Missbrauch und Rache

Der Sonntagskrimi: Dortmunder "Tatort"-Kommissar Faber trifft erneut auf seinen Erzfeind

31.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:04 Uhr
Mia (Eliza Heitz), die Tochter von Kommissar Jan Pawlak, wurde entführt. −Foto: Kost, WDR

Dortmund - Im Dortmunder "Tatort" geht's ja öfter mal etwas härter zur Sache.

Der neue Fall für das Team um den Chefzyniker Peter Faber (Jörg Hartmann) macht da keine Ausnahme - ganz im Gegenteil. Er bietet starken Krimi-Tobak und könnte zartbesaiteten Gemütern einen unruhigen Nachtschlaf bereiten.
In einem Keller hockt eine blutverschmierte junge Frau neben der Leiche eines älteren Mannes, den sie soeben erstochen hat. Als die Polizei eintrifft, hält sie das Tatmesser noch in der Hand. Ergeben will sie sich nur, wenn sie zuvor mit Faber sprechen kann. Währenddessen bekommt dessen Kollege Jan Pawlak (Rick Okon) einen irritierenden Anruf seiner Tochter Mia. Die Sechsjährige spricht von einem "bösen Mann". Pawlak hetzt nach Hause, seine Frau - ein Junkie - liegt mit einer Überdosis am Boden, das Kind ist entführt. Wenig später wird Mia online in einem Pädophilen-Forum angeboten. Der Versteigerungs-Countdown läuft. . .


Missbrauch und Rache sind die zwei großen Themen der Episode "Monster". Zu dieser Spezies gehören nicht nur diverse Kinderschänder, vermeintlich brave Familienväter, die nach und nach auftauchen. Das Obermonster kennen wir bereits aus zwei früheren Dortmund-Folgen: Fabers Todfeind Markus Graf (Florian Bartholomäi), ein Mehrfachmörder, der auch Frau und Tochter des Kommissars auf dem Gewissen hat und zu dessen personifiziertem Trauma geworden ist.

Logisch: Hinter Mias Entführung kann nur Graf stecken, und ausgerechnet die eingangs verhaftete Messerstecherin (eindrucksvoll gespielt von Luisa-Céline Gaffron), selbst ein Pädophilen-Opfer, hat er als Verbündete gewonnen. Ihre perfide Masche: Faber kann Mia retten - aber nur, wenn er sich von einem Hochhausdach selber in den Tod stürzt. Gut, ein bisschen dick aufgetragen ist das alles schon, dennoch halten die temporeich vorangetriebene Handlung sowie Psycho-Duelle im Verhörraum den Zuschauer in Atem. In seinem Kopf entstehen schwer erträgliche Bilder von dem, was unschuldigen Kindern angetan werden kann - ohne dass Regisseur Torsten C. Fischer dies zeigt. Andeutungen und vielsagende Blicke der Polizisten reichen aus. Ausnahmsweise schieben Faber, Pawlak, Martina Bönisch (Anna Schudt) und Nora Dalay (Aylin Tezel) alle Launen und wechselseitigen Antipathien beiseite und agieren wirklich als Team. Die Marschrichtung gibt Bönisch vor: Faber solle "das mit dem Zynismus" diesmal bleiben lassen, mahnt sie, ansonsten lande ihr Mageninhalt flugs vor seinen Füßen. Faber gehorcht und macht sich auf die sehenswerte finale Jagd nach dem grässlichen Graf.

DK


Der "Tatort" läuft am Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD.