Ingolstadt
Der Mann im Mond ist eine Frau

Tobias Hofmann bringt "Frau Luna" ins Große Haus des Stadttheaters

18.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:42 Uhr
Ein paar Berliner machen sich auf zum Mond - und entdecken eine skurrile Gesellschaft. −Foto: Avaliani

Ingolstadt (DK) Wie es auf dem Mond aussieht? "Bunt", sagt Tobias Hofmann. "Und ganz anders als auf der Erde." Der musikalische Leiter des Stadttheaters Ingolstadt inszeniert die Operette "Frau Luna", die am Samstag im Großen Haus Premiere hat.

Paul Linckes Operette, angesiedelt um die Jahrhundertwende erzählt die Geschichte einer Mondexpedition, für die der Berliner Mechaniker Fritz Steppke einen Stratosphären-Expressluftballon konstruiert hat. Eines Nachts macht er sich mit seinen beiden besten Freunden auf den Weg - und staunt nicht schlecht, als sich herausstellt, dass der Mann im Mond eigentlich eine Dame ist. Sie zeigt sich entzückt über den Besuch der Erdenbewohner - und hat bald nur noch Augen für Fritz Steppke. Aber der ist doch mit Mieze Pusebach verlobt! Trotz Mondelfen, Luftballett und pompösen interstellaren Festen müssen die drei Abenteurer irgendwann feststellen, dass es auf dem Mond nicht wirklich anders zugeht als zu Hause. "Die haben sogar die gleichen Beziehungsprobleme", meint Hofmann.

Er hat das Stück in der Entstehungszeit belassen. "Mir war wichtig, dass es einen großen Kontrast gibt zwischen dieser Berliner Welt und dem Mond, weil das schließlich auch eine Projektionsfläche ist. 1899 wusste man noch nicht so viel vom Mond", sagt Hofmann. Aber faszinierend fand man ihn schon. Schon Jacques Offenbach hatte 1875 sein Operettenpersonal auf den Mond geschickt. Die Vorlage dafür hatte Jules Verne 1865 mit seinem Roman "Von der Erde zum Mond" geliefert. Und weil in der Zeit nicht nur eine ungeheure technische Fortschrittsgläubigkeit, sondern auch ein großes Interesse an der Luftfahrt herrschte, wurden in der Folge in Berlin und anderen Metropolen "Mondrevuen" en vogue.

"Ich wollte einen ganz starken Kontrast", erklärt Hofmann. "Zunächst haben wir eine einfache Alt-Berliner Arme-Leute-Welt und die drei Berliner, die sich wahrscheinlich im Traum auf zum Mond machen. Und plötzlich landen sie in einem ganz anderen Farbspektrum. Diese Wesen sehen kurios aus - und trotzdem verhalten sie sich genauso wie die auf der Erde. Aber alle Figuren sind in die Fantasie der Zeit eingebunden."

Zunächst hatte Tobias Hofmann ein bisschen gezögert, als ihm die Produktion angetragen wurde. "Die meisten Aufführungen von ,Frau Luna' sind opulente Ausstattungsoperetten: großer Opernchor, großes Orchester, großes Ballettensemble. Ich dachte mir: Das geht hier nicht. Doch als ich mich ausführlicher mit dem Werk befasste, stellte ich fest, dass die Urfassung viel schlanker, gewitzter, charmanter ist als das, was sich in vielen Bearbeitungen über die Jahrzehnte daraus entwickelt hatte. Und dann stieß ich auf die musikalische Fassung von Johannes Roloff, die er für die ,Bar jeder Vernunft' geschrieben hat - für zwölf Instrumente. Und die hat mich letztendlich überzeugt." Und diese Fassung kommt nun in Ingolstadt auf die Bühne des Großen Hauses.

Tobias Hofmann selbst wird Abend für Abend am Schlagzeug sitzen. In der Rolle der Frau Luna wird man Antje Rietz erleben, die zuletzt als "Fee aus dem See" in "Monty Python's Spamalot" bezauberte, Peter Reisser schlüpft in die Rolle von Fritz Steppke und Richard Putzinger sorgt als Haushofmeister Theophil auf dem Mond für Ordnung. Wieder einmal darf das sangesfreudige Ingolstädter Ensemble zeigen, was in ihm steckt, schließlich kennt man "Frau Luna" vor allem wegen der vielen Ohrwürmer: "Berliner Luft", "Schenk mir doch ein kleines bisschen Liebe", "Schlösser die im Monde liegen" oder "Ist die Welt auch noch so schön".

Premiere ist am Samstag, 20. Oktober, um 19.30 Uhr im Großen Haus.
 

Anja Witzke