München (DK) Nach der Niederlage gegen Mexiko kann man der deutschen Nationalmannschaft durchaus mangelnde Ball- und Körperbeherrschung vorwerfen. Im Gegensatz zu Shakira, die anschließend in der ausverkauften Olympiahalle brillant aufspielt und sich zu bewegen weiß. 13000 Fans, darunter natürlich auch Anhänger beider Nationalmannschaften, die vom Public Viewing am Olympiasee herübergekommen sind, viele spanischsprachige und Latin-affine Besucher und ganze Familien füllen die Halle bis auf den letzten Platz.
Auch zahlreiche Kinder sind da, und man sieht sogar eigens mitgebrachte Sitze auf den Rängen. Und einen sehr jungen Fan mit Kopfhörern, der dann aber doch lieber "Spongebob" auf dem Smartphone schaut, während seine Eltern den Latin-Superstar aus Kolumbien feiern.
Im November musste Shakira das geplante Konzert wegen einer einer Stimmbanderkrankung absagen. Jetzt wurde es nachgeholt. Und Shakira ist von der ersten bis zur letzten Minute in Topform und schmeißt mit heißen Moves und heißen Rhythmen die perfekte Party. Passend zur "El Dorado World Tour" steht nach dem namensgebenden sagenhaften Goldland im Innern des nördlichen Südamerika das Edelmetall im Mittelpunkt der Show. Die beiden großen Rundleinwände haben Goldrahmen, das Mikro und die Gitarre, zu der Shakira später bei "Inevitable" greift, sind gülden, und ihr sich ständig bewegendes Hinterteil steckt in einer Gold-und Glitzerhose. Zum Hit "Whenever Wherever", zu dem Shakira einen beeindruckenden Bauchtanz hinlegt, funkeln Goldfontänen von der Decke. Heute ist tatsächlich alles Gold, was glänzt, und jeder Hüftschwung und jeder Hit, egal ob auf Spanisch oder Englisch gesungen, wird enthusiastisch beklatscht.
Getanzt wird sowieso allerorts, und viele der weiblichen Besucher entdecken die Latina in sich. Die Show ist perfekt durchgetaktet und wechselt rasant zwischen ruhigeren und groovigeren Titeln. Und da ja schließlich WM ist, kommen natürlich auch die beiden Fußball-Titel "La La La" in einer gekürzten Version und "Waka Waka (This Time For Africa)", 2010 der offizielle Fifa-Song, zum Einsatz und sorgen für noch mehr Stimmung.
Immer wieder tanzt die 41-jährige Kolumbianerin mit dem Strahlelächeln und der Löwenmähne zu den Fans über den Laufsteg in die Mitte der Halle. Bei allen Effekten mit Konfetti, Feuer und über Video mitsingenden Duettpartnern, wirkt die Show zwar hochwertig und edel(metallig), aber dank der spürbaren Begeisterung der Protagonistin immer menschlich und nicht zu perfekt. Laut einem besonders begeisterten, auf der Tour mitreisenden Fan ist heute auch Verwandtschaft von Shakira im Publikum. Vielleicht geht sie deshalb mehr aus sich heraus?
Für eine effektive Einlage geht es sogar kurz ans Schlagzeug - Shakira weiß sich in Szene zu setzen. Vor allem mit ihrer markanten, wieder gesundeten Stimme und ihrer beeindruckenden Physis. In nahezu jede erdenkliche Richtung kann und lässt sie Ober- und Unterkörper zur Musik kreisen, manchmal sogar beides unabhängig voneinander.
Nach zwei Stunden Hochglanz- und Hochleistungsbühnensport geht die Party mit "Hips Don't Lie" und "La Bicicleta" unter gewaltigen Glitzerkonfettiregen farben- und lebensfroh zu Ende. So lässt es sich feiern!
Martin Buchenberger
