Waidhofen
„Seine Augen haben immer so gestrahlt“

Zum überraschenden Tode des Schauspielers Ferdinand Schmidt-Modrow

17.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:11 Uhr
Ferdinand Schmidt-Modrow ist tot. Der Rachelsbacher Schauspieler wurde am Donnerstag völlig überraschend aus dem Leben gerissen. Er wurde nur 34 Jahre alt. −Foto: Markus Wagner/Agentur Heppeler

Er wird bleiben. Er war Simon Brandl, der Pfarrer von „Dahoam is Dahoam“. Er war der Rocky aus der „Beste ...“-Trilogie von Marcus H. Rosenmüller. Für seine Freunde und Kollegen war er einfach der Ferdi, ein kreativer, fast immer fröhlicher Zeitgenosse. Der beliebte Schauspieler Ferdinand Schmidt-Modrow, aufgewachsen in Waidhofen bei Schrobenhausen, ist tot. Er wurde am Mittwoch völlig überraschend aus dem Leben gerissen, im Alter von gerade mal 34 Jahren. Wie der Bayerische Rundfunk mitteilt, starb er an einer nicht erkannten Vorerkrankung.

Als sich die Nachricht vom frühen Tod des hoffnungsvollen Talents und Jungstars am Freitag in Windeseile verbreitete, löste das Entsetzen, geradezu Schockstarre aus, natürlich im näheren Umfeld, aber auch bei Hunderten Schauspielerkollegen und Tausenden Fans, gerade aus der riesigen „Dahoam is Dahoam“-Familie. Einen unkonventionellen Pfarrer gab er dort, der mit Schwester und gutem Freund in einer WG lebt, Markenzeichen: die roten Turnschuhe. Unter den Kollegen und bei den Fans hatte sich Schmidt-Modrow einen herausragenden Ruf erarbeitet. Freundlich, herzlich, überhaupt nicht abgehoben – das sind Attribute, die seinen Kollegen einfallen, wenn sie über ihn reden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Die Nachricht macht uns fassungslos und tief traurig", erklärte auch Daniela Boehm, Redakteurin von „Dahoam is Dahoam“ in einer ersten Reaktion. Bei allen am Set sei er „sehr beliebt und stets ein Garant für positive Energie und gute Laune", gewesen. Und Bettina Ricklefs, BR-Programmbereichsleiterin Spiel-Film-Serie: „Er war ein unglaubliches Ausnahmetalent und ein bayerischer Schauspieler, wie man ihn sich nur wünschen kann: ein wunderbarer Komödiant, aber auch im dramatischen Fach zu Hause.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zur Welt gekommen ist Ferdinand Schmidt-Modrow am 30. April 1985 in Aichach. Er wuchs mit seiner Familie in Waidhofen auf, ging in Schrobenhausen ins Gymnasium, spielte in der Band Next Day Broken, war Fechter beim SSV, begeisterte früh beim ambitionierten Schultheater – und tauchte eines Tages in einem Kinofilm auf. 2005 kam „Grenzverkehr“ auf die Leinwand, da war er 20, und spätestens da war die Saat für seinen weiteren beruflichen Werdegang gelegt. Kein leichter, wie sich herausstellte, nur wenige Schauspieler können mit ihrer Leidenschaft tatsächlich ihr Auskommen bestreiten, Ferdinand Schmidt-Modrow aber schwamm sich nach und nach frei.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2007 wurde er für seine Rolle als Rocky in der „Beste ...“-Trilogie beim Förderpreis Deutscher Film nominiert. 2008 war er an der Seite von Jürgen Vogel im Kinofilm „Die Welle“ zu sehen, in den Jahren seines Schauspielstudiums und danach tauchte er immer wieder im Fernsehen auf, mal bei den „Rosenheim Cops“, bei „Sturm der Liebe“ oder auch beim Starkbieranstich am Nockherberg, in Kurzfilmen, beim „Komödienstadel“. Und er machte Kleinkunst, mal zusammen mit Allrounder Sascha Fersch, mal mit dem Schauspieler und Regisseur Harald Helfrich, den er nicht erst seit „Dahoam is Dahoam“ kennt. Und immer begeisterte er mit seiner Professionalität, mit seiner Natürlichkeit und Bescheidenheit. Helfrich beschreibt ihn als jemanden, „der sich nicht in den Vordergrund spielte, sondern ein Auge für alle hatte“. Und er muss an die Abende denken, bei denen Ferdi die Gitarre zur Hand nahm und gesungen hat. „Unaufgeregt, natürlich und selbstverständlich, so wie er halt war. Ich bin sehr traurig“, sagt er.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Seit ich es vorhin erfahren habe, lese ich im Internet über ihn“, sagte Christine Reimer am Freitag, die bei „Dahoam is Dahoam“ die Monika Vogl spielt, eine der Hauptrollen. „Ich kann es einfach nicht glauben.“ Drei Jahre arbeiteten sie zusammen am Set der Soap. „Das kommt mir viel länger vor, das ist so unwirklich“, sagte sie, geschockt wie alle.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die ihn kannten, wissen: Ferdinand Schmidt-Modrow, der fröhliche, freundliche junge Mann, war im Aufbruch, voller Ideen und Tatendrang, angekommen in seinem Leben als Künstler – und meilenweit davon entfernt, die Bühne, die er eben erst erklommen hatte, wieder zu verlassen. Dass es dazu nun kam, hinterlässt Fassungslosigkeit allerorten. „Seine Augen haben immer so gestrahlt“, schrieb jemand in einem „Dahoam is Dahoam“-Fanforum, „in Lansing wird etwas fehlen. Ruhe in Frieden.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im September noch mit Fans beim DK-Promiwandern

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Noch im September ging Ferdinand Schmidt-Modrow mit Fans auf eine Tour rund um Eichstätt. Beim DK-Promiwandern erwies sich der 34-jährige Schauspieler als Star zum Anfassen und stand den Teilnehmern Rede und Antwort.