vertrackter Mörderkrimi. Denn plötzlich tauchen überall Waffen auf – und es gibt mehrere Geständnisse.

"Mister Sonderbar" von Chris-topher Midges hat sich die Ingolstädter Laientheatergruppe "vollust" ausgesucht, ein klassischer Who-dunnit-Krimi, der unter der Regie von Francesca Pane, 1978 in Ingolstadt geboren und am hiesigen Theater schon als Engel in Horst Ruprechts "Fabian"-In- szenierung auf der Bühne zu bewundern, nach monatelangen Proben im Gemeinschaftshaus St. Lukas nun im schönen Kotterhof zum Mitr aten einlädt.

Wer war der Täter? Verdächtiger Nr. 1 ist natürlich Lord Percy, jüngstes Erpressungsopfer der raffinierten Constance. Er hat Spielschulden. Und seine Verlobte, die reiche Cynthia, wendet sich von ihm ab. Matthias Wachtfeitl spielt ihn mit träger Versnobtheit und einem Tick irrer Herrschs uch t. Oder war es Lady Attingbrough, seine Mutter (Claude Schmidtner: kühl, stets die Contenance wahrend), die ihren Sohn schützen will? Oder die betrogene Braut, die Ramona Stockmeier mit Verve und Eleganz gibt? Und dieser Butler (very british: Stefan Mayer) steckt auch überall seine Nase rein.

Also: Oberinspektor Fuller, den Horst Förster im Trench mit Lakonie und erfrischender Natürlichkeit spielt, muss jede Menge Spuren verfolgen, Alibis überprüfen, sich mit allerlei Neurosen herumschlagen. Und dann passiert auch noch ein zweiter Mord. Aber sein Inspektor Green (Dietmar Mommendey: sehr akkurat , sehr beflissen, sehr verliebt) ist auf der Hut.

Ein wenig mehr Tempo hätte der Inszenierung gut getan, manche Pointen verlangen einfach nach einer gewissen Beiläufigkeit. Aber sonsten hat Francesca Pane mit ihrer Truppe sorgfältig gearbeitet. Sehr bemerkenswert: Simon Bullmanns Kompositionen für dieses Stück, die wunderbar die Atmosphäre aufgreifen, und viele (geheime) Geschichten musikalisch weitererzählen. Der Pianist begleitet live – und hat außerdem einen kleinen Auftritt als Polizeifotograf.

Fotos! Ja, Fotos bringen Scotland Yard schließlich auf die richtige Spur. Ei n Rätselspaß für jedes Alter! ?Anja Witzke

Letzte Vorstellung am heutigen Samstag um 20.30 Uhr. Es gibt noch Karten.