Ingolstadt
Vollbad im Oldtime Blues

Ein wirklich schöner Konzertabend: Josh Miller & The Bad Mules in der Ingolstädter Neuen Welt

17.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:16 Uhr
Reise durch die Bluesgeschichte: Josh Miller. −Foto: Leitner

Ingolstadt (DK) Dass Josh Miller aus Cocoa Beach/Florida auf der Bühne der Neuen Welt steht, ja, dass er überhaupt in Europa ist, hat mit seiner Freundschaft zu drei Herren aus dem französischen Nantes zu tun, dem Gitarristen Julien Broissand, dem Schlagzeuger Denis Agenet und dem Kontrabassisten Abdell B.

Bop, die sich The Bad Mules nennen. Man habe sich vor langem schon kennengelernt über den Blues - und besuche sich seitdem immer wieder mal gegenseitig.

Und nun ist da also diese Band zugange und spielt völlig ihren entspannten aber doch stets spannenden Oldtime Blues. Hier haben vier Leute ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und sind glücklich damit. Um Stil- und Soundfragen, Trends oder um das, was gerade angesagt ist, geht es dabei überhaupt nicht, es kommt allein darauf an, wie es sich anfühlt. Und es fühlt sich gut an, auch für das Publikum, auch wenn das, was man da über zwei Stunden zu hören bekommt, nicht spektakulär ist und auch nicht sein will. Nein, diese Band erfindet das Rad nicht neu, aber sie dreht auf höchst überzeugende Weise an dem Rad, das andere vor ihr erfunden haben.

Miller führt sein Publikum zurück in die Frühzeit von Ray Charles und Louis Jordan, holt die Stücke für sein Bluesfest-Konzert direkt ab beim Erzeuger, in New Orleans oder in Chicago bei Muddy Waters und Willie Dixon, stellt aus Klassikern wie "Worried Mind" oder "Sick And Tired" und eigenem Material ein überaus schmackhaftes Menü zusammen. "Truly", eine geradezu hinreißende Upbeat-Nummer, der das Herz anrührende Slow Blues "Tryin' To Win", der typische "Twang" von "The Viper" - ja, das Programm beinhaltet etliche akustische Leckerbissen. Sie sind zwar allesamt im Grunde "nur" klassischer Blues, kommen "nur" roh und unbehandelt daher und werden an diesem Abend "nur" von einer Band gespielt, die nicht zu den Bekanntesten gehört, aber man kann sich unbedingt auf die Kraft verlassen, die in ihnen steckt.

Das liegt auch daran, dass die beiden Gitarristen sich optimal ergänzen, dass Band und Frontmann gut zusammenarbeiten, obwohl man ja allein aus geografischen Gründen nicht täglich im Übungsraum hockten kann, der Hauptgrund aber ist diese manchmal unerklärliche innere Verbundenheit, die vom Blues ausgeht. Man trifft sich beim Jump Blues, beim Swing Blues, bei lockeren Shuffles und feurigen Stomps, bei all diesen in ihrer Rohform auf so charmante Weise ein klein wenig gestrigen Gattungen und weiß sofort, was das Gegenüber empfindet. Wenn dann das Publikum noch ähnlich "tickt", ist die Sache optimal. Manchmal braucht's gar nicht viel für einen wirklich schönen Konzertabend.

 

Karl Leitner