Eichstätt
Die Beatles der österreichischen Kunst

14.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:52 Uhr

 

Eichstätt (DK) Eine gemeinsame Ausstellung zeigen derzeit die „Fab Four“, wie sich Ernst Arnold Bauer, Dieter Barth, Peter Kanhäuser und Horst Linhart in Anlehnung an die Popularität der musikalischen Vorbilder ihrer Jugend nennen, in Eichstätt. Zusammen haben sie in den 60er Jahren an der Linzer Kunsthochschule studiert. Bauer hat nun seine ehemaligen Kommilitonen eingeladen, Bilder in seiner Eichstätter Galerie art pure erstmals gemeinsam zu präsentieren.

Bereits beim Betreten von Bauers Reich wird deutlich, in welch unterschiedliche Richtungen Künstler sich trotz des gemeinsamen Studiums entwickeln können: Ihre Individualität drückt sich allein schon darin aus, wie die Bilder an den Wänden angebracht sind. Während Peter Kanhäuser und Horst Linhart ihre Werke in Reih und Glied aufhängen, sind die Arbeiten des Gastgebers und Dieter Barths in Petersburger Hängung: Groß- und kleinformatige Bilder bedecken in einem geordneten Durcheinander dicht gedrängt die Wände, wie eben in der Petersburger Eremitage.

Barth hat mehr als 20 Bilder mitgebracht, denen er teils eine satirische Note verpasst hat. Der 71-Jährige will dabei eines betonen: „Meine Bilder sind nicht boshaft, sondern eher ein bisschen hinterfotzig.“ In diesem Sinne lassen sich die „Charityladys“ auf seiner neuesten Federzeichnung das eine oder andere Gläschen schmecken („Das sind Suffragetten, wobei die Betonung auf Suff liegt“), während „Mozart Sisyphus“ tatsächlich eine Mozartkugel den Berg hinaufrollt. Österreichischer Schmäh in verbildlichter Form.

Von Horst Linhart gibt es vor allem autobiografische Illustrationen. Von ihm „erlebt, erschaut, erfühlt“ seien die Bilder, die im Atelier oder unterwegs zu Papier gebracht wurden – inspiriert von Reisen in den Fernen Osten oder nach Afrika. So finden sich im „Fernöstlichen Geheimnis“ Graphit-Zeichnungen indonesischer Puppen und javanischer Fischer vor einer Landschaft, die bei näherem Betrachten einem Frauenkörper entspricht, wieder.

Beeindruckend sind vor allem jene Arbeiten des 70-Jährigen, die als Mischung aus Acryl, Filzstift und Digitaldruck entstanden sind. Bilder, die teils gemalt, teils gezeichnet, teils am PC bearbeitet worden sind. Bilder, über die Computerfreaks dem Künstler zufolge sagen: „Das geht doch ganz schnell“ – bevor sie sehen, wie viel Arbeit in jedem einzelnen Werk steckt. Als Basis der Exponate wie dem kürzlich entstandenen „Sizilia“ mit sizilianischen Figuren dienten Fotografien, auf denen Linhart mit schwarzem Filzstift die Konturen verstärkt hat. Wie bei einem Scherenschnitt stechen die Linien hervor, die mit Acrylfarbe gefüllt worden sind, ehe das Bild eingescannt, neu ausgedruckt und wieder übermalt worden ist. Das Spannende: Da die Acrylfarbe wie eine Lasur wirkt, sind auch die Strukturen der darunterliegenden Farbschichten zu erahnen.

Peter Kanhäuser hatte für seine Bilder gleich mehrere Musen: Die Arbeiten seiner Mixed-Media-Serie „Homo Canis“ bilden seine Frau ab – und seine vier Hunde, mit denen er in Wels bei Linz lebt. Auch Kanhäuser arbeitete teils mit Fotografien als Grundlage, die mit dem Computer vergrößert, verkleinert oder verzerrt worden sind. Beim Bearbeiten der Fotos – Kanhäuser nennt dies „Malerei als Verfremdung“ – kam wohl der Grafiker in dem 66-Jährigen hervor: Mit kraftvollen schwarzen Strichen übertrug er die Energie seiner Tiere auf das Papier. „Hunde sind liebenswerte Geschöpfe, die auch anstrengend sein können“, sagt Kanhäuser an dieser Stelle über seine Schützlinge. Daneben weisen seine Bilder aber eher gedämpfte Farben auf. Mit bunten Tönen kann der Künstler einfach nichts anfangen.

Der Gastgeber ist seit vielen Jahren bekennender Wahl-Eichstätter – was auch in seinen Aquarellen zu erkennen ist. Ernst Arnold Bauer sitzt gerne im Café Schönblick und malt Ansichten der Stadt, seiner Einschätzung nach „ein Juwel des zarten Altmühltals“. Zart deshalb auch sind zum Beispiel die Farben seines Aquarells „St. Walburg“ mit einem Ausblick auf die Umgebung Eichstätts.

Viele Bilder Ernst Arnold Bauers thematisieren seine „Gedanken zum Selbst, die Frage nach dem Sein, nach der Selbsterkenntnis und der Göttererkenntnis“. So lässt er seinen blauen „Angel“ auf intensiven Acrylfarben zu Gott schweben, als „Symbol für alle Geistigen, wie sie alle Menschen sind, wenn sie die Selbsterkenntnis erreichen“.

 

Die Ausstellung der „Fab Four“ in Ernst Arnold Bauers Galerie art pure in Eichstätt, Ostenstraße 13, ist bis 7. Januar dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr geöffnet, samstags von 11 bis 13 Uhr.