München
Der bayerische Grundgrant

"Wahnsinn!" in München: Monika Gruber füllt vor ihrer einjährigen Kreativpause zweimal die Olympiahalle

12.12.2019 | Stand 23.09.2023, 9:50 Uhr
Monika Gruber −Foto: Klier (Archivfoto)

München - "Wahnsinn!" So heißt nicht nur das sechste Soloprogramm der oberbayerischen Kabarettistin und Schauspielerin Monika Gruber. Es ist tatsächlich ein Wahnsinn, welche Massen inzwischen zu den Auftritten der 48-jährigen Natur- und Spaßgewalt strömen. Zweimal hintereinander füllt das blonde boarische Energiebündel die Olympiahalle in München bis auf den letzten Platz.

Es hat wohl auch etwas mit Zeitgeist zu tun, dass neudeutsch sogenannte Comedians auf immer größeren Bühnen und in immer größerem Rahmen agieren, wie unter anderem das Beispiel des Berliner Kollegen Mario Barth zeigt.

Zeitgeist hin oder her, die Gruberin ist zu Recht dort, wo sie steht. Abgesehen davon nimmt sie auch gerade den Zeitgeist aufs Korn. Aktuelle Themen wie Klimaschutz, MeToo, Jugendwahnsinn, Nagelstudios nur für Männer, Alexa oder der von ihr besonders verabscheute Thermomix werden zwei Stunden lang derb, aber auch extrem witzig durch den Gruberschen Fleischwolf gedreht. Fleisch beziehungsweise der ihrer Meinung nach schon beinahe panische "dogmatische" Fleischverzicht ist ein weiteres Topic, das der auf dem elterlichen Bauernhof in Tittenkofen aufgewachsenen Spaßgranate am Herzen liegt. Nachdem der Münchner Liedermacher Roland Hefter das Mundart-affine Publikum, das mehrheitlich selbst Dialekt spricht, mit einem Kurzauftritt schon leicht in Wallung versetzt hat - "Ich muss Stimmung machen, sonst muss ich wieder der Moni ihr Auto im Leopardenslip waschen" -, bricht der Wahnsinn endgültig über München herein.

Ohne jegliche Showeffekte legt die Gruberin nur mit einem Headset bewaffnet in knalligem Rot los. Und sie redet sich schnell in Rage, geht es im aktuellen Programm doch um alles, was sie so aufregt. Und das ist eine Menge: Handys und permanent auf dem Display herumwischende Menschen, verweichlichte Männer und sich überall einmischende Eltern bekommen ihr Fett weg. Apropos Eltern - immer wieder bringt die Gruberin ihre Familie und ihren ländlichen Ursprung zur Sprache. Frage des Vaters: Schule? Antwort von Moni: Scho! Natürlich sind nicht alle Witze derart einfach, es geht auch hintergründig zur Sache. Politisch korrekt allerdings eher selten. Migranten und Merkel regen die Moni ebenso auf wie immer wieder dieser Thermomix. Es kommen aber auch große Weisheiten ans Tageslicht. So ist der Bayer mit seinem entspannten bayerischen Grundgrant in Wahrheit ein "Buddhist mit Bier". Oder: "Meine Oma sagte immer ,Es is net guad, wenn da Schoaß was wiegt. '"

Nach einer kurzen Pause meint Monika Gruber, die sich ihres Redeschwalls durchaus bewusst ist: "Is des net wahnsinnig anstrengend für Sie? " Ist es, denn es geht wirklich Schlag auf Schlag und eine gscherte Tirade jagt die nächste. Da ist es mehr als passend, dass die Moni zum Abschluss den Franky-Klassiker "My Way" auf "mir tuat des Mei weh" umtextet und durchaus passabel singt. Und trotz schmerzenden Mundwerks noch den Nancy Sinatra-Evergreen "Somethin' Stupid" zusammen mit Roland Hefter auf Bairisch zum Besten gibt. Dann hat der Wahnsinn ein Ende. Danke, Frau Gruber! 

Martin Buchenberger