München
Metalbeben auf dem ehrwürdigen Königsplatz

Von Altersmüdigkeit nicht die geringste Spur - die Heavy-Metal-Ikonen Iron Maiden rocken am ersten Festivaltag das Rockavaria in München als krachenden Höhepunkt. <?ZuVor "8dp"> <DK-Autor> <?ZS> <?ZA> <?ZuVor "-9dp">Von Martin Buchenberger<?ZE></DK-Autor>

10.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:29 Uhr
Zwischen klassizistischen Bauwerken dröhnen E-Gitarren: Am Nachmittag sorgten zunächst unter anderem die Gruppen Monument, The Raven Age und Saltatio mortis (von links) für gute Stimmung - selbst als es anfing zu regnen. Richtig voll mit rund 20000 Besuchern wurde es allerdings erst am Abend beim Auftritt von Iron Maiden. −Foto: Fotos: Olfen

München (DK) Von Altersmüdigkeit nicht die geringste Spur - die Heavy-Metal-Ikonen Iron Maiden rocken am ersten Festivaltag das Rockavaria in München als krachenden Höhepunkt.

Seine Rocktaufe hat der Königsplatz schon vor längerer Zeit mit Konzerten legendärer Bands wie Black Sabbath und Aerosmith erfolgreich bestanden. An der Festivaltauglichkeit hingegen muss noch etwas gefeilt werden. Doch trotz einiger logistischer Schwächen geht der erste Tag der Rockavaria-Neuauflage relativ reibungslos über die Bühne. Die bedauerliche Absage der Toten Hosen als Headliner für den Sonntag aufgrund des Hörsturzes von Campino ist heute nur ein Thema am Rande. Ein Blick auf die Fanshirts macht klar: Es ist Heavy Metal- und Iron-Maiden-Tag!

Nachmittags warnt der Moderator auf der Hauptbühne noch vor der Sonne, "dem gelben Biest". Kurz vor Sonnenuntergang wählt man dann "The Number Of Beast". Zuvor eröffnen auf der "King's Stage" gegenüber den Propyläen Johnny Galllagher & The Boxtie Band mit an Creedence Clearwater Revival erinnerndem Bluesrock das Festival, vor einer noch sehr überschaubaren Menge. Für das erste Stimmungshighlight, besonders im Bereich des ersten Wellenbrechers, sorgen dann die Metaller von Tuxedoo. Seit dem 2015er Rockavaria-Newcomer-Contest sind die Bolzer in Lederhosen jedes Jahr dabei, außer natürlich 2017, als das Festival pausierte. Auf der zweiten Bühne, der idyllisch hinter der Glyptothek gelegenen "Green Stage", geht es in der Zwischenzeit mit Monument traditionell heavy zu.

Sänger und Sound der britischen Band erinnern frappierend an Iron Maiden. Dementsprechend werden die langhaarigen Herren vom Publikum gefeiert. Wenn auch nicht die Atmosphäre und Besetzung, so stellen sich dann aber die örtlichen Gegebenheiten der zweiten Bühne als Schwachpunkt heraus.

Die begrenzte Aufnahmefähigkeit und der große Andrang zu Bands wie Dragonforce sorgen für ersten Unmut bei den Besuchern. Umso mehr, als man zur Benutzung der sanitären Einrichtungen das Gelände wieder verlassen muss. Zum Ausgang kommt man dann aber nicht wieder rein, was für teilweise heftige Diskussionen mit den Ordnungskräften sorgt. "Wir befolgen ja auch nur unsere Anweisungen", meint einer. Der bringt auch die unglückliche Tatsache von drei unterschiedlichen Sicherheitsfirmen, die hier beschäftigt werden, zur Sprache. Auch an anderer Stelle müssen sich die Mitarbeiter einiges anhören, als sie trotz augenscheinlich vorhandener Plätze vorübergehend niemand mehr in den Wellenbrecher einlassen.

Auf der Hauptbühne macht unter anderem die Metalcore-Macht Killswitch Engage das sprichwörtliche Fass auf und sorgt für einen fröhlichen Moshpit. Selbst der einsetzende Regen kann der Stimmung nichts anhaben, auch als er kurzfristig etwas zunimmt. Und die Stimmung hält auch bei der folgenden Formation Arch Enemy um die wirklich brutal singende Alissa White-Gluz. Alles im grünen Bereich ist zwischenzeitlich bei der "Green Stage", wo in den Umbaupausen gerne mal Blasmusik von herumziehenden Musikanten zu hören ist. Die Verpflegung mit Essen und Getränken - darunter so obskure Kreationen wie der Wikinger Blut Slush - ist amtlich und ausreichend. Die bereitgestellten Toiletten hingegen eher weniger.

Doch aller Groll, ist schlagartig vergessen, als um 21 Uhr Iron Maiden unter voller Licht- und Soundproduktion die Bühne stürmen. Zur ersten Nummer "Aces High" schwebt eine Spitfire über der Bühne. Die Flugzeugaffinität der Band und vor allem ihres Sängers Bruce Dickinson ist ja hinlänglich bekannt. Dieser fliegt sogar den bandeigenen Jet, und als tagsüber ein Kleinflugzeug über dem Königsplatz kreist, wird er auch dort hinter dem Steuer vermutet. Selbiges hält er auch auf der Bühne trotz diverser Outfit- und Requistenwechsel fest in der Hand.Im Vergleich zu ihrem 2016er-Auftritt, der einige Längen hatte, geben die Briten heute Vollgas und lassen einen Hit nach dem anderen vom Stapel. "Two Minutes To Midnight", "The Trooper", "Fear Of The Dark" - die Masse tobt, und Einzelne nehmen sogar Superlative wie "Weltklasse" in den Mund. Und es ist wirklich großes Kino, was die eisernen Jungfrauen auf dem sehr gut gefüllten Königsplatz vokal, instrumental und showtechnisch abliefern. Feuer und Flammen kommen ebenso zum Einsatz wie das Bandmaskottchen Eddie. Pünktlich um elf beschließen Maiden mit "Run To The Hills" den ersten Rockavaria-Tag.

Martin Buchenberger