Rostock
Braunes Bullerbü

Im "Polizeiruf 110" geht es um völkische Siedler

08.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:28 Uhr
Bukow (Charly Hübner, rechts) droht Erik Meissner (Patrick von Blume) auszupacken. −Foto: Foto: Schroeder

Rostock (DK) Der Sonntags-Krimi im Ersten greift regelmäßig gesellschaftliche Entwicklungen und brisante Themen auf.

Derzeit ballt es sich im Bereich Rechtspopulismus und Rechtsradikalismus. Kürzlich gab es im "Tatort" Völkisches aus dem Schwarzwald, vergangenen Sonntag ging es um Reichsbürger in Niederbayern, jetzt folgen im "Polizeiruf 110: In Flammen" aus Rostock ein braunes Bullerbü und eine sich nur nach außen demokratisch gebende Hetzpartei.

Die Kommissare Alexander Bukow und Katrin König stehen vor der Leiche einer Frau, die offensichtlich bei lebendigem Leib verbrannt wurde. Bald stellt sich heraus, dass es sich um die rechtspopulistische Politikerin Sylvia Schulte handelt, die in Rostock für die PFS für das Amt der Oberbürgermeisterin kandidierte. Der Fall ist brisant. LKA und Verfassungsschutz ermitteln sogleich in der rechtsradikalen Szene. König und Bukow konzentrieren sich auf Schultes Vergangenheit, geraten dabei an eine "Freie Kameradschaft", die sich auf einen Bauernhof zurückgezogen hat und vom Ex-Mann der Ermordeten geleitet wird. Bald schon stoßen sie auf ein dunkles Geheimnis.

Der klassische Whodunit-Krimi taucht ein in die rechtsextreme Szene Mecklenburg-Vorpommerns. Autor Florian Oeller zeigt ganz unterschiedliche Facetten. Da ist die rechtspopulistischen Partei, die sich demokratisch gibt, aber mit ausländerfeindlichen Parolen Stimmung macht, und so eine starke Ähnlichkeit mit einer realen Partei hat. Da ist die Bewegung der völkischen Siedler mit ihrer Blut-und-Boden-Ideologie. Und da ist eine terroristische Untergrundorganisation, die an die NSU erinnert. Hinzu kommen die Tochter von Sylvia Schulte, die das Gedankengut ihrer Mutter in sich trägt und vom Parteichef als potentielle Nachfolgerin gesehen wird sowie der Syrer Karim, der als ehemalige Flüchtling für die PFS arbeitet. "Jedes Motiv und jedes Milieu im Film hat seine Verankerung in der Realität", sagt Oeller, der bereits 2015 mit der Buchentwicklung zu diesem Krimi begonnen und umfangreich zu dem Thema recherchiert hat.

Gedreht hat den politisch engagierten "Polizeiruf" Lars-Gunnar Lotz. Im Gegensatz zu den eher actionbetonten "Stralsund"-Krimis, die er schon in Szene gesetzt hat, bestimmen hier viele und lange Dialoge die Tonlage des Films. Vertrauen kann er auf zwei routiniert-versierte Schauspieler: Anneke Kim Sarnau und Charly Hübner. Die schlüpfen zum 17. Mal in die Rollen von Katrin König und Alexander Bukow. Sie, die kämpferische Linksintellektuelle, die lange in Hamburg gelebt hat, er, der Bodenständige, der nah an den Menschen in seiner Heimat ist. Verbunden sind sie über die Ermittlungen hinaus durch ein Disziplinarverfahren, das seine Ursache in einem früheren Fall hat. So können die beiden im Spiel verschiedene Konfliktebe-nen ineinander fließen lassen. Es macht Spaß, dabei zuzusehen.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

Volker Bergmeister