Ingolstadt
"Du musst nach vorne schau’n, mutig sein"

Ein Kämpfer mit großem Herzen: Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück im DK-Forum Ingolstadt

09.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:34 Uhr
Offen, kämpferisch und mit viel Gefühl gab sich Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück (rechts) im Gespräch mit Stefan König, heute Chefredakteur unserer Zeitung, im DK-Forum Ingolstadt. −Foto: Rössle (Archivfoto)

Ingolstadt (DK) Ein Leseabend im klassischen Sinne war die „LeseLust“ mit Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück am Dienstagabend im DK-Forum nicht. War so nicht geplant, wäre nicht planbar gewesen, schließlich verwandelte sich das DK-Forum spontan und in überraschender Größenordnung fast zum Audi- und Porscheparkett, besser: zum Wohnzimmer.

Wendelin Göbel, VW-Generalsekretär und rechte Hand des VW-Konzernchefs Martin Winterkorn, blieb zwar nicht lange, ließ sich aber drei Hück-Bücher signieren. Audi-Betriebsratschef Peter Mosch hatte mehrere Betriebsratskollegen mitgebracht, die Audi-Belegschaft war sowieso bestens vertreten, Porsche-Chef Matthias Müller saß im Publikum und wurde im Verlauf des Podiumsgesprächs zwischen Uwe Hück und dem stellvertretenden Chefredakteur unserer Zeitung, Stefan König, immer wieder zum leise schmunzelnden Ansprechpartner.

Uwe Hück plauderte überaus offen aus seinem privaten Leben und seinem Berufsalltag, also von Porsche und der großen VW-Familie. In dieser gehe es ebenso zu wie in jeder richtigen Familie: Da habe jeder seine Eigenheiten, seine Vorzüge und Schwächen. Da werde bisweilen heftig gestritten, man einige sich aber immer wieder. Hück zu den Querelen zwischen Porsche und VW in den Jahren 2007 bis 2009: „Wer wen übernommen hat, ist nicht wichtig. Es ist gut, wie es ist. Wer heute VW angreift, greift mich an“, brachte sich der „Porscheaner aus tiefstem Herzen“ in Stellung. Auch bei anderen Fragen, einige davon aus dem Publikum, blieb der „100-Kiloauf-zwei-Meter-Mann“ keine Antwort schuldig, redete er als Betriebsratschef, als SPDler und Porsche-Angestellter Klartext, erzählte von flexiblen Arbeitszeiten, von Familienfreundlichkeit und Jugendförderung bei Porsche und davon, was noch zu tun sei.

 

Dabei ziehen sich wie dicke rote Fäden bestimmte Themen durch seine Antworten: Respekt beispielsweise. So heißt auch eine von ihm gegründete Initiative. Achtung vor der Arbeit anderer. Er sage zu Straßenkehrern: „Toll, dass Du diese Arbeit machst.“ und bei Sonderschichten gehe er ins Werk zum „Schaffe“, schwäbelt er. Hinterher verabschiedet er die Kollegen. Disziplin und Fleiß: „Ich mag keine faulen Leute. Fehler kann man machen. Das ist menschlich.“ Besonders liegt ihm die Förderung junger und benachteiligter Menschen am Herzen, sind ihm das Miteinander und soziale Engagement wichtig. Gleichgültigkeit bringt den ehemaligen Profi-Thai-Boxer auf die Palme: „Da versorgen die Eltern ihre Kids mit iPhone, Fernseher und sonst was, sperren sie ins Kinderzimmer und wundern sich, wenn sie gewachsen sind.“ Wäre er Jugendminister – „nur dieses nicht existierende Ministeramt interessiert mich“ –, würde er Sport in die Schulen bringen, weil die Kinder beim Sport die Aggressionen rauslassen und dafür hinterher besser aufpassen. Hück will Sportvereine fördern, Städten und Gemeinden dabei Beine machen. In Pforzheim hat er schon einmal gezeigt, wie die Methode Hück funktioniert. Mit Porsche-Geldern war er in Vorleistung gegangen, hatte den Bürgermeister in Zugzwang gebracht, Training und soziales Leben weiter zu ermöglichen. Das spiegelt Hücks Lebenserfahrungen wider, die er im Gespräch mit Stefan König offenbarte, und die in seinem Buch „Volle Drehzahl. Mit Haltung an die Spitze“ berührend nachzulesen sind. Elternlos in einem Kinderheim aufgewachsen, musste er sich seinen Platz erkämpfen, verschaffte sich über Sport, dem Thai-Boxen, Respekt und lernte dabei das, was er heute Jugendlichen immer wieder sagt: „Leben ist wie Fußball. Du spielst, um Tore zu schießen. Du wirst auch gefoult, stehst wieder auf, erleidest mal eine Ungerechtigkeit, kämpfst weiter.“ Dazu gehöre Disziplin und „ein bisschen Glück“.

Auch Glauben – die weniger bekannte Seite des so wortgewaltigen und kämpferischen Mannes: „Ich habe mit acht Jahren dem Herrgott das Versprechen gegeben, wenn er mir hilft, dann kümmere ich mich um den Mist hier.“ Das tut er. Unermüdlich, neben seinem mit viel Einsatz fordernden Beruf und seiner Familie, seiner Frau und den drei Söhnen. Und mit Verständnis für überforderte Erzieher angesichts eines schwierigen, sich verlassen fühlenden Kindes und auffälligen Jugendlichen. Das Buch, dessen Einnahmen Hück an Sozialprojekte spendet, sei „für Kinder geschrieben, die glauben, keine Chance zu haben“.

Darin werden diese lesen, dass Hück „nicht dazu geeignet ist, mit Wattebällchen zu werfen“, dass er Einsatz, Disziplin und Anständigkeit fordert. Doch gibt er Chancen und hilft. Wie den Jugendlichen, die nach der Lektüre des Buches zu ihm nach Stuttgart kamen und um Unterstützung baten. So entstand der Rap-Videoclip mit bewegend gespielten Stationen des ehemaligen Heimkindes, seines Aufstieges zum Thai-Boxer und an die Spitze von Porsche. Der Clip war ein gelungenes Intro zum „LeseLust“-Abend, mit dem Refrain „Du musst nach vorne schau’n, mutig sein“ und dem Schlusssatz „Das ist Uwe“.