München
Brandgefährlich

Rammstein hüllen das Olympiastadion in Feuer und Flammen - Auftritt mit Härte und Humor

10.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:21 Uhr
Ein Spektakel: Rund 140000 Besucher kamen an zwei Abenden zu den Konzerten von Rammstein in das Olympiastadion in München. −Foto: Prager

München (DK) Wie gewohnt sagt Rammstein-Sänger Till Lindemann fast kein Wort während der spektakulären Show in der Landeshauptstadt.

Immerhin kommt ihm ein oder zwei Mal "München" über die Lippen. Rammstein und München haben eine lange gemeinsame Geschichte, hat man hier doch in den unterschiedlichsten Locations gespielt: Vom nur wenige Hundert Fans fassenden Strom, über den alten Flughafen in Riem im Vorprogramm der Punk-Ikonen Ramones und das Zenith in Freimann bis hin zur Olympiahalle.

Die erste Stadiontour in der Bandgeschichte führt die Berliner jetzt in das Olympiastadion und das gleich doppelt. An zwei Tagen entfachen Lindemann & Co. vor insgesamt knapp 140000 Menschen ein akustisches und optisches Feuerwerk, das seinesgleichen sucht. Bevor die 1994 gegründete Formation zwischen Kunst und Kontroverse das ausverkaufte Stadion metaphorisch und buchstäblich abfackelt, gibt es aber erst mal besinnliche Töne.

Auf einer kleinen Bühne intoniert das französische Duo Jatekok Rammstein-Titel auf zwei Klavieren. Das ist zwar klassisch und besinnlich, nur leider in diesem Rahmen etwas belanglos. Die ruhige Performance wird von den Massen kaum oder bestenfalls als Pausenmusik wahrgenommen.

Alle warten auf den großen Knall. Der kommt um 20.30 Uhr mit einer gigantischen Explosion und dem neuen Stück "Was ich liebe". Was folgt, ist eine oder zwei Lehrstunden in Sachen Pyrotechnik. Klassiker wie "Sehnsucht" und "Heirate mich" werden von einem Feuer- und Flammenfurioso begleitet. Und das nicht nur von der gigantischen Bühne aus, sondern auch von diversen Beleuchtungstürmen in der Arena. Immer wieder steigt von diesen schwarzer Rauch in den Münchner Nachthimmel.

Rammstein spielen zwar viel Neues, was aber die Effekte angeht, verlassen sie sich auf Altbewährtes. Wie Keyboarder Flake auf dem Laufband oder im Kochtopf zu "Mein Teil" mit Lindemann am Messer und Flammenwerfer als Anzünder. Bei der Horror-Nummer "Puppe" kommen neue Musik und neuer Gimmick zusammen. Wenn Till Lindemann "Und dann reiß' ich der Puppe den Kopf ab . . . " singt, dabei ein riesiger Kinderwagen in Flammen aufgeht und schwarzes Konfetti die gruselige Szenerie abrundet, ist das schon sehr wirkungsvoll.

Neben Härte beherrschen Rammstein aber auch Humor. Das im Vorfeld heftig diskutierte "Deutschland" wirkt in der Remix-Version von Gitarrist Richard Z. Kruspe vom Band und vier hampelnden Gestalten in Leuchtanzügen eher witzig als kontrovers. "Deutschland" wird anschließend live in der Vollversion begeistert mitgesungen, wie viele der neuen und alten Titel.

Spaßig ist auch, wenn die Band nach einem klassischen Intermezzo mit den beiden Pianistinnen auf der Mittelbühne von dort mit Schlauchbooten zurück über die Menschenmassen rudert. Wieder auf der Hauptbühne werden noch mal alle Register gezogen. Zu "Pussy" kommt die legendäre Penis-Kanone, die nicht mehr ganz so phallisch aussieht wie früher, zum Einsatz und für "Rammstein" und "Ich will" werden die Gashähne aufgedreht. Das Stadion "brennt" lichterloh. Finale Donnerschläge beenden den ersten von zwei triumphalen München-Auftritten. Was für ein Spektakel!

Martin Buchenberger