Dortmund
Welt der Kumpel

Im "Tatort" geht es um einen toten Bergarbeiter

18.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:41 Uhr
LKA-Beamtin Klarissa Gallwitz (Bibiana Beglau) beim Einsatz mit dem SEK. −Foto: Kost/WDR

Dortmund (DK) Vor wenigen Wochen wurde mit Prosper-Haniel in Bottrop das letzte Steinkohlebergwerk im Ruhrgebiet geschlossen. Der Bundespräsident kam zum Abschied, in der Arena auf Schalke sang vor einem Bundesliga-Match ein Bergarbeiter-Chor mit den Zuschauern das Steiger-Lied. Und wie reagiert man in Dortmund darauf? Mit einem "Tatort"-Krimi, der vor dem Hintergrund der Zechenschließungen spielt, und der aus der Feder von Jürgen Werner, dem Schöpfer des Dortmunder Ensembles um Kommissar Faber, stammt. Der "Tatort: Zorn" taucht tief ein in die Welt der Kumpel.

Ex-Bergmann Andreas Sobitsch liegt erschossen am Ufer des Dortmund-Ems-Kanals. Die Kommissare Faber, Bönisch, Dalay und Pawlak befragen in der alten Zechensiedlung, in der er lebte, Freunde und Ex-Kollegen des Mordopfers. Sobitsch war ein Kämpfer für die Interessen der Bergleute, wollte verhindern, dass sie sich mit zu geringen Entschädigungszahlungen für Bergschäden zufrieden geben. Doch zuletzt gab es Streit. Die Ermittlungen führen Faber zu einem "Reichsbürger" namens Keller (Götz Schubert). Weil der Mann aber gleichzeitig als Informant arbeitet, kommt der Kommissar einer Verfassungsschützerin (Bibiana Beglau) in die Quere. Derweil prüfen Dalay und Pawlak, ob Sobitsch Opfer eines Eifersuchts-Dramas geworden sein könnte.

Der Dortmund-"Tatort" nimmt sich stets auch Zeit für die Kommissare und ihr Binnenverhältnis. In "Zorn" sieht das so aus: Faber (Jörg Hartmann) wird zunehmend handsamer, die Bönisch (Anna Schudt) hat Rückenschmerzen und sucht trotz aller Skepsis auf Anraten ihres Kollegen einen Heilpraktiker auf. Und zwischen Dalay (Aylin Tezel) und Pawlak (Rick Okon) kracht es. Erst beschwert sie sich, dass er immer zu pünktlich Feierabend macht, dann plaudert er bei einer Befragung eines Verdächtigen aus, dass dessen Frau eine Affäre mit dem Ermordeten hatte, was Dalay kurz zuvor von seiner Frau erfahren hat.

Viele Fährten werden gelegt in diesem von Andreas Herzog inszenierten Krimi. Das Milieu zwischen Stahltürmen und Zechensiedlung ist gut gezeichnet, die Tristesse und Perspektivlosigkeit unterstreichen viele, vorwiegend grau gehaltene Bilder. Nur das Action-Finale mit Dalays Alleingang ist ein wenig arg dick aufgetragen.

Auch wie es im Dortmund-"Tatort" weitergeht, deutet sich bereits an: Faber erfährt, dass der immer noch flüchtige Mörder seiner Familie in Hamburg gesehen wurde. Dieser dürfte in einer der nächsten Folgen wohl wieder eine Rolle spielen, denn Autor Werner erzählt gerne Geschichten über mehrere Episoden weiter.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.
 

Volker Bergmeister