Ausstellung
Eine inspirierende Künstlerfreundschaft

"Rot X Stahl": Eine bemerkenswerte Ausstellung in Ingolstadt zeigt Werke von Alf Lechner und Rupprecht Geiger

21.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:47 Uhr
Begehbare Installation: Die "Rote Trombe" von Rupprecht Geiger lädt den Betrachter zum spektakulären Farberleben ein. −Foto: Hammer

Ingolstadt - Sie leuchten, diese gigantischen Farbfelder. An der Fassade, im Innern des Museums. Meterhoch. In Pink, in kräftigem Rot. Farbige Kreise, in hellem Gelb, in knalligem Orange, drängen, fast dreidimensional, dem Licht entgegen, hängen Raum bildend und Raum füllend an den Wänden des Lechner-Museums in Ingolstadt.

So, als ob die Architekten Erhard und Florian Fischer das Gebäude vor 20 Jahren nicht nur für die Kunst Alf Lechners (1925-2017), sondern auch für Rupprecht Geigers (1908-2009) Werke als idealen Ausstellungsort geschaffen hätten. Damals, als die beiden Architekten die heruntergekommene Produktionshalle der Auto Union in einen schimmernden Kunst-Kubus verwandelt haben.

Das erste Mal sind die Werke des Farbmagiers Geiger im Museum an der Esplanade ausgestellt. Posthum geht somit ein großer Wunsch Lechners und Geigers, die jahrzehntelang freundschaftlich, in künstlerischer Auseinandersetzung und im intensiven Austausch verbunden waren, in Erfüllung, gemeinsam in diesen Räumen auszustellen. Die Enkelin Geigers, Julia Geiger, die auch das Geiger-Archiv in München-Solln leitet, und Daniel McLaughlin, Sohn Lechners und Kurator der Alf-Lechner-Stifung, haben diese bemerkenswerte und denkwürdige Ausstellung, "Rot X Stahl", gemeinsam zum 20-jährigen Bestehen des Hauses zusammengestellt.

Das Ergebnis ist eine Schau, die dem Einzelnen - Lechner und Geiger - in seiner Vielfalt gerecht wird, aber ebenso Gemeinsamkeiten aufzeigt und einen wunderbaren und geglückten Dialog zwischen den Werken dieser beiden Protagonisten der Abstraktion, deren Werke im öffentlichen Raum in München, in Ingolstadt und an vielen anderen Orten zu sehen sind, schafft.

Dafür präsentieren die Nachkommen eine Fülle an bedeutenden Werken - Zeichnungen, Skulpturen, Modelle, Bilder aus Öl und in Acryl, die "Shaped Canvases" - aus dem Nachlass der beiden Giganten, aber sie haben auch wahre Schätze gehoben und - unter teils großem logistischen Aufwand - nach Ingolstadt transportiert. Aus dem Archiv etwa kommen Geigers bis zu sechs Meter großen Farbfeldmalereien, aus dem Depot des Lenbachhauses in München Lechners "Stahlplatte Nr.3" von 1986. Hingucker im Erdgeschoss ist die sensationelle, begehbare Installation Geigers, die "Rote Trombe", unter der der Besucher ein spektakuläres Farberlebnis haben wird.

Die Ausstellung ist aber auch so etwas wie eine Doppelretrospektive. Sie zeigt die Entwicklung beider Künstler auf, spürt Rupprecht Geigers Leidenschaft für Farbe als Kraftquelle und speziell für Rot, "das high" macht, wie er einmal sagte, und der "Wandlung der Farbmaterie zum Farbgeist" nach. Und sie macht Lechners Credo von der "Komplexität der Einfachheit" und dessen Leidenschaft für Stahl, der ihm das "zuverlässigste Material" war, sichtbar. Von 2016 stammt das Zitat Lechners: "Kunst kann entstehen, wenn die Neugierde groß ist, wenn sie den Menschen nicht mehr in Ruhe lässt." Er mag dabei sicher auch an seinen Freund Rupprecht Geiger gedacht haben.

DK


Lechner-Museum, bis 14. Juni, Do bis So von 10 bis 17 Uhr. An diesem Sonntag findet eine Kombiführung statt, um 11 Uhr im Lechner-Museum und um 13 Uhr im Skulpturenpark in Obereichstätt. Weitere Infos: www.lechner-museum.de.

Katrin Fehr