Ingolstadt
Lang lebe die Kurzlebigkeit

Ingolstädter Kabaretttage: Slampoet Nektarios Vlachopoulos begeistert das Publikum in der Neuen Welt

25.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:54 Uhr
"Niemand weiß, wie man mich schreibt"; hat Nektarios Vlachopoulos sein Solo-Programm genannt. −Foto: Knobloch

Ingolstadt (DK) "Niemand weiß, wie man mich schreibt", ist das erste Solo-Kabarett-Programm des Slampoeten Nektarios Vlachopoulos, der sich, wie das Publikum in der prall gefüllten Neuen Welt bald erfahren soll, als "ehemaliger Deutschlehrer mit griechischem Integrationshintergrund" einen Namen auf den Kleinkunstbühnen im deutschsprachigen Raum machen möchte. Schon seit vielen Jahren tritt Vlachopoulos bei Poetry-Slams auf und hat als Humorist und Kabarettist seit 2016 schon einige Kleinkunstpreise eingeheimst, darunter den Kabarett Kaktus und den Rostocker Koggenzieher.

In seiner Zugabe, einer taufrischen Nummer, nutzt der 31-Jährige dann auch gleich die doch sehr speziellen Namen dieser Preise, um eine herrliche Persiflage darauf abzuliefern, namentlich die fiktive Verleihung des "Unterfeldbachinger Hüftstützgürtels". Einfach zum Schießen!

Nektarios Vlachopoulos ist wahrlich ein Poet: Seine Texte sind sprachlich geschliffen, und egal ob erzählt, gereimt oder gerappt - sein Wortwitz und das Talent, gesellschaftlich-zwischenmenschliche Themen wie Unsicherheit, Entscheidungsangst oder die Diskrepanz zwischen Gedachtem und Gesagtem in Worte zu fassen, ist einfach genial. Bei Letzterem holt er sich zur Interaktion gar noch einen Komplizen aus dem Zuhörerraum auf die Bühne. Ob vorgelesen oder auswendig vorgetragen - Nektarios Vlachopoulos bringt das Publikum mit seinen rasanten Gedankenketten und intelligenten Wortspielen zum Lachen, ohne oberflächlich zu erscheinen. Da darf es auch schon mal eine Vampir-Teenager-Roman-Ver-ballhornung geben, die in trüben Gewässern unter der Gürtellinie fischt, oder ein paar kurze Tiergedichte wie "Der Koala" über den koalierenden SPD-Parteivorsitzenden - das Publikum weiß die Leichtigkeit in den Texten von Nektarios Vlachopoulos zu schätzen, auch wenn es sich um eigentlich ernste Themen wie die Volksverdummung durch Medienüberflutung und Hypertechnologisierung handelt.

In "Fluch vor allem der Geduld" konstatiert der Slampoet sehr weise: "Wir können alles, aber wir machen nichts daraus", ergänzt von der Feststellung: "Lang lebe die Kurzlebigkeit!" Das Publikum belohnt das sehr gelungene Erstlings-Solo-Programm des Slampoeten mit freudigem Applaus und ist gespannt auf weitere literarische Ergüsse des wortgewandten Newcomers Nektarios Vlachopoulos.