München
Konkurrenz belebt das Geschäft

Gleich vier Kunstmessen gehen in München gleichzeitig bis Sonntag über die Bühne

15.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:00 Uhr
Joachim Goetz
Nur ein von gleich vier Kunstmessen: Die Highlights in der Münchner Residenz. −Foto: Mark Niedermann

München (DK) Gleich vier Kunstmessen öffnen gleichzeitig, jedenfalls ab dem kommenden Donnerstag bis Sonntag, 17. bis 20. Oktober, in München ihre Pforten.

Zum 99. Mal findet die bereits laufende Messe "Kunst & Antiquitäten", mit etwa 50 Ausstellern statt - nach Stationen im Postpalast und in der Kleinen Olympiahalle jetzt im Haus der Kunst. Hier liegt der Schwerpunkt des Geschehens - wie der Titel schon erraten lässt - auf schon länger vergangenen Zeiten.

Brigitte Martini bietet etwa einen schon um 1800 kreierten japanischen Paravent an, der mit Szenen aus dem täglichen Leben verziert ist. Schmuck gibts bei Mutter und Tochter Nüdling (man kennt sie aus der Sendung "Bares für Rares"), Möbel von Richard Riemerschmid bei Monika Fahrensohn. Biedermeier-Stücke der schönsten Art verkauft Alwin Homeier aus Regensburg. Bei Gemälden findet man von Alten Meistern bis zu Klassikern der frühen Moderne (Galerie Rudolf, Sylt) nahezu alles.

Ein Kontrastprogramm dazu dann die "Artmuc" ab dem morgigen Donnerstag auf der Praterinsel und im Isarforum im Deutschen Museum. Auf diesem "größten Kunstevent Münchens" ist die junge Kunst zuhause - eine "Entdecker-Messe und Verkaufs-Plattform" für Zeitgenössisches, das man sich noch leisten kann. So der Anspruch. Dabei: 20 Galerien und über 130 Künstler, die sich selbst präsentieren. Mit Malerei, Grafik, Fotografie, Videoarbeiten und - ganz wichtig - Street Art. Das Konzept sieht noch mehr vor: Künstlergespräche (am Sonntag), einen "Artmuc Award" mit Artist-in-Residence Programm auf Gran Canaria sowie Sonderschauen.

So werden im Atelierhaus 3 auf der Praterinsel etwa gemeinsam mit dem innovativen Atelier- und Kunstraum-Projekt WhiteBOX aus dem Werksviertel ausgesuchte Werke aus den Bereichen Virtul Reality, Video oder Animation gezeigt.

Trendige textile Kunst aus Wien mit abstrakten Tapisserien und phantasievollen Bildteppichen ist ebenso eine Schau gewidmet wie einer Edition von emaillierten Wandskulpturen des 2018 verstorbenen Pop Art-Künstlers Mel Ramos. Die kleinen farbigen Blechtafeln sind mit Preisen bis 9000 Euro übrigens so ziemlich das Teuerste auf der Insel. Normal sind 500 bis 5000 Euro.

Worüber man auf der Highlights in der Residenz (Eingang im Hofgarten) wohl eher schmunzelt. Da versammeln sich, nun zum zehnten Mal, Top-Galerien mit internationaler Ausstrahlung. Die Preise reichen bis in den Millionenbereich - zwei davon sind für das teuerste Stück im Haus, ein Gemälde von Alfred Sisley, zu berappen, der in der Sonderschau "Orangerie" angeboten wird. Dort haben sich 12 Gründungsmitglieder zum Jubiläum mit erstaunlichen Werken, den Highlights der Highlights, versammelt. Auch dabei: mehrere illuminierte Prachthandschriften, angeboten vom Schweizer Antiquariat Bibermühle. Besonders schön: das Stundenbuch der Francoise de Bellecombe, das aus der Sammlung Rothschild stammt und vom Meister der "Chronique Scandaleuse" geschaffen wurde.

Langeloh Porcelaine bietet einmalige, rare Porzellane an, Röbbig frühes Meißner neben Mobiliar aus dem Rokoko. Während sich Maulberger ganz den Zero-Künstlern widmet. Wunderschöne, mit Kerzenruß "gemalte" Arbeiten von Otto Piene oder Herbert Zangs sind neben Heinz Mack zu sehen.

Dieses Jahr unter den Neulingen: die auf Popart und Urban Art spezialisierte Galerie Kronsbein, die neben Giuseppe Veneziano und einigem anderen einen Banksy - was sonst - dabei hat. Gut, eine Sensation wäre das abgelöste Brexit-Wandgemälde. Obwohl eine ganze Nummer kleiner, ist auch das angebotene Exemplar nicht ganz billig.

Mit so etwas kann die vierte Messe im Bunde, die zum dritten Mal stattfindende "Positions Munich Art Fair" wohl (noch) nicht mithalten. Schließlich hat man sich dort auf bezahlbare Kunst und den Schwerpunkt Papier festgelegt. Die Messe selbst, die nun als einzige nicht in fußläufiger zentraler Innenstadtlage, sondern in der Reithalle an der Heßstraße 132 stattfindet, prägt eine offene Salonatmosphäre, die den Werken besser entsprechen soll. Das fragile Genre Papier steht weiterhin im Mittelpunkt. Aber wie etwa die aufgeblasenen Metall-Skulpturen des von Renate Bender vertretenen amerikanischen Bildhauers Jeremy Thomas zeigen, öffnet man sich hier auch ins festere Dreidimensionale.

Wenn diese Annäherungen so weiter gehen, können die Messen bald auch fusionieren. Vom Veranstaltungsdatum her haben sie es ja schon geschafft. Und örtlich rücken sie auch immer näher.

Joachim Goetz