München
Bogners Stil

Das Bayerische Fernsehen zeigt "München Grill"

19.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:58 Uhr

München (DK) Zwei Jahre ist es her, da eröffnete Franz Xaver Bogner "Monis Grill" in der ARD.

Es war ein Mix aus realem Talk und fiktionaler Serie - ein Experiment, das misslang. Denn die beiden Elemente fanden keine Bindung zueinander. Bogner, Macher der kultigen 68er-Serie "Irgendwie und sowieso", der Liebeserklärung ans Münchner Schlachthofviertel "Zur Freiheit" und der preisgekrönten Polizeiserie "München 7", hat darauf reagiert und sein Serienlokal renoviert. Rausgeflogen ist der Talkpart, geblieben ist das, was der bayerische Autor und Regisseur beherrscht wie kaum ein anderen: kleine, feine Alltagsgeschichten.

Mit dem neuen Konzept gibt es auch einen neuen Titel: "München Grill". Der Schauplatz ist geblieben: das Lokal am Viktualienmarkt. Doch personell hat sich etwas geändert. Ex-Namensgeberin Moni ist weg, sie ist "stiften gegangen" mit einem Mann. Fanny (Christine Eixenberger) ist da. Sie ist die neue Geschäftsführerin, Ende 20, kommt vom Land nahe Schliersee und ist dort gerade erst mit einem Lokal gescheitert. Ihren Job verdankt sie dem schmierigen Brauereivertreter Filbinger. Toni (Christine Neubauer) muss sich im Lokal mit der Neuen arrangieren. Die Wirtsstube ist Fannys Reich, in der Küche hat weiter Toni das Sagen. "Das einzige Gemeinsame zwischen uns ist die Farbwahl der Toiletten", bringt Fanny das Verhältnis der beiden auf den Punkt. Dritte im Bunde ist Christa (Sarah Camp), Tonis Mutter, die für die Buchhaltung zuständig ist und sich als Oma um Tonis Tochter Consuela und Monis Adoptivsohn Hermes kümmert.

Geschichten mit Bodenhaftung im bayerischen Dialekt - das ist Bogners Stärke. Deshalb ist er auch aus dem Ersten ins Bayerische Fernsehen zurückgekehrt, kann so besser mit regionalen Themen und Befindlichkeiten spielen. Vieles wirkt dadurch freier und unverkrampfter. Prominente Gäste gibt es auch weiterhin, sie sind aber besser in die Handlung eingebunden. Zum Auftakt schaut Kabarettist Christian Springer vorbei, es folgen Marianne Sägebrecht, Andreas Giebel, Uschi Glas, Max Schmidt und Sigi Zimmerschied.

Und noch ein in und um München bekanntes Gesicht tummelt sich im Lokal: Pfarrer Rainer Maria Schießler, über den Oma Christa sagt: "Der ersetzt bei uns daheim das fehlende Mannsbild". Die bayerischen Größen schlüpfen nicht in Rollen, sie spielen sich selbst. Die Dialoge werden - im Gegensatz zum Vorläufer - auch nicht mehr improvisiert, sie wurden gescriptet. Die Gast-Auftritte sind von unterschiedlicher Qualität: Andreas Giebel (Folge 3) fügt sich wunderbar in das Konzept ein, wenn er in sich ruhend im Lokal sitzt, sein Gulasch isst, das er als "Gulasch plus" bestellt, was soviel heißt wie Gulasch und eine halbe Bier, und über Männer und Frauen und die Liebe philosophiert. Bei "Out of Rosenheim"-Marianne-Sägebrecht oder "Zur Sache, Schätzchen"-Uschi-Glas wirken die Gastauftritte etwas ungelenk, sie kommen mit dieser Form sichtlich nicht so zurecht.

Anders Christine Eixenberger. Die Kabarettistin und Schauspielerin (kürzlich in der ZDF-"Herzkino"-Reihe) ist als Fanny ein starker Gegenpart zu Toni. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, liefert sich witzige Wortduelle, ist sympathisch, frech und frisch. Ein guter Griff. Drumherum fährt Bogner wieder Schlitzohren, Verlierer, Lebenskünstler und Bürokraten auf, erzählt kleine Geschichten, mit liebevollem Blick fürs Detail und die Charaktere. Fazit: Die Renovierung ist geglückt, der typische Bogner-Stil ist wieder da, und durch die rein fiktionale Form gibt es deutlich mehr Erzählfluss.

Ab heute, sechs Folgen, immer freitags, 20.15 Uhr, Bayerisches Fernsehen.

Volker Bergmeister