Ingolstadt
Assoziationsreiche Spurensuche

Die Documenta-Künstlerin Haris Epaminonda stellt im T25 in Ingolstadt aus - Finisage am 19. Januar

11.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:37 Uhr
Zeitreise: Eine der vielen Filmszenen aus der Videoarbeit "The Chapters" von Haris Epaminonda, rechts im Bild. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Es war das Jahr der Documenta-Künstler im Tongewölbe 25, kurz T25, in Ingolstadt.

Zunächst stellte im Frühjahr in der Galerie an der Theresienstraße 25 Daniel Gustav Cramer aus, später im Jahr Haris Epaminonda. Das Künstlerpaar hat bei der Documenta 2013 im alten Bürogebäude im Nordflügel des Kulturbahnhofs gemeinsam ausgestellt und ist häufig bei Gemeinschaftsausausstellugen zu sehen. Nun also Ingolstadt, zeitversetzt.

Hier hat die 1980 in Nikosia auf Zypern geborene Fotografin, Videokünstlerin und Multimediakünstlerin die beiden Räume des Kleinods im Hinterhaus in eine begehbare Rauminstallation verwandelt: eine Kombination von wenigen Skulpturen, Objekten, Gegenständen und viel Filmmaterial. Dabei hat Epaminonda für das Ingolstädter Sammlerehepaar Manuela und Andreas Wittmann exklusiv eine Arbeit geschaffen, hat aus ihrer vierstündigen Videoarbeit, "The Chapters", eine komprimierte Fassung von einer Stunde und 32 Minuten geschnitten. Und wie die Aufnahmen damals bei der Entstehung, sei auch der Prozess der Reduzierung ein (neuer) künstlerischer Akt gewesen, erzählt sie. Entscheiden, welche Szenen weggelassen werden, welche aufeinanderfolgen. Für ein Kunstprojekt haben sie und Daniel Gustav Cramer einmal während ihrer vielen Reisen Buchläden besucht und immer ein Buch mitgebracht. Später lösten sie die Bände auf und haben sie zu einem neuen Buch gebunden. Dann lagen plötzlich zwei Seiten nebeneinander und erzählten eine kleine, eine andere Geschichte.

Drehort für "The Chapters" war die Heimat der Künstlerin, verschiedene Orte, Landschaften auf Zypern. Sie hat nicht nur mit Schauspielern, sondern auch mit Laien, Bewohnern der Insel, gedreht. Manches ist konzeptionell, inszeniert, entstanden. Vieles aber auch intuitiv. Es sind teils ruhige Sequenzen von Meer, wüstenähnlichen Landstrichen, Licht, Sonne, archaisch anmutende Masken, Bewegungsabläufe, Tänze. "Es sind auch Bilder, die sich in meiner Kindheit in meinem Gedächtnis festgesetzt haben", erzählt Haris Epaminonda, die einerseits das Prozesshafte, das Unkontrollierbare fasziniert, aber gleichermaßen eine akurate Kunstarbeiterin ist. Die Musik wurde von Part Wild Horses Mane On Both Sides, den Soundkünstlern Kelly-Jayne Jones and Pascal Nichols, komponiert. Unterstützt wurde das immense Werk vom Kunsthaus Zürich, dem Zentrum für zeitgenössische Kunst in Nicosia, der Organisation Modern Art in Oxford und der Fondazione Querini Stampalia in Venedig.

Letztlich interessiert die Künstlerin - die 2007 mit 25 Jahren den zypriotischen Pavillon auf der 52. Biennale in Venedig bespielte, was ihr in Folge internationalen Erfolg brachte -, wie sie ohne eine klassische Narrative emotionale Bildfolgen kreiert, die den Betrachter auf unterschiedlichen Sinnes - und Bewusststeinsebenen berühren oder ansprechen. Sei es etwa einerseits im Film mit mystisch anmutenden Tänzen und ritualähnliche Situationen, andererseits mit den im Raum verteilten Objekten. "Ich glaube, diese einfachen archaischen Dinge erinnern den Betrachter daran, woher er kommt und dass es eine Geschichte gibt, an der er für einen kurzen Moment teilnehmen kann. Ganz gleichgültig, ob diese Objekte aus Asien oder Afrika stammen, irgendwie sind sie alle miteinander verknüpft und verbinden so die Menschen, die sie vor tausenden Jahren geschaffen haben", hat sie einmal gesagt. Und so begibt sich der Betrachter auf eine intensive und assoziationsreiche Zeitreise und Spurensuche. Haris Epaminonda macht viele Andeutungen, die Antworten bleiben dem Besucher überlassen, der daraus eigene Geschichten entwickeln kann.

T25, Ingolstadt, bis 19. Januar, an diesem Samstag von 16 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung. Am Samstag, 19. Januar, findet ab 16 Uhr die Finissage statt.

Katrin Fehr