Hamburg
Mit dem Mähdrescher auf den Roten Platz

TV-Premiere für Till Schweigers Kino-„Tatort“: Actionspektakel mit Showdown in Russlands Hauptstadt

06.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:07 Uhr
Seit 2013 gehört Til Schweiger zur „Tatort“-Riege. Nick Tschiller ist diesmal in Russland im Einsatz. −Foto: Konietzy/NDR/Warner Bros./ARD

Hamburg (DK) Der „Tatort“ ist seit Wochen in der Sommerpause. Doch an diesem Sonntag wird diese unterbrochen. Für einen Krimi der Reihe, mit dem man Großes wollte, dem man aber wohl nicht mehr viel zutraut, sonst würde man ihn jetzt nicht mitten im Juli versenden.

„Ich fühle mich total im Regen stehen gelassen“, lamentierte Til Schweiger kürzlich, als er den Sendetermin für seinen „Tatort: Tschiller – Off Duty“ erfuhr. Er hätte sich gewünscht, dass sein fünfter Einsatz als Nick Tschiller im Herbst gezeigt wird.
 
Vor zwei Jahren lief der Actionkimi bereits im Kino. Und er floppte. Schweiger, der mit „Keinohrhasen“ oder „Honig im Kopf“ Kinohits landete, wandelt als Kommissar auf den Spuren des legendären Schimanski, der zweimal als „Tatort“-Kommissar auf der Leinwand ermittelte („Zahn um Zahn“ und „Zabou“). Doch die Rechnung ging nicht auf. Gerade mal rund 300 000 Zuschauer wollten ihn sehen. Zum Vergleich: Bei seinen ersten Fall im Fernsehen sahen 12,74 Millionen zu.
 
Ein Millionenpublikum ist ihm jetzt zumindest garantiert, auch wenn dieses Actionspektakel wohl kaum eine Spitzenquote erreichen wird. Damit der Film am gewohnten Sendeplatz um 20.15 Uhr laufen kann, mussten einige zu gewaltbetonte Szenen geschnitten wer-den. Zur Sache geht es aber in der jetzigen Fassung auch noch. Wohl vor allem, weil man die dürftige Geschichte aufpeppen will.  Wie eine Schmalspur-Ausgabe von James Bond schießt und prügelt sich Tschiller durch den Film. 
 
Alles beginnt damit, dass seine minderjährige Tochter Lenny (gespielt von Luna Schweiger) eigenmächtig in die Türkei reist, um den Mörder ihrer Mutter zu richten. Dabei gerät sie in die Fänge des Gangsters und Ex-Geheimagenten Seker, der gute Beziehungen zu einem russischen Organhändler pflegt, und wird als Zwangsprostituierte nach Russland verschachert. Das weiß Tschiller noch nicht, als er mit seinem Freund und Kollegen Yalcin Gümer (Fahri Yardim) nach Istanbul fährt, um seine Tochter zu suchen. Und so führt sie die abenteuerliche Reise bald von dort nach Moskau.
 
Wer wilde Action und atemberaubende Stunts liebt, der wird dem Krimi etwas abgewinnen können. Wer aber an einer nachvollziehbaren Story interessiert ist, wird hier nur dem Kopf schütteln. Klar, auch 007-Abenteuer entbehren meist jeder Logik, wenn der Held – von ein paar Schrammen im Gesicht abgesehen – unbeschadet durch die Szenerie stapft. Doch fehlt „Tschiller – Off Duty“ (Regie: Christoph Darnstädt) in der Inszenierung von Christian Alvart die ironische Distanz und Leichtigkeit der Bond-Filme. 
 
Parallelen hingegen sind unverkenn-bar. Bond lieferte sich mal in einem Panzer in den Straßen Moskaus eine wilde Verfolgungsjagd mit einem Bösewicht. Tschiller fährt mit einem riesigen Mäh-drescher auf den Roten Platz. Eine der wenigen gelungenen und witzigen Szenen in einem sonst durchschnittlichen Actionkrimi.
Am 5. August endet übrigens die Sommerpause endgültig, dann folgt der neue Schweizer „Tatort: Die Musik stirbt zuletzt“. 

„Tatort: Tschiller – Off Duty“ läuft am Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD.