Ingolstadt
Heißer Texas Boogie

"The Ice Queen": Sue Foley begeistert in der Neuen Welt

14.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:47 Uhr
Die kanadische Bluessängerin und Gitarristin Sue Foley trat beim Ingolstädter Bluesfest auf. −Foto: Foto: Leitner

Ingolstadt (DK) Ihr neues Album, das sie bei ihrem Blues-fest-Konzert in der Neuen Welt an diesem Abend vorstellt, heißt "The Ice Queen".

"Wir kommen aus Kanada. Mit Eis kennen wir uns aus", sagt die Gitarristin und Sängerin Sue Foley. Ja, und vor allem kennt Miss Foley, deren Wiege in Ottawa stand, Mittel und Wege, dies auch musikalisch umzusetzen.

Wenn es darum geht, einer Bluesgitarre "eisige" Klangfarben zu entlocken, kommt man an Albert Collins nur schwerlich vorbei. Auch Sue Foley erweist ihm ab der ersten Note bereits ihre Reverenz, kombiniert Collins' frostigen Sound jedoch schnell mit ihrer zweiten großen Liebe, dem feurigen Texas Boogie und Songs wie "Come To Me", "The Lucky Ones" und "Fool's Gold", bei deren Einspielung ihr Charlie Sexton, Jimmie Vaughan und Billy Gibbons zur Seite gestanden hatten. Als überaus versierte Vertreterin der Telecaster-Fraktion jagt sie ein ums andere Mal die für den Texas Style so typischen mächtigen und voluminösen Schall- und Druckwellen in den Saal, die ihre Wirkung selbstverständlich nicht verfehlen. Ja, diese zierliche Blueslady hat wirklich was auf dem Kasten und weiß, wie man ein Publikum knackt.

Über die Musik natürlich, aber auch über kleine, der intimen Atmosphäre geschickt angepasste Gesten. Sie kriegt den Spagat zwischen professionellem Entertainment und herzlicher Verbundenheit mit dem Auditorium ganz vorzüglich hin, und mit Tom Bona an den Drums und Leo Valvassori am Bass steht unter ihrer Führung ein kraftvoll zupackendes Trio auf der Bühne, das keine Wünsche offen lässt. Wo ihre Wurzeln liegen, erfährt man am ehesten über die akustischen Nummern im Mittelteil. Der "Cannonball Blues", dieser hinreißende Railroad-Song der Carter Family, und der "Me And My Chauffeur Blues" von Memphis Minnie weisen weit zurück in die erste Hälfte des vergangenen Jahrhunderts und sorgen für einen Augenblick des Innehaltens, ehe die schweren Grooves von "Gaslight" und "81" über einen hinwegrollen. Nun ist es in der Neuen Welt ja eher unüblich, dass die Bluesgemeinde auf den Tischen tanzt. Hier finden keine Partys statt, sondern Konzerte. Man hört erst einmal zu, und das ist weiß Gott nicht das Schlechteste, was man tun kann, wenn man sich mit Musik beschäftigt.

"Ihr seid ja ziemlich ruhig hier", stellt denn auch Miss Foley irgendwann mal fest. Wer genau zuhört, kriegt jedoch umso mehr mit, ob ein Künstler wirklich über Substanz verfügt oder nicht. Im vorliegenden Fall ist diese Frage freilich recht schnell und vor allem eindeutig geklärt ist. Am Ende nämlich geht es nicht unter drei Zugaben ab. Was aber nicht wirklich verwundert, denn das, was Sue Foley an diesem Abend in der Neuen Welt abliefert, ist schon allererste Sahne.

Karl Leitner