Metall- und Elektroindustrie
Warnstreiks in der bayerischen Metallindustrie ab Samstag

28.10.2022 | Stand 28.10.2022, 22:43 Uhr

Kurz vor Ablauf der Friedenspflicht legen die Metall-Arbeitgeber in Augsburg ein Angebot vor. Die IG Metall spricht von Provokation und kündigt Arbeitsniederlegungen an.

Der bayerische IG-Metall-Chef Johann Horn hat Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie angekündigt. Das von den Arbeitgebern am Donnerstag in Augsburg vorgelegte Tarifangebot einer Einmalzahlung von 3000 Euro und einer späteren, noch unbezifferten Tabellenerhöhung sei «eigentlich gar kein Angebot» und provoziere den Widerstand der Beschäftigten. «Mit Ablauf der Friedenspflicht in der Nacht auf Samstag beginnen wir in Bayern mit Warnstreiks», sagte Horn.

Kurz vor Ablauf der Friedenspflicht hatten die Arbeitgeber in Bayern und drei weiteren Tarifbezirken ein Angebot vorlegt. Wie ihre bayerische Verhandlungsleiterin Angelique Renkhoff-Mücke in Augsburg sagte, würden die Beschäftigten eine steuer- und abgabenfreie «Inflationsausgleichsprämie» von 3000 Euro erhalten. Zudem stellte sie eine Tabellenerhöhung in Aussicht. Über deren Höhe und Zeitpunkt müsse verhandelt werden.

In der von der Gewerkschaft angestrebten Tariflaufzeit von zölf Monaten «wird es kein Wachstum geben, was verteilt werden kann», sagte sie. Bei der von den Arbeitgebern angestrebten Laufzeit von 30 Monaten aber «ergeben sich Spielräume für einen tabellenwirksame Entgelterhöhung». Angesichts der erwarteten Rezession fordern die Arbeitgeber auch eine Differenzierung des Tarifvertrags je nach der unterschiedlichen Lage der Betriebe sowie ein Verfahren für den Fall einer Gasnotlage.

IG-Metall-Bezirkschef Horn sagte, damit hätten die Arbeitgeber die Chance versäumt, einer Lösung näherzukommen. «Die Menschen brauchen jetzt eine deutliche prozentuale Entgeltsteigerung und nicht irgendwann 2024.» Die Lage der Branche sei deutlich besser als von den Unternehmen dargestellt. «Unsere berechtigte Forderung nach acht Prozent mehr Geld für die inflationsgeplagten Beschäftigten ist von den Unternehmen absolut leistbar.»

Weder für die 3000 Euro noch für die in Aussicht gestellten unbezifferten Tabellenerhöhungen habe der Verband der bayerischen Metall- und Elektroindustrie Zeitpunkte genannt. Mit variablen Entgeltbestandteilen je nach Betriebslage würde «die flächendeckende Auszahlung des Weihnachtsgeldes zur Disposition» stehen. «Die Arbeitgeber spielen offensichtlich auf Zeit», sagte Horn. Für Beschäftigte in unteren Entgeltgruppen sei die Lage existenzbedrohend - die Arbeitgeber seien sich offenbar ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht voll bewusst.

Vor Beginn der dritten Tarifrunde hatten annähernd 2000 Menschen vor dem Versammlungsort in der Augsburger Maximilianstraße für die IG-Metall-Forderungen demonstriert. Mit Blick auf die angekündigten Warnstreiks sagte Horn: «Die Beschäftigten sind hoch motiviert und gut vorbereitet.»

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